1. Bundesliga, Saison 2017/18

  • Das Geheule wie schlecht die Bundesliga angeblich ist, kann ich wirklich nicht mehr hören. Dieses "früher war alles besser" Gerede ist weder richtig noch führt es zu was.


    Dass der Bundesligafußball qualitativ schwächelt und sich dies zunehmend auf europäischer Ebene bemerkbar macht, sehe ich allerdings genau so.
    Nur aus völlig anderen Gründen als denen, die hier diskutiert wurden/werden.


    Verantwortlich für diesen Qualitätsschwund ist imho in erster Linie eine stattliche Anzahl fußballerisch abgetakelter sogenannter "Traditions"-Vereine.
    Die nur aus einem einzigen Grund (immer wieder) in der Bundesliga glauben mitwürgen zu dürfen, nämlich wegen ihrer irgendwann im vergangenen Jahrtausend einmal gezeigten hochentwickelten Spielkultur, und wegen ihrer ebenfalls fast durchweg im vergangenen Jahrtausend errungenen Titel.
    Allen voran der 1.FC Nürnberg, der 1.FC Köln, der 1.FC Kaiserslautern, der Hamburger SV, der VfB Stuttgart, Eintracht Frankfurt, Bor. Mönchengladbach und Schalke 04.


    Sie alle produzieren im jetzigen Jahrtausend nur mehr rennenden, kämpfenden, sich im und vor dem eigenen Strafraum verbarrikadierenden und auf sogenanntes "Umschalten" reduzierenden Brechreiz-Bundesliga-"Fußball".
    Von deren ohne jede Frage feiner Spielkultur vergangener Zeiten ist nichts, aber auch rein gar nichts mehr zu sehen.
    Zur fußballerischen Weiterentwicklung des Bundesligafußballs leisten sie NULL Beitrag.
    Bedingt durch die jährlich wiederkehrende Existenzangst, den mit Ausnahme des HSV von allen Anderen bereits erlebten Abstiegen (Nürnberg 8, Köln 5, Frankfurt 4, Schalke und Kaiserslautern je 3, Mönchengladbach und Stuttgart je 2) könne aller zwischenzeitlichen tabellarischen Höhenfluge bis hin zu Europacup-Abenteuern zum Trotz ein weiterer Abstieg folgen.
    Womöglich der eine Abstieg zu viel, welcher dem betreffenden Verein das Genick bricht; ein Schicksal, welches derzeit dem 1.FC Kaiserslautern droht.


    Indem diese Vereine nach jedem ihrer (insgesamt 27) Abstiege immer und immer wieder in die Bundesliga zurückgeschrieben, zurückconnected, zurückgehyped und zurückgemaggelt wurden und werden, bleibt der Bundesliga so manch fußballästhetisch besserer Verein vorenthalten, indem solche mit wesentlich weniger Bundesligajahren auf dem Buckel entweder aus der Bundesliga absteigen oder gar nicht erst aus der 2. Liga aufsteigen.
    Denn es ist längst nicht nur die Spielkultur einer TSG Hoffenheim oder von RB Leipzig, die sich so wohltuend von dem Gewürge des müde vor sich hinstagnierenden Traditionalisten-Kicks wohltuend abhebt.
    Ob der SC Freiburg mit seinem nimmermüden fußballerisch hochwertigen Nachwuchsquell als aktueller Bundesligist, ehemalige Bundesligisten wie der Karlsruher SC oder der FC Ingolstadt, oder selbst Zweit- und Drittligisten, die noch nie in der Bundesliga gespielt haben wie der 1.FC Heidenheim oder die SG Sonnenhof, sie alle tragen aufgrund ihrer sehr gepflegten Spielweise wesentlich mehr zur Weiterentwicklung des deutschen Fußballs bei, als die sich selbst und den deutschen Fußball gleich mit abwrackenden Altvorderen.


    Hier im Forum wird immer wieder mal geschrieben, es sei doch besser, wenn z.B. Köln nicht absteigen würde, sondern in der Bundesliga bliebe.
    Mit der Begründung, weil Bayer 04 dadurch leichter mehr Punkte holen könne.


    Das genaue Gegenteil ist jedoch der Fall.
    Jeder Bundesligist, der sich aus oft unbewusster weil tief sitzender Angst vor dem (erneuten) Verlust der, wie er irrtümlich glaubt, ihm aufgrund seiner Tradition doch für immer und ewig verbrieft zustehenden Erstklassigkeit weigert, sich am spieltechnisch höheren Niveau der Spitzenclubs zu messen und sich dementsprechend auch selbst spieltechnisch weiterzuentwickeln, ist ein Bundesligist zu viel.
    Die Leidtragenden sind jene wenigen Spitzenvereine, welche den deutschen Fußball in diesem unserem Jahrtausend in schöner Regelmäßigkeit im Europacup vertreten sollen.
    Im Europacup werden sie in jedem einzelnen Spiel auf höchstem spieltechnischem Niveau gefordert.
    In der Bundesliga hingegen sind es allenfalls 20 von 34 Spielen, in denen sie adäquat gefordert werden.


    Wer in der Liga aber in 14 oder sogar noch mehr Spielen qualitativ nach unten gezogen wird, anstatt vom ersten bis zum letzten Spieltag wenigstens annähernd auf Augenhöhe gefordert zu werden, dessen eigene Qualität muss auf Dauer leiden.
    Die Quittung erfolgt im Europacup.
    Dabei ist nicht eine Ausnahme-Saison des Scheiterns von EC-Underdogs wie die jetzige 2017/18 das Hauptproblem, sondern die zunehmende EC-Chancenlosigkeit der noch nach der Jahrtausendwende in CL-Endspielen befindlichen EC-Dauerabonnenten aus DO und LEV.
    Selbst der national so dominant wie nie zuvor auftretende FC Bayern sieht sich mittlerweile mit dem Problem konfrontiert, sich aus der fast wöchentlichen Bundesliga-Unterforderung heraus nicht mehr in dem Maße auf das ihn fordernde CL-Niveau hinaufhieven zu können, welches es bedürfte, um im CL-Titelkampf mithalten zu können.


    Das Fazit spiegelt sich nicht zufällig in der aktuellen Bundesliga-Tabelle und muss dementsprechend klar formuliert werden:
    Vereine wie der 1.FC Köln und der Hamburger SV gehören nicht in die Bundesliga.
    Sie schaden dem deutschen Fußball auf nationaler und internationaler Ebene.
    Was es in der Bundesliga statt dessen wirklich braucht, sind viel mehr Vereine, die jeden Gegner vor allem in fußballtechnischer Hinsicht wöchentlich hart fordern, an seine Grenzen gehen zu müssen.
    Vereine der Marke Freiburg, die ihre anspruchsvolle Fußballphilosophie spielerisch und unbeschwert umsetzen, ohne jedwede Ängste vor Prestigeverlustes wegen etwaigen zwischenzeitlichen Verlustes der Erstklassigkeit.


    Nur eine mit vor technischer Qualität und Spielfreude sprühenden Vereinen bestückte, frei von jedwedem leistungshinderlichen Traditions-Brimborium aufblühende Bundesliga kann sich aus ihrem derzeitigen Fußballphlegma befreien und sich ihre europäischen Ansprüchen genügende Qualität zurückerarbeiten.
    Wollen wir das Beste hoffen.

    Bayer 04 Leverkusen.
    Weil seit 1904 drin ist, was drauf steht.

  • Mit Hoffenheim und Leipzig hast du dir aber gerade die Vereine rausgesucht, die durch Gönner finanziell unabhängig waren. Die konnten und wollten sich junge, schnelle, technisch versierte Spieler leisten. Die Parallelen gibt es nicht zuletzt durch die dortige Tätigkeit von Ralf Rangnick. Dann kann man so einen Fußball auch spielen.


    Ändert aber nichts daran, dass die Traditionsclubs in der Vergangenheit viel falsch gemacht haben. Wenn man allein die Unterstützung von Kühne beim HSV sieht und was sie Jahr für Jahr daraus machen. Oder wie sich der FC durch einen schlechten Transfersommer das Leben schwer macht.

  • Es mag auch dazu beitragen, wobei es dann doch so sein müsste, das Qualität der "Besseren" sich doch durchsetzen müsste... tut es nur nicht in den Umfang.


    Ein großes Problem ist unteranderem auch Bayern München. Die Anziehungskraft und die finanzielle Macht auf der einen Seite (viele Spieler zieht es nach München) und die mediale Dauerinarschkriecherei auf der anderen Seite zementieren den Status. Alleine die Vorteile die sie sich durch Schiedsrichterleistungen (im Zweifel für die Bayern, auch außerhalb des Zweifels) rausholen, die über eine Saison schonmal 4-6 Punkte mindestens ausmacht, hilft diesen. Auch die Kartenverteilung, wie oft hätte in der Vergangenheit Boateng, Ribery und Vidal eine rote Zwangspause bekommen müssen und haben es nicht. Das ist Wettbewerbsverzehrend.
    Durch den Wegfall nach ca. 2/3 der Saison (mehr oder weniger in den letzten Jahren) des nationalen Wettbewerbes, fehlt die Wettkampfpraxis den Bayern. Das wiederum schwächt das ganze Niveau der Liga. Zwar immer nur Stück für Stück, aber über die Jahre gesehen, dann doch im auswirkend. Stark war die Liga immer dann, wenn es ein Konkurrent geschafft hat über die gesamte Länge des Wettbewerbes den Bayern Parolie zu bieten. Leider mit dem Ergebnis das die Bayern dann extrem nachrüsten bzw. den direkten Konkurrenten schwächen, indem man Schlüsselspieler von diesen abwerbt.

  • Bergischer Löwe:
    Selbst wenn das mit der Qualität stimmen würde (denn eigentlich vergleichst du nur 2 Spielstile, die DIR verschiedenen gut gefallen, miteinander), kann ich nicht ganz verstehen, dass du ausgerechnet Hoffenheim und Leipzig als Beispiele heranziehst. Die beiden sind ja wohl Musterbeispiele für Gegenpressing- und Umschaltfußball, auch wenn sie sich dafür technisch sehr versierte Leute holen.


    Ich verstehe auch das Argument der Unterforderung nicht. Was ist denn da in anderen Ländern anders? In wie vielen Spielen ihrer Liga werden denn die Spitzenvereine in England oder Frankreich oder Spanien gefordert? Das scheint, wenn man die Erfolge der Spanier anschaut, nicht der Grund zu sein.

    Gonzo, gib Gas! Wir wollen hier gewinnen!



    Bayer Schneider - Bernd Leverkusen!

  • RB Leipzig hat zum Ende des Jahres 2016 Verbindlichkeiten in Höhe von knapp 97 Millionen Euro ausgewiesen. Gut 83 Millionen Euro davon entfallen auf Darlehen des Hauptgesellschafters Red Bull, der laut des Berichts im Bundesanzeiger seine Zuwendungen im Aufstiegsjahr noch deutlich gesteigert hatte und damit Spielertransfers ermöglichte.


    Neben den reinen Verpflichtungen veränderte sich auch die Gehaltsstruktur bei RasenBallsport im Zuge des Aufstiegsjahres: Die Löhne und Gehälter stiegen von 32,7 Millionen Euro (2015) auf 53,7 Millionen Euro (2016). Der Umsatz wurde mit 118,6 Millionen Euro angegeben, er lag damit fast 40 Millionen über dem des vorangegangenen Jahres (79,5 Mio. Euro).


    Positiv hervorgehoben wird die Zuschauerentwicklung bei RB: So waren sechs von sieben Erstliga-Heimspielen im Jahr 2016 ausverkauft, von einem Zuschauerschnitt in der Zweitliga-Saison 2015/16 von 28.615 sei es zu einer Steigerung auf 41.638 gekommen. "Insbesondere sämtliche VIP-Logen und nahezu alle Business Seats waren wie bereits während der Rückrunde 2015/16 in der 2. Bundesliga in den sieben Heimspielen der 1. Bundesliga ausverkauft", heißt es.


    >kicker

    "Vieles wünscht sich der Mensch und doch bedarf er nur wenig." (J.W.Goethe)

  • Zitat

    Eintracht lehnt AfD-Mitgliedsanträge ab


    Eintracht-Präsident Peter Fischer hat seinen Worten Taten folgen lassen und die Mitgliedsanträge der beiden AfD-Landessprecher abgelehnt. Nachdem er in den vergangenen Wochen immer wieder betont hatte, keine AfD-Anhänger in seinem Verein haben zu wollen, gingen die Ablehnungsbescheide am Mittwoch in die Post. Robert Lambrou und Klaus Herrmann dürfen der Frankfurter Eintracht nicht beitreten.


    weiter: http://www.hessenschau.de/spor…fischer-lehnt-ab-100.html

    :bayerapplaus

  • Kluge Entscheidung. HSV will wohl am 18.02.18 nachziehen

    Wenn die Menschen nur über das sprächen, was sie begreifen, dann würde es sehr still auf der Welt sein. (Albert Einstein)
    Ich bin zu alt, um von der Angst vor dummen Menschen beherrscht zu werden. (Charlie Skinner)

  • Zitat

    „Wir sind als Gegner der Antisemiten bekannt“, sagte Fischer und verwies darauf, dass Eintracht-Mitglieder in der NS-Zeit als „Juddebubbe“ verunglimpft worden seien. Im Verein habe Rassismus keinen Platz.


    das ist so typisch deutsch. für sich selber den opferstatus reklamieren und gleichzeitig noch die tatsächlich verübten verbrechen der ns-zeit durch einen plumpen vergleich mit (zeitgenössischem) rassismus und afd relativieren.