Boycott Qatar 2022

  • Liebe Fans, ich bin hin- und hergerissen, deswegen möchte ich das Thema zum Diskurs einbringen.


    Ich möchte mich an diejenigen Fans wenden, die Leistungen der Nationalmannschaft leidenschaftlich verfolgen und eine emotionale Beziehung zur Nationalelf pflegen.


    Ich selber bin dahingehend etwas entfremdet, was meine Zweifel eher nährt. Daher interessiert mich die Meinung derjenigen Fans, deren Meinung nicht von Zweifeln genährt wird. Nicht angesprochen sind all diejenigen, die ohnehin kein Interesse an der Nationalmannschaft haben.


    Als die WM an Qatar vergeben wurde war ich entsetzt. Die Hintergründe der Kritik an der FIFA sind allgemein bekannt und diese teile ich. Ich hatte die Hoffnung, dass die Vergabe wieder zurück genommen werden würde. Das ist nicht geschehen. Auch die Hoffnung, dass Nationen die WM boykottieren, so dass auch Deutschland aussteigen kann, hat sich nicht erfüllt.


    Die WM findet statt und die deutsche Nationalmannschaft nimmt teil. Für den Trainer und die Spieler, die Hansi Flick nominieren wird, ist die Fußball-Weltmeisterschaft das größte Sportereignis, das sie je erleben werden - von ein paar Dauerkandidaten abgesehen. Sportlich gesehen macht ein Fan-Boykott keinen Sinn, denn man möchte ja mit der Mannschaft mitfiebern, die sich in diesem Fall nicht nur sportlichen, sondern auch außergewöhnlichen mentalen und organisatorischen Herausforderungen stellen muss.


    In meine Gedanken fließt auch die Berichterstattung über die olympischen Spiele in China ein. Auf allen Kanälen wurden zu Recht die Menschenrechtsverletzungen angeprangert. Der aktuelle Schulterschluss von Pinyin Xí Jìnpíng mit Wladimir Putin verstärkt das unangenehme Gefühl im Nachhinein noch. Aber ein authentischer Boykott der Olympischen Winterspiele in China wäre ein Blick auf die Dinge des täglichen Bedarfs gewesen, die "Made in China" als Aufschrift tragen. Daher fand ich die kritische Berichterstattung der Olympischen Winterspiele in China verlogen, denn die Technik, die für die Übertragung aus China eingesetzt wurde, enthielt zu - meiner Vermutung nach - 90% "Made in China".


    Welchen Sinn macht es also, die anstehende FIFA Fussball-Weltmeisterschaft Katar 2022 in der Form zu boykottieren, dass man als Fan die Spiele nicht schaut, die Mannschaft nicht unterstützt oder als Kneipe die Spiele nicht auf dem Fernseher zeigt? Die Spiele finden trotzdem statt, die Fernsehgelder sind bereits verteilt, die Stadien gebaut und die Menschenrechtsverletzungen begangen. Wem kann man also noch schaden, außer dem Image der eigenen Mannschaft und deren Fankultur?


    Wie ich eingangs geschrieben habe, bin ich hin- und hergerissen. Ich will die WM nicht, hadere ohnehin mit der Nationalmannschaft aber dennoch sehe ich Männer im Alter meiner Söhne, deren Lebenstraum in Erfüllung geht.


    Es gibt einen organisierten Boykott, den ich euch hier vorstellen möchte. Manch einer wird ihn schon kennen, aber nicht jeder ist so tief im Thema, alles mitzubekommen.


    Boycott Qatar 2022 auf Facebook


    Webseite von Boycott Qatar 2022


    Der organisierte Boykott hat auch schon eine ansehnliche Liste an Unterstützern. Die aktuelle Liste habe ich hier mal angehängt.




    Gesellschaftsspiele e.V. (Berlin)


    Schalker Fan-Initiative

    schwatz-gelb.de (Dortmund)

    Supporters Karlsruhe 1986 e.V. (Dachverband der KSC-Fans)


    Blau Weiss statt Braun e.v. - KSC-Fans gegen Nazis


    FC Ente Bagdad (Mainz)

    IVF Leipzig

    FC Internationale Berlin 1980 e.V.

    SV Borussia Leer

    Benglen FC (Schweiz)

    SC Aleviten Paderborn e.V.

    Arbeitsgemeinschaft Fananwälte

    Forty7Rights (Untergruppe von Amnesty International)

    FC Bayern Fanclub hia-san-mia


    Fanclubsprecherrat FC St. Pauli


    Fanladen St. Pauli


    Jugend und Sport e.V. (Hamburg)

    Fanprojekt Lübeck


    ej-sport der Evangelischen Jugend Bayern

    Abteilung Herzblut (Fan- und Mitgliederabteilung des KSV Hessen Kassel e. V.)

    FSC Dynamo Windrad Kassel e.V.


    Halbangst (Fan-Musiktruppe Fortuna Düsseldorf)


    Fortuna Brötchen ( Fanblog )

    Blog 36 beim KSV Hessen Kassel


    Hintertorperspektive e.V. Jena

    Spreeborussen Berlin 1986


    Fanini „Der SC Freiburg ist BUNT nicht braun“


    Antifa Zeckenbiss (Berlin)

    St. Pauli POP Podcast

    Black Eagles (Aachen)


    MO‘s eat & drink (Essen)

    BVB International e.V.

    Fanclub Totale Offensive BVB (Dortmund)

    FC-Fans gegen Rechts (Köln)


    Heilsbronn-City 99 (FCN-Fans)


    Platoon 19 (Fans SV 19 Straelen)

    Kurvenhelden


    Fussballmafia.de

    MillernTon (Blog/Podcast FC St. Pauli)


    FCSP Athens South End Scum (FC St. Pauli Fanclub)


    Sprottentalpiraten (FC St. Pauli Fanclub)


    Museumshoschis (FC St. Pauli Fanclub)


    Gaffelzecken Regensburg (FC St. Pauli Fanclub)


    Kleinertod.de (FCSP Fanblog)


    Die üblichen Verdächtigen (Fanclub FC St. Pauli 1. Frauen)

    „Ey, die Hunde!“ (Fanclub der Frauen- und Mädchenfußballabteilung FC St. Pauli)


    1910 Dezibel (Fanclub FC St. Pauli)


    Kaputte Köpfe (Fanclub FC St. Pauli)

    Sankt Pauli Mafia


    Der Übersteiger (St. Pauli Fanzine)


    Fankreis SV Todesfelde


    ELF90 - Der Fußballpodcast

    Herritours Hannover (96-Fans)


    Fanclub Supporter Sektion Suhltal (Dortmund)


    FussballimTV.de

    S-LOK-E (Preußen Münster)

    Leine Crew Hannoi (Hannover 96)

    Die eisernen Wildsäue (Fanclub Union Berlin)


    fussballerzitate.de

    Freibier Ultras Lotte


    Platzhirsche Düren


    Buchhandlung BiBaBuZe (Düsseldorf)

    Alsterfüchse Hamburg (SC Freiburg Fanclub)

    Tipp-Runde „Horremer Jungs“

    Bayern-Fanclub Triple-Winners Biessenhofen


    Brigade Konrad Wolf (Fans SV Babelsberg 03)

    Dauerbrenner (Fans SV Babelsberg 03)

    Fargo, Berliner Fußballkneipe

    Facebook-Fangruppe „SC Freiburg - Fakten, Meinungen, Emotionen“

    Rot-Blau.com (Fans des Wuppertaler SV)

    FCU dit is bunt! (1.FC UNION BERLIN Initiative)

    Projekt Trauer und Fußball

    North Crew Kiel


    EISEN (Traditionsgaststätte in Bremen)

  • Damit ich es richtig verstehe, du möchtest nur Meinungen/Kommentare zu dieser WM von Personen, die noch mit der Nationalmannschaft mitfiebern und emotional dabei sind?


    Okay, dann bin ich raus.


    Wird dann vermutlich bei wenigen Kommentaren bleiben...

  • Ich möchte mich "kurz" einklicken, auch wenn mich die Veranstaltungen der UEFA und FIFA nicht wirklich interessieren. Aber ich bin ein politischer Mensch der in der Gesellschaft verankert ist. Da dieses Turnier einerseits politisch aufgeladen ist und eine gesellschaftlicher Resonanz/Relevanz hat, habe ich dazu natürlich eine Meinung.


    Ich hab mir mal ein paar Punkte rausgegepickt.


    Zu Punkt 1) Verstehe die Begrenzung nicht wirklich, siehe meine Einleitung.


    Zu Punkt 2) Warum hast du gehofft, das andere Verbände den ersten Schritt machen? Der DFB ist der Weltgrößte Einzelsportverband. Im Grunde ist es traurig, das DFB hier keine "Führungsrolle" übernommen hat. Und ehrlich?!? Es ist auch bezeichnet für eine Welt, in der vorwiegend alte Männer die Geschicke leiten, das eine Frau (nämlich Frau Klaveness) die Eier hat und das bei einem Meeting klar anspricht. Und das auch noch beim Fußball. Naja die Retourkutsche kam ja Anfang der Woche, als man ihr, unter dem Vorwand von Corona, die Einreise nach Katar verweigerte.


    zu Punkt 3) Welchen Sinn macht es? Vielleicht bin ich naiv? Vielleicht bin ich Old-School? Aber, wenn man jetzt den Fernseher nicht einschaltet und Quote nach unten gehen, wenn man jetzt nicht jedes Sonderheft kauft, kein Sticker-Album, Produkte nicht kauft, wo das ach so dolle WM-Maskottchen drauf ist, ja dann kann man vielleicht etwas verändern. Dann überlegt man sich beim nächsten mal, ob man wieder soviel Geld für Rechte und Lizenzen ausgibt. Und dann kommt am Ende bei der FIFA weniger an. Und darum geht es der FIFA, das viel kommt. Aber okay, wie gesagt vielleicht bin ich naiv.


    Anderseits, nur weil etwas statt findet muss ich nicht trotzdem konsumieren.

    Wenn die Menschen nur über das sprächen, was sie begreifen, dann würde es sehr still auf der Welt sein. (Albert Einstein)
    Ich bin zu alt, um von der Angst vor dummen Menschen beherrscht zu werden. (Charlie Skinner)

  • Mich interessiert diese WM kein bisschen.


    Ich hoffe nur, dass es nicht schon wieder einen Corona-Winter geben wird und andere Sport/Kulturangebote abgesagt werden. In dem Fall erhält der Fußball wieder einen Sonderstatus und es führt nur schwer ein Weg dran vorbei.

  • Mich interessiert diese WM kein bisschen.


    Ich hoffe nur, dass es nicht schon wieder einen Corona-Winter geben wird und andere Sport/Kulturangebote abgesagt werden. In dem Fall erhält der Fußball wieder einen Sonderstatus und es führt nur schwer ein Weg dran vorbei.

    Welche großen Sportereignisse gibts denn zwischen Mitte November und Mitte Dezember die abgesagt werden könnten? Ich bin jedenfalls froh das dort kein Ligafussball gespielt wird - zu 90% drohen doch eh wieder Geisterspiele.

  • In meine Gedanken fließt auch die Berichterstattung über die olympischen Spiele in China ein. Auf allen Kanälen wurden zu Recht die Menschenrechtsverletzungen angeprangert. Der aktuelle Schulterschluss von Pinyin Xí Jìnpíng mit Wladimir Putin verstärkt das unangenehme Gefühl im Nachhinein noch. Aber ein authentischer Boykott der Olympischen Winterspiele in China wäre ein Blick auf die Dinge des täglichen Bedarfs gewesen, die "Made in China" als Aufschrift tragen. Daher fand ich die kritische Berichterstattung der Olympischen Winterspiele in China verlogen, denn die Technik, die für die Übertragung aus China eingesetzt wurde, enthielt zu - meiner Vermutung nach - 90% "Made in China".

    Was willst du boykottieren? China, die Olympischen Winterspiele dort, oder die verlogene Berichterstattung? Oder alles zusammen? Und wenn es um China geht: Warum brauchst du einen Anlass wie eine WM oder Olympische Spiele, um ein Land dann für den Zeitraum, in dem sie stattfinden, zu boykottieren?

  • Dass generell die Nationalmannschaft und die FIFA zur Zeit äußerst fragwürdige Erscheinungen sind, ist ja ohnehin hier Konsens.

    Zur Zeit? Das hat bereits lange Tradition - die WM 1978 in Argentinien schon vergessen?


    Im März 1976 hatte sich in dem südamerikanischen Staat eine rechtsgerichtete Militärjunta um Diktator Jorge Rafael Videla an die Macht geputscht und ein Schreckensregime eingeführt, in dem Zehntausende Menschen ermordet wurden oder einfach spurlos verschwanden.


    Schon ein Jahr vor dem WM-Turnier war Neuberger durch seine fragwürdige Allianz mit dem argentinischen Regime aufgefallen. Der DFB-Tross hatte sich zu einem Good-Will-Freundschaftsspiel nach Argentinien aufgemacht, als ein Tag vor dem Spiel bekannt wurde, dass die deutsche Studentin Elisabeth Käsemann, die Wochen zuvor verschleppt worden war, durch die Schergen Videlas ermordet worden war. Doch anstatt das Spiel zu boykottieren und umgehend abzureisen, entschied Neuberger mit dem ebenfalls Junta-freundlichen deutschen Botschafter in Buenos Aires, die Meldung über den Tod der Studentin bis nach dem Spiel unter Verschluss zu halten. Der DFB-Präsident, der als Organisationschef der Endrunde 1978 agierte, war darauf bedacht, seine guten Beziehungen zur Militärdiktatur nicht zu gefährden.


    Kritik an den eklatanten Menschenrechtsverletzungen ließ Neuberger nicht zu - im Gegenteil, der oberste deutsche Fußball-Repräsentant bezeichnete den Junta-Chef Videla als "eine Taube" und bestritt, dass es in Argentinien eine Diktatur gäbe. Die vielen toten Regimegegner sollten einem harmonischen Ablauf der Welttitelkämpfe nicht im Wege stehen. Vielmehr lobte der DFB-Boss die "preußische Gründlichkeit" und das "Durchsetzungsvermögen" der Putschisten.


    Wie groß Neubergers Einfluss war, deckte ein Dokumentarfilmer Jahre später auf. Demnach hätte ein Anruf Neubergers bei den argentinischen Machthabern und die Drohung mit einem Spielboykott Käsemann vermutlich sogar das Leben gerettet.


    Auch während der WM sorgte Neuberger mit fragwürdigen Maßnahmen für einen Skandal. Günter Netzer, dem bei ihm in Ungnade gefallenen Ex-Star des DFB-Teams, verweigerte er den Zutritt zum deutschen WM-Camp in Ascochinga.

    Ein höchst zwielichtiger Landsmann Netzers wurde dagegen mit offenen Armen empfangen. Hans-Ulrich Rudel, ein Oberst der Wehrmacht und bekennender Nationalsozialist, war nach dem Krieg wie viele andere NS-Schergen nach Argentinien geflohen und hatte von dort ein Hilfswerk für in Deutschland verhaftete Nazis gegründet. Der Besuch Rudels im DFB-Quartier löste einen Sturm der Entrüstung in der Heimat aus, die Neuberger mit der Aussage konterte, die Kritik am Empfang Rudels käme "einer Beleidigung aller deutschen Soldaten gleich".


    >>>sport 1



    "Vieles wünscht sich der Mensch und doch bedarf er nur wenig." (J.W.Goethe)

  • 97,986243 % der Klamotten die ihr trägt werden praktisch durch Sklaven- oder Kinderarbeit hergestellt.


    Also Konsequent wäre es das zu boykotieren und NACKT durch die Gegend zu laufen ;)

    Nur noch 2 von (22) scorer 8) plus (3) (Hochwissenschaftlich nachgewiesen)

  • Kurze Meinung dazu (wirklich nur Meinung):


    Das letzte Spiel der NM, das ich mir angeschaut habe, war das Spiel gegen Schweden bei der WM in Russland. Konnte es nicht verhindern, weil es in dem Lokal in Paris, in dem wir essen waren, auf einem Fernseher lief.


    Meine emotionale Verbindung zu dieser Truppe ist komplett durchtrennt. Quatar finde ich sowohl als Ort wie auch den Zeitpunkt zum .....


    Früher habe ich den Sommer mit den großen Turnieren genossen, Tippspiele im Freundeskreis, gemeinsam Spiele im Tennisklub geschaut.
    Es ist nicht der eine Punkt (politisches System in Q.), sondern die Summe von Entwicklungen (Korruption bei FIFA, DFB, Gehälter, Termine, Kommerzialisierung, Termin, Austragungsorte).

    Ich finde es z.B. lächerlich so einen Aufriss wegen der ungarischen Schulrichtlinien zu veranstalten und dann ein komplettes Turnier dort zu veranstalten. Auch Russland war ja schon in der Kritik.


    Ich verstehe aber, wenn vor allem jüngere Fans das alles unpolitisch sehen und einfach Spaß haben wollen.
    Mich berührt das nicht mehr.