Die Zukunft von Bayer04

  • Eine Taktik einzustudieren dauert nicht ein Jahr. Bis die Mannschaft aber komplett auf dieses System ausgerichtet ist (blinde Laufwege, stimmende Automatismen, Kader komplett darauf ausgerichtet) und die zukünftigen Schlüsselspieler ihre Rollen gefunden haben (Wendell, Calhanoglu, Brandt, Öztunali, etc.) wird wohl noch Zeit vergehen. Roger Schmidt war bis jetzt immer im ersten Jahr gleich erfolgreich. In Salzburg hat es zwei Jahre gedauert bis die richtig geknallt haben. Auch der BVB war anfangs unter Klopp noch nicht so dominant wie derzeit, starteten aber auch unter anderen Voraussetzungen.

  • Es ist in etwa so wie früher mit dem Taschengeld. Zunächst gab es jede Woche einen Fünfer, irgendwann aber schoben die Eltern am Monats-Ersten einen Zwanziger rüber und sagten: „Sieh zu, wie du damit über den Monat klarkommst.“ Es gab also nicht mehr, aber man musste lernen, sich das Geld einzuteilen.


    So ähnlich erging es vor dieser Saison den Machern der Bayer Leverkusen Fußball GmbH. Statt der jährlich etwa 25 Millionen Euro bekamen sie in diesem Sommer rund 75 Millionen zur Verfügung gestellt – 50 Millionen extra – jedoch im Vorgriff auf die kommenden zwei Jahre. Während viele Beobachter laut „Alarm“ riefen und den Bayer-Teufel an die Transfer-Wand malten, blieb man in Leverkusen verhältnismaßig ruhig.


    Ob es – auch eingedenk des 14,5-Millionen-Transfers von Hakan Calhanoglu – dies gebraucht hätte, ist strittig. Denn die Zuwendungen der Konzernmutter machen für den Bundesligisten in etwa nur
    noch ein Drittel des Umsatzes aus. Wo man früher am Tropf der AG hing, erwirtschaftet die GmbH heute fast 70 Millionen Euro aus der TV-Vermarktung und der Champions-League-Teilnahme. Dazu kamen Überschüsse aus dem Transfergeschäft, mal mehr, mal weniger, aber immer so viel, dass das nötige Kleingeld für Schmuckstücke wie André Schürrle, Heung-Min Son oder aktuell Hakan Calhanoglu da war.


    Natürlich fließt ohnehin alles in einen von der Bayer AG kontrollierte Topf, die ja 100 Prozent an der Fußball-Tochter hält. Dennoch zeigen die Zahlen: Was in Leverkusen passiert, ist nur noch bedingt vergleichbar mit Wolfsburg oder gar Leipzig und Traditionsklubs wie dem Hamburger SV und Hertha BSC Berlin, die sich mittlerweile gerne Investoren hingeben, sicherlich einen Tausch mit dem einstmals ungeliebten „Konzernklub“ nicht rundweg ablehnen würden.


    Doch: Wie lange geht es gut? Um den aktuellen Status zu erhalten, ist Bayer zum Erfolg verdammt. Die knapp 30 Millionen Euro, die nun investiert wurden, bilden eine neue Obergrenze, und damit tut man sich bei der Bayer AG nur dann wirklich leicht, wenn der sportliche Erfolg dauerhaft anhält. Dieser definiert sich natürlich nicht über Titel (wenngleich der lächerliche Begriff „Vizekusen“ intern auf dem Index steht), aber die regelmäßige Teilnahme an der Champions League sollte es dann doch schon sein.


    Nur dank dieser garantierten Einnahmen ist es möglich, auch weiterhin Top-Spieler wie Lars Bender, Josip Drmic, Bernd Leno oder Hakan Calhanoglu langfristig zu halten und nicht beim ersten Lockruf verkaufen zu müssen. Brechen diese Gelder weg, geht es schnell ans Eingemachte, die Spirale nach unten setzt sich in Bewegung.


    Deshalb heißt die Losung für die Saison: Direkt in die Spitze! Erfolg muss her, ohne schädliche Umwege, die Negativschlagzeilen provozieren und leistungsschädliche teaminterne Verwerfungen nach sich ziehen. Der Kader, mit dem Roger Schmidt diesen Auftrag erfüllen will, kann sich sehen lassen. Rudi Völler, der in sein 20. Leverkusener Jahr geht, erkennt in dieser Ansammlung von Routiniers, Nationalspielern und Top-Talenten „den in der Breite besten Kader, den wir je hatten“.


    Auf jeden Fall lässt er dem Trainer in Mittelfeld und Angriff jede Menge Möglichkeiten. Etablierte Spieler wie Lars Bender (wird zum Start fehlen), Gonzalo Castro, Stefan Reinartz oder Simon Rolfes bilden hier den Defensivblock, Stefan Kießling führt die Offensive an, Josip Drmic will ebenso spielen wie Heung-Min Son oder Julian Brandt. Karim Bellarabi ließ in der Vorbereitung aufhorchen, für Robbie Kruse bleibt wohl nur eine Ausleihe. In der Defensive ist der Trainer mehr denn je auf den Ernstfall angewiesen. Die Verpflichtung von Kyriakos Papadopoulos zeigt, dass Schmidt mit den Innenverteidigern nicht wirklich zufrieden war. Ob es nun besser klappt, ob Ömer Toprak und „Papa“ ihn überzeugen – das werden erst die Pflichtspiele zeigen. Doch Vorsicht: Bereits im zweiten geht es um die Champions League. Und da geht es um mehr als Taschengeld.
    FRANK LUßEM


    SCHMIDT
    Der Enthusiastische
    Er verlangt „Mut und Dynamik“, er will „ins Risiko gehen“ und „taktisches Gespür“ bei seinen Spielern fördern und von ihnen fordern. Roger Schmidt geht die Aufgabe Bundesliga mit einem Enthusiasmus an, der viele Menschen bei Bayer begeistert, auch Altgediente ziehen den Hut vor ihm, weil er im Gegensatz zum einen oder anderen Vorgänger dieses Unterfangen nicht mit Arroganz oder Dienstbeflissenheit paart. Der Ex-Paderborner bleibt gleichbleibend freundlich, zeigt Interesse am Gesprächspartner, Wichtigtuerei scheint ihm fremd.
    Gute Voraussetzungen, gerade in Leverkusen, in einem Verein, der viel familiärer ist, als die Kritiker meinen. Über das Fußballerische hinaus muss er Geschick in der Moderation entwickeln, Grüppchenbildung im Keim ersticken und lernen, mit Rückschlägen umzugehen. Denn: Gute Trainer gab es viele in der Liga. Richtig weit gekommen sind am Ende aber nur die, die auch souverän waren.


    BRANDT UND ÖZTUNALI
    Die Hoffnungsträger
    Sie sind beide 18 Jahre alt, aber spätestens seit dem EM-Sieg der deutschen U 19 in der vergangenen Woche keine „normalen“ Nachwuchsspieler mehr. Julian Brandt und Levin Öztunali sind nun Hoffnungsträger – das sind die, die es in Deutschland besonders schwer haben, wird doch eine stetige Leistungssteigerung quasi vorausgesetzt. Da 18-Jährige dies nicht garantieren können, achtet man bei Bayer und in den Familien der Jungprofis genau auf eine halbwegs normale Entwicklung. Bisher mit Erfolg. Brandt wird zugetraut, seinen Weg der Vorsaison fortzusetzen. Öztunali gilt als ernsthafter Kandidat für den Posten des Rechtsverteidigers. Der Enkel von Uwe Seeler bestand im Mai sein Abitur, konzentriert sich nun voll auf Fußball. Beiden werden Fortschritte zugetraut, deren Ende nicht absehbar sind. Umsetzen müssen das die Hoffnungsträger auf dem Platz.


    CALHANOGLU
    Der Raffinierte
    Nur wenige Spieler der Bundesliga werden an den ersten Spieltagen der neuen Saison so unter kritischer Beobachtung stehen wie Hakan Calhanoglu. Der 20-Jährige wird seinen Wechsel vom HSV zu Bayer und die damit verbundenen Verwerfungen und zweifelhaften Aktionen noch einige Male um die Ohren gehauen bekommen, damit muss er leben, dazu trugen er und seine Berater ihren Teil bei. Wenn sich allerdings bestätigt, was sich in der Vorbereitung andeutete, kann diese Kritik schnell der Bewunderung für einen tollen Fußballer weichen.
    Calhanoglu scheint in das Leverkusener Team zu passen wie geschnitzt, der Fußball, den Roger Schmidt spielen lassen möchte, ist dem jungen Türken auf den Leib geschneidert. Einen wie ihn – der ein Spiel lenken kann, der die überraschenden Momente draufhat, der Freistöße raffiniert verwandelt und Eckbälle maßgerecht serviert – hatten sie in Leverkusen seit Bernd Schneider nicht mehr. So oder so – alles ist möglich.



    Quelle: kicker-Printausgabe vom 07.08.14

  • Der Text zu Calhanoglu macht auf jeden Fall Lust auf die neue Saison! Ich bin extrem gespannt! In zwei Dingen bin ich aber anderer Meinung: Wir haben uns zwar im Vergleich zur letzten Saison verstärkt, aber ob das bereits der Beste Kader ever ist, bezweifle ich doch sehr! Zum anderen glaube ich auch nicht, dass wir direkt einen Absturz hinlegen, wenn wir mal eine Saison nicht in der CL spielen. Dafür sind bei uns zuviele Leute am Werk, die rechnen können.

  • Vielleicht nicht 100% exakt recherchiert aber vom Ton her doch auffällig positiv dem Klub und den Verantwortlichen Gegenüber. Das war auch schon mal anders.

    Und ich denke, dass sich das Bild von Bayer in deren Wahrnehmung verändert hat, was man am folgenden Absatz erkennen kann:


    Zitat

    Natürlich fließt ohnehin alles in einen von der Bayer AG kontrollierte Topf, die ja 100 Prozent an der Fußball-Tochter hält. Dennoch zeigen die Zahlen: Was in Leverkusen passiert, ist nur noch bedingt vergleichbar mit Wolfsburg oder gar Leipzig und Traditionsklubs wie dem Hamburger SV und Hertha BSC Berlin, die sich mittlerweile gerne Investoren hingeben, sicherlich einen Tausch mit dem einstmals ungeliebten „Konzernklub“ nicht rundweg ablehnen würden.

    daher das positivere Bild, denke ich.

    Wenn die Menschen nur über das sprächen, was sie begreifen, dann würde es sehr still auf der Welt sein. (Albert Einstein)
    Ich bin zu alt, um von der Angst vor dummen Menschen beherrscht zu werden. (Charlie Skinner)

  • STEFAN KIESSLING (30) in der Startelf? Logisch. Dahinter hat Bellarabi aktuell die Nase vorn vor dem Ex-Nürnberger.


    Auch am Samstag in Southampton wechselte Roger Schmidt wieder durch. Im letzten Test die Elf zu bringen, die man für das erste Pflichtspiel im Kopf hat, entspricht nicht dem Denken des Leverkusener Trainers. Ihm geht es offensichtlich darum, den Spielern eine andere Botschaft zu vermitteln. Und die könnte in etwa lauten: „Ab kommender Woche werden wir viele Spiele haben, hier kriegt jeder seine Chance!“


    Damit hält er die Spannung ebenso oben wie die Laune der Spieler, von Ausnahmen abgesehen. Philipp Wollscheid etwa sieht nur noch wenig Chancen, seinen aktuellen Status als Innenverteidiger Nummer vier zu verbessern und will verkauft werden. Wobei die zu erwartende Forderung der Leverkusener bei rund fünf Millionen Euro liegen dürfte, was den Deal nicht gerade erleichtert.


    Wollscheid ist tatsächlich ein Einzelfall, alle anderen Profis rechnen sich Möglichkeiten aus. Im einen oder anderen Fall dürfte sich dies freilich bis zum Ende der Transferperiode noch ändern. Robbie Kruse ist ebenso ein Ausleihkandidat wie der Südkoreaner Ryu. Deren Arbeitsbereich in der Offensive ist dermaßen gut bestückt, dass die Aussichten tatsächlich sehr gering sind, demnächst auch nur in den 18er-Kader zu rutschen.


    Vier Positionen hat der Trainer vorne zu vergeben, „es gibt viele Möglichkeiten“, räumt Schmidt ein. Dabei macht er klar, „dass die individuelle Qualität nicht allein entscheidet“. Bessere Chancen habe allemal der Spieler, „der sich komplett mit dem taktischen Gefüge identifiziert“.


    Auch ohne Ryu und Kruse bewerben sich mit Stefan Kießling, Josip Drmic, Julian Brandt, Heung-Min Son, Karim Bellarabi, Hakan Calhanoglu und Gonzalo Castro sieben Hochkaräter um vier freie Plätze in der Offensive. Hinter Stefan Kießling dürfte aktuell überraschend Bellarabi im Angriff die Nase vorne haben. Ginge es morgen los, säße Neuzugang Drmic möglicherweise nur auf der Bank.


    Der Trainer schaut sich den Konkurrenzkampf mit Begeisterung an, er will das Offensivspiel beleben, jeder Klassemann mehr im Kader hilft ihm dabei. Aktuell sieht er einen „Vorteil für die Spieler, die von Beginn der Vorbereitung an dabei sind“. Doch Schmidt sagt auch: „Eine Woche reicht schon, um die Situation zu verändern.“ Eine Trainingswoche bleibt bis zum Pokalspiel, danach geht es Schlag auf Schlag in Bundesliga und Champions League. Wo dann nicht mehr durchgewechselt werden darf.
    FRANK LUßEM



    Quelle: kicker-Printausgabe vom 11.08.14

  • Gelsdorf verspricht neue Bundesliga-Stars


    Leverkusen. Der Leiter des Bayer 04-Leistungszentrums glaubt an den direkten Sprung einiger A-Jugendlicher zu den Profis in den nächsten Jahren.
    Von Patrick Scherer


    http://www.rp-online.de/sport/…sliga-stars-aid-1.4446402

    Wenn die Menschen nur über das sprächen, was sie begreifen, dann würde es sehr still auf der Welt sein. (Albert Einstein)
    Ich bin zu alt, um von der Angst vor dummen Menschen beherrscht zu werden. (Charlie Skinner)

  • Der letzte Teil der großen Team-Analyse: Fakten und Meinungen zu den sechs TOPKLUBS der vergangenen Saison. ...


    Leverkusen: Schmidt hat oft die Qual der Wahl
    Zum vierten Mal in Serie geht Bayer Leverkusen mit einer neuen Trainerkonstellation in eine Saison. Roger Schmidt soll für Kontinuität sorgen – auf möglichst hohem Niveau.


    KOMMEN & GEHEN
    Zwei namhafte Abgänge sind mit Sidney Sam (Schalke) und Emre Can (Liverpool) zu verzeichnen, allerdings auch zu verkraften. Jens Hegeler verließ den Klub Richtung Hertha BSC endgültig, auch Eren Derdiyok (Kasimpasa/Türkei) kam nicht für eine Weiterverpflichtung infrage, ebenso wenig Andres Guardado (zurück zum FC Valencia). Die Zugänge erregten durchaus Aufsehen, in erster Linie HSV-Juwel Hakan Calhanoglu (20), den Bayer sich 14,5 Millionen Euro kosten ließ. Von ihm wird eine Kultivierung des Spielstils, größere Möglichkeiten in der Offensive und bei Standards erwartet. Der aus Nürnberg für 6,9 Millionen Euro geholte Josip Drmic (22) soll Stefan Kießling die Last des allein verantwortlichen Torjägers nehmen, der Brasilianer Wendell (21, für 6,5 Millionen Euro von Gremio Porto Alegre) die linke Außenbahn mittelfristig auf internationales Niveau heben. Mit dem Schalker Kyriakos Papadopoulos (22, 1 Million Leihgebühr) hofft man, den Top-Innenverteidiger gefunden zu haben, der das Gebilde stabiler macht. Eine unbekannte Größe stellt der kostengünstige Ukrainer Vladlen Yurchenko (20, Schachtar Donezk, 250 000 Euro) dar, der in Testspielen allerdings überzeugte. Dies gelang auch Karim Bellarabi (24), der aus Braunschweig zurückkehrte und durchaus positiv auf sich aufmerksam machte.

    STÄRKEN & SCHWÄCHEN

    Der Kader ist sehr gut und breit aufgestellt, nur Lars Bender fehlt verletzungsbedingt. Schmidt wird häufig die Qual der Wahl haben. Ob Routiniers wie Kießling und Simon Rolfes oder Jungstars wie Julian Brandt und Levin Öztunali – Klasse ist vorhanden. Mittelfeld und Angriff gehören zum Besten. Probleme könnte es in der Defensive geben, wo sich zeigen muss, ob sich Giulio Donati rechts hinten weiterentwickelt, ob Wendell links durchstartet und ob Papadopoulos die Defizite in der Spielpraxis kompensieren kann und zu alter Stärke findet.


    TRAINER & UMFELD
    Schmidt vermittelt einen angenehm unaufgeregten Eindruck im Verfolgen seiner Ziele, die er deutlich formuliert. Er möchte etwas Neues in Leverkusen probieren, etwas, von dem er überzeugt ist und mit dem er die Macher überzeugte. Nun muss er die Spieler auf diesem Weg mitnehmen. Er ist sich des Risikos bewusst und lebt damit, weicht nicht von seiner Philosophie ab – das spricht für ihn. In Sportdirektor Rudi Völler steht ihm ein erfahrener Haudegen zur Seite, der sowohl die ruhige Hand als auch die dosierte Attacke beherrscht. Manager Jonas Boldt (32) gilt trotz seiner Jugend als gewiefter Verhandlungsführer, der von seinem Vorgänger Michael Reschke (57) eine Menge gelernt hat. Geschäftsführer Michael Schade versteht sich als oberste Instanz, redet der sportlichen Führung aber nicht ins Handwerk.


    FAZIT & PROGNOSE
    Bayer steht stabil und hat sich verstärkt. Platz vier ist erneut möglich. Wichtig wird es sein, gleich vom Start weg oben dranzubleiben, weil Unruhe einem neuen Trainer mit neuen Ideen und neuen Stars sicherlich mehr schaden kann als einem etablierten Coach, der bereits auf Erfolge in seiner Vita verweisen kann.
    FRANK LUßEM



    Quelle: kicker-Printausgabe vom 14.08.14

  • Ich bin euch ja wirklich zu tiefst dankbar diese Printausgaben hier immer online geteilt zu bekommen :LEV5
    .. dennoch würde mich echt mal interessieren wie des überhaupt gehandhabt wird?
    Einfach für nen Betrag online abonnieren, copy paste.. oder steckt da noch mehr dahinter :D?


    sry für OT..

  • EINWURF VON CHRISTOPH DAUM
    Der derzeit vereinslose Trainer arbeitete von 1996 bis 2000 bei Bayer Leverkusen.

    Das Erreichen der Gruppenphase der Champions League war nach dem Auswärtssieg in Kopenhagen keine wirkliche Überraschung mehr. Jetzt bin ich gespannt, ob Bayer Leverkusen auch in der Königsklasse bereit ist, den nächsten Schritt zu machen, und dabei in der Lage ist, die Lücke nach oben zu verkleinern.
    Als ich die Partie der Leverkusener bei Borussia Dortmund verfolgte, traute ich zeitweise meinen Augen nicht. Selbst am Fernsehschirm war die Präsenz greifbar, diese unglaubliche Rasanz, mit der die Mannschaft den Gegner in Bedrängnis brachte.
    Dieses Spiel zeigte bereits exemplarisch, wohin Roger Schmidt mit seiner Mannschaft will: Es gilt, sofort zu agieren, die Initiative zu ergreifen, den Gegner physisch und psychisch zu dominieren. Dabei wird das frühe Attackieren von sofort nachrückenden Spielern unterstützt, dadurch bleibt das gesamte Gebilde kompakt, die Aktionsräume und -möglichkeiten des Gegners werden extrem eingeengt.
    Der Fußball, den Schmidt spielen lässt, stellt höchste Ansprüche an Aufmerksamkeit und Konzentration der Spieler. Er will sie alle immer aktiv im Spiel haben. Das verlangt enorm hohe Laufbereitschaft, vor allen Dingen ohne Ball. Jeder Spieler muss bereit sein, sofort umzuschalten und die nötigen Wege mitzugehen.
    Viele Phasen der ersten Spiele lassen darauf schließen, dass die Profis Schmidts Forderungen in Sachen Aggressivität, Laufbereitschaft und Konzentration verinnerlicht haben. Die Flexibilität wird ergänzt durch die Fähigkeit, ein sicheres, ruhiges Passspiel aufziehen zu können, das den Gegner durch einen plötzlichen, explosiven Tempowechsel vor unlösbare Probleme stellt.
    Ich bin sicher, dass die Balance im Bayer-Spiel stimmt. Es wurden nicht extrem viele Chancen zugelassen. Die Räume, in die der Gegner aufgrund der Leverkusener Strategie der Vorwärtsverteidigung scheinbar stoßen kann, sind alles andere als leicht zu bespielen, da meist weit entfernt vom Geschehen.
    Bayer Leverkusen konnte sich in Europa etablieren. Ergebnisse und Platzierungen zuletzt waren aller Ehren wert. Dennoch war der Impuls, den der neue Trainer nun setzte, nach den Erfahrungen der vergangenen Saison wichtig. Attraktives Offensivspiel, mutig und erfolgreich – das wollen die Menschen sehen. Meine einzige Sorge: Reicht der Kader angesichts der Belastungen? Zwar ist gezielt eingekauft worden, aber die eigenen Ansprüche sind hoch. Ich drücke Bayer Leverkusen die Daumen, dass es klappt.


    Quelle: kicker-Printausgabe vom 28.08.14

  • Talent hatten sie schon immer. Doch ROGER SCHMIDT (47) scheint den Spielern etwas Wichtigeres vermittelt zu haben.


    Stefan Kießling ärgerte sich über das Wetter und das ist an einem Sonntag ein gutes Zeichen beim Leverkusener Stürmer. Weil es bedeutet, dass der Samstag gut gelaufen ist. Nach Niederlagen kriegt Kießling meist nicht mit, welches Wetter überhaupt ist – insofern bedeuteten die dunklen Wolken über dem Rheinland am Sonntag nicht wirklich etwas.
    Es läuft bei Bayer – selbst wenn es nicht läuft. Wie in der ersten Halbzeit gegen die Hertha, als man fahrig und umständlich agierte, zwar überlegen, aber nicht wirklich zielstrebig. Dazu der Rückstand. Kurz und schlecht: Faktoren, die dieses Team vor einiger Zeit aus dem Rhythmus gebracht hätten.
    Nicht so im Spätsommer 2014. „Wir kamen aus der Kabine und keiner von uns hat daran gezweifelt, dass wir das Ding noch umbiegen“, fasst Kießling die Gemütslage der Leverkusener zusammen – Entschlossenheit pur! Auch nach dem erneuten Rückstand? Zweifel? „Nein, keine Sekunde!“ So klingt Selbstbewusstsein.
    Roger Schmidt, dem neuen Trainer, ist anscheinend gelungen, woran der eine oder andere seiner Vorgänger gescheitert ist. Vor nicht allzu langer Zeit beschrieb die Süddeutsche Zeitung das Team von Bayer als „trainerkritisch“. Und in der Tat konnten etwa Bruno Labbadia oder Robin Dutt ein garstig Liedchen davon singen, wie es ist, wenn man plötzlich den gesamten Kader gegen sich weiß.
    Aktuell erlebt man in Leverkusen das exakte Gegenteil. Roger Schmidt erreicht offensichtlich die Köpfe seiner Spieler. Sie lassen die Gedanken, die der Trainer sich macht, einfließen, können nachvollziehen, was er möchte. Heraus kommt diese Mischung aus Leidenschaft, Explosivität und Zielstrebigkeit, die – gepaart mit dem ohnehin vorhandenen Talent – für das Mehr an Leistung sorgt, für Begeisterung auf den Rängen und Respekt auf dem Rasen. „Roger Schmidt“, konstatiert Stefan Kießling, „hat uns Siegermentalität vermittelt.“
    Gehen wir getrost davon aus, dass neben der Arbeit auf dem Platz und bei den Videoanalysen auch eine Menge gesprochen wird in Leverkusen. Und dass dabei der Teamgedanke im Mittelpunkt steht. Offensichtlich hat Schmidt bei der Moderation des Kaders die richtigen Worte gefunden: „Er spricht mit jedem Spieler“, verrät Kießling, „er hat einen Plan und jeder das Gefühl, Teil dieses Plans zu sein.“
    Jeder ein Teil des Ganzen – dies äußert sich bei scheinbaren Nebensächlichkeiten wie dem Torjubel. Wo anderswo die Selbstdarsteller immer neue und oft peinliche Posen präsentieren, gilt in Leverkusen: „Schmidteinander!“ Man freut sich gemeinsam: „Wer das alleine machen will, der soll sich eine Einzelsportart suchen“, sagt Kießling. Nebensächlich – und doch wieder nicht. Weil eines immer klar war: Ziehen bei Bayer Teamgeist und Entschlossenheit ein, dann kann diese Mannschaft überraschen.



    Quelle: kicker-Printausgabe vom 01.09.14

  • Hatte mir nochmals einige Szenen aus den vorherigen Spielen angeschaut..
    Aufgefallen ist, dass die Mannschaft garnicht so häufig im 4-2-2-2 stand, sondern speziell im Marsch nach vorne (was ja auch zumeist der Fall war) eher in einem 3-3-1-3 agierte.



    ----SONNY---KIEßLING---BELLA---
    --------------------------------------------
    --------------ÇALHANOGLU-----------
    --------------------------------------------
    ----ROLFES---CASTRO---JEDVAJ-- (BOENISCH)
    -------------------------------------------- <->
    -BOENISCH---SPAHIC---TOPRAK- (JEDVAJ)
    --------------------------------------------
    ------------------LENO-------------------



    Der jeweils ballnahe AV rückte immer wieder nach vorne auf die 6/8.. und HC positionierte sich dabei zentral zwischen den beiden variablen Dreierreihen.
    Somit stand die Mannschaft trotz der offensiven Ausrichtung äußerst kompakt..
    ..und konnte durch homogenes Verschieben bzw. ihrer ballorientierten Spielweise.. auch die eigentlich offen zu scheinenden Außenseiten.. jeweils sofort mit 4-7 Spielern überladen.. um den dortigen Raum zu verdichten.


    Jedenfalls ne hammer Spielweise!.. Danke an Roger Schmidt! :D :bayerapplaus

    Bayer 04 Leverkusen is love, Bayer 04 Leverkusen is life

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