Beiträge von BayAddict

    Christoph Kramer, der bei all seinen Interviews ein ständiges Lächeln im Gesicht zu tragen scheint, war auch im Falle des jungen Kollegen nicht um einen lockeren Spruch verlegen: „Er ist unser Bär. Ein richtiges Schlachtschiff“, lobte er nach den 90 Minuten Debütant Jonathan Tah. Am 19-Jährigen hatten sich die Geister geschieden: Packt er die Bundesliga? Oder geht man mit ihm in der Innenverteidigung Risiko?


    Seit Samstag weiß man auf jeden Fall, dass der Junioren-Nationalspieler in der Lage ist, Akzente zu setzen. Ob Kevin Kuranyi oder Kevin Volland – Hoffenheims prominente Sturmspitzen blieben wirkungslos gegen Bayers Abwehr. Und Tah bestach durch Schnelligkeit, gute Antizipation und Zweikampfhärte: „Wir haben beim Gegentor ein bisschen geschlafen, aber nach dem Rückstand Charakter gezeigt und nicht mehr viel zugelassen“, freute sich der „Bär“. Es sei gerade auf seiner Position wichtig, Ruhe auszustrahlen, „das versuche ich in jedem Spiel“, so Tah, der Vertrauen spürt und Vertrauen zurückzahlen will. „Das bin ich der Mannschaft schuldig. Ich habe mich hier vom ersten Tag an sehr wohlgefühlt.“


    Quelle: kicker-Printausgabe vom 17.08.15

    Bayer tat sich schwer, ehe JULIAN BRANDT (19) und ADMIR MEHMEDI (24) für die Wende sorgten. Sie stehen für die neue Qualität in der Breite.


    Das mit dem Sprinttraining nach dem Spiel kannte Admir Mehmedi (24) so nicht. „Aber warum nicht, ich bin ja eben nur eine halbe Stunde gelaufen“, lachte der Schweizer, der in der Kürze der Zeit einen maßgerechten Einstand in Leverkusen gefeiert und genau das gezeigt hatte, was man sich von ihm wünscht: Zielstrebigkeit gepaart mit feiner Technik, großer Handlungsschnelligkeit und Übersicht vor dem Tor.


    Der Ex-Freiburger kam nach einer Stunde, Julian Brandt (19) vier Minuten später und in der 71. Minute sorgten die beiden im Duett für die Entscheidung in einer Partie, die holprig begonnen hatte und überzeugend beendet wurde.


    „Wir haben versucht, den Unterschied zu machen. Das ist mir und Julian heute gelungen“, analysierte Mehmedi, der betont, „dass man immer von Anfang an spielen will“, aber mit Vernunft und Selbstdisziplin an die Sache geht: „Wir haben eine unheimlich hohe Qualität im Kader. Aber der Trainer kann eben nur elf Mann aufstellen. Es ist wichtig, die Minuten zu nutzen, die man bekommt.“ Dies gelang den beiden, die somit Werbung in eigener Sache betrieben, nach ihrer Einwechslung zeigte sich Bayer wie ausgewechselt: „Es ist wichtig, nach einem Rückstand das richtige Gesicht zu zeigen“, sagte Brandt, der Schütze zum 2:1, „wir haben das heute geschafft.“


    Ein Manko blieb: „Wir haben viele Angriffe nicht konzentriert zu Ende gespielt und es deshalb versäumt, den Sack zuzumachen“, kritisierte Stefan Kießling.


    Damit verhinderten die Bayer-Profis nicht nur die Einwechslung ihres neuen Kollegen Charles Aranguiz (26), den Roger Schmidt nach einer endgültigen Entscheidung sicherlich gebracht hätte. So erschien ihm der Einsatz nach nur zwei Trainingseinheiten, die der Neuzugang mit den Kollegen absolvierte hatte, doch zu riskant. Seine Mannschaft setzte damit auch fort, was bereits in der vergangenen Saison so manchen Punkt gekostet hatte. Bei 14 teilweise glasklaren Möglichkeiten nur zwei Treffer – das ist – gerade angesichts der großen Qualität in der Offensive – ein echter Arbeitsansatz für das Trainerteam.


    Doch unter dem Strich bleibt eine couragierte Leistung nach viel zu hektischem Beginn. Und die Erkenntnis, dass die Bayer-Spieler mittlerweile in der Lage sind, während des Spiels ohne Hektik und Chaos auf Ballbesitzfußball umzustellen, auf Kombinationen und den Versuch, im richtigen Augenblick den Konter zu fahren. Diese Flexibilität könnte dafür sorgen, dass Bayer eine stärkere Hinrunde spielt als in der vergangenen Saison. Was nicht unwichtig wäre angesichts der Konkurrenz aus Dortmund und Schalke, die sich offensichtlich nicht mehr mit der Rolle des Jägers zufriedengeben wollen.
    F.L.

    Quelle: kicker-Printausgabe vom 17.08.15

    Deutscher Rekord: Leverkusen muss zum fünften Mal in die Qualifikation. Scheitern ist erneut verboten, sagt HEUNG-MIN SON (23).

    Drei Spielzeiten lang wirbelte Son beim HSV, nun geht Südkoreas Fußballer des Jahres 2014 in seine dritte Saison mit Bayer Leverkusen. Der 134-malige Bundesligaprofi (41 Tore) spricht sehr gut Deutsch und wirkt gereift.


    Was ist Ihnen durch den Kopf gegangen, als Lazio aus dem Lostopf gezogen wurde, Herr Son?
    Unser Ziel ist es, die Play-offs zu schaffen, Champions League zu spielen. Da ist Lazio ein sehr starker Gegner. Ich bin gespannt darauf, was uns da erwartet.
    Viel mehr Qualität geht also nicht als Gegner?
    Keine Frage, das ist schon Champions League, das hat nichts mit Qualifikation zu tun. Es wird eine sehr schwierige Aufgabe gegen einen Gegner, der sicherlich sehr heiß sein wird. Aber das sind wir auch.
    Einer der Stars von Lazio heißt Miroslav Klose. Was denken Sie über ihn?
    Boah! Als ich zehn Jahre alt war, hatte ich keine große Ahnung vom Fußball. Aber ich kannte die Spieler, die Tore schossen. Die Jungs wie Ronaldo und Klose haben mich interessiert. Klose schoss bei der WM 2002 viele Tore. Seitdem beobachte ich ihn. Er ist ein unglaublich guter und erfolgreicher Stürmer.
    Er ist 37 Jahre alt, 14 älter als Sie. Ist es für Sie vorstellbar, so lange zu spielen?
    Er ist unfassbar! Vor ihm habe ich allergrößten Respekt. Er schießt ja heute noch viele Tore, ist vor einem Jahr Weltmeister geworden und Rekordschütze bei Weltmeisterschaften. Kompliment! Natürlich kann man von solch einem Spieler lernen. Ganz einfach, weil er offensichtlich alles richtig gemacht hat.
    Ein Profi hat heute eine Menge Stress mit vielen Spielen, vielen Reisen. Ist so eine lange Karriere heute noch denkbar?
    Ich will versuchen, so lange wie möglich durchzuhalten. Es wäre doch traumhaft, jetzt noch 14 Jahre Champions League zu spielen. Ich versuche alles dafür zu tun. Fußball ist mein Leben, und was das angeht, sind Spieler wie Klose Vorbilder.
    Sie gehen in Ihr sechstes Bundesligajahr. Fühlen Sie sich mit 23 Jahren immer noch als junger Profi? Oder nur dann, wenn Sie auf Ihr Geburtsdatum schauen?
    Nach so vielen Jahren in der Liga fühle ich mich nicht mehr so jung.
    Sind Sie bereit, mehr Führung und Verantwortung zu übernehmen?
    Das muss man irgendwann machen, ja. Wir haben einige Spieler, die jünger sind als ich. Julian Brandt, Jonathan Tah, Tin Jedvaj, Ryu, auch Hakan Calhanoglu. Ich habe eine Menge Erfahrung gesammelt, national und international, und versuche Verantwortung zu übernehmen. Ich bin im Alter zwischen den Jungen und den Älteren, da kann ich ein bisschen vermitteln. Die Bereitschaft ist auf jeden Fall da.
    Letzte Saison erzielten Sie in den Play-offs gegen Kopenhagen zwei Tore. Sind das die Spiele, an die Sie sich gerne erinnern?
    Klar. Sie haben uns aber auch das Leben ganz schon schwer gemacht – vor allen Dingen im Hinspiel. Es waren sehr intensive Spiele.
    Vor allem waren es offensiv geführte Spiele. Wird das gegen die Italiener nun anders? Taktischer?
    Das erwartet man von italienischen Teams, klar. Dass sie gut stehen und kontern. Aber wer weiß schon, wie das Spiel sich entwickelt? Wichtig ist, dass wir unser Spiel durchziehen. Wir wollen Champions League spielen, die Hymne öfter hören.
    Was – außer der Hymne – macht die Champions League aus?
    Jeder Fußballer will dort einmal spielen. Als ich klein war, war es mein Traum, diese Hymne auf dem Rasen zu hören. Und dann habe ich sie zum ersten Mal live in Old Trafford gehört. Dem Stadion, in dem ich schon als Junge spielen wollte. Ich war ein großer ManUnited-Fan. Champions League zu spielen macht mich stolz. Ganz einfach.
    Welchen Stellenwert genießt die europäische Champions League in Ihrer Heimat?
    Einen sehr hohen. Die Fans stehen mitten in der Nacht auf, um zuzuschauen. Jeder weiß dort um die Qualität des europäischen Fußballs.
    Welche Resonanz erfahren Sie auf Ihre Leistungen, etwa wenn Sie zwei Tore in einem Spiel schießen wie vorige Saison in St. Petersburg?
    Da wird schon sehr groß berichtet. Aber das liegt auch daran, dass ich der einzige Koreaner bin, der Champions League spielt. Deshalb spielt Leverkusen in meiner Heimat eine große Rolle. Wenn ich ein Tor mache, wird es noch krasser.
    Sie werden in Südkorea verehrt wie ein Pop-Star. Wie wird man damit fertig?
    Ich mag das durchaus. Man muss das einfach genießen, auch wenn es manchmal natürlich anstrengend ist. Dafür arbeite ich hart. Es ist auch ein Ansporn, noch mehr zu arbeiten, noch mehr für den Erfolg zu tun. Die Zuneigung zeigt mir, dass ich gut gearbeitet habe. Aber das muss ich bestätigen.
    Woran müssen Sie besonders arbeiten? An der Torquote zum Beispiel? Zuletzt trafen Sie in jedem dritten Pflichtspiel. Ist da noch Luft nach oben?
    Auf jeden Fall. Grundsätzlich will ich in jedem Spiel treffen, das ist doch klar. Aber es ist schon schwer, in der Bundesliga über zehn Tore pro Saison zu schießen. Das habe ich jetzt dreimal geschafft.
    Ihnen als Flügelspieler scheint das System, das Ihr Trainer spielen lässt, sehr entgegenzukommen.
    Ja, das auf jeden Fall. Aber es gibt darüber hinaus noch Dinge zu verbessern. Ich kann ruhiger vor dem Tor sein, ab und zu den Kopf hochnehmen, nicht direkt abschließen.
    Ist die vorige Saison erst dann eine erfolgreiche, wenn man die Play-offs übersteht?
    Eine ganz schwere Frage. Prinzipiell bin ich zufrieden mit der vergangenen Saison. Klar haben wir ein paar Punkte verschenkt. Das ist normal: Da war der neue Trainer, das neue System. Wir mussten uns umstellen und einspielen. Aber ich betrachte die vorige Spielzeit als abgeschlossen. Lazio ist in der neuen Saison.
    Gegen diese Mannschaft kann man auch mal ausscheiden. Käme die Teilnahme an der Europa League der Teilnahme am „Cup der Verlierer“ gleich?
    Darüber denke ich nicht nach. Wir wollen gewinnen, und wir sind gut genug, das zu schaffen. Ich glaube, dass es sehr schwer wird. Aber ich habe volles Vertrauen.
    Sie leben seit knapp sieben Jahren in Deutschland, beherrschen die Sprache sehr gut. Träumen Sie schon in Deutsch?
    (lächelt) Das kann ich gar nicht sagen. Ich vergesse immer sehr schnell, was ich träume.
    Wie viel Deutschland steckt in Ihnen?
    Ein wenig schon, das ist richtig. Die Zeit hat mich verändert. Als ich in der Sommerpause nach Südkorea in Urlaub flog, holte mich mein Bruder am Flughafen ab. Wir unterhielten uns, plötzlich lachte er. Ich fragte ihn, was er hat. Er guckte mich an, sagte: Du sprichst so komisch. Was ist los? Ich hatte tatsächlich einen deutschen Akzent in meinem Koreanisch. Ich brauchte wirklich zwei Tage, um wieder normal zu reden.
    Was bedeutet Ihnen die Heimat?
    Sehr viel. Sehen Sie: Bernd Leno kommt aus der Nähe von Stuttgart, und er vermisst seine Heimat, nutzt jede Gelegenheit, um dorthin zu fahren. Und genauso vermisse ich Korea. Das ist nur ein bisschen weiter. Es ist wichtig, dass meine Eltern mit mir hier sind. Koreanisches Essen vermisse ich dann auf keinen Fall – das ist wie ein Stück Heimat.
    Mit Ihrem Nationaltrainer sprechen Sie …
    Ja, mit Herrn Stielike spreche ich Deutsch. Ich finde es toll, dass er in Korea lebt, sogar versucht, Koreanisch zu reden. Er ist ein guter Trainer, mit dem wir Erfolg haben. Ich spüre sein Vertrauen, versuche ihm zu helfen, auch mit der Sprache.
    Mittlerweile spielt eine Handvoll koreanischer Profis in Deutschland. Gibt es ab und zu Treffen zwischen Ihnen?
    Es ist schwierig, der Spielplan lässt wenig zu. Aber wir versuchen uns zu treffen. Wir haben eine Whats-App-Gruppe und telefonieren oft.
    INTERVIEW: FRANK LUßEM



    Quelle: kicker-Printausgabe vom 17.08.15

    Ein Hering sei er früher gewesen, so LARS BENDER (26). Inzwischen ist er einer der Anführer des Bayer-Teams.


    Beim letzten Test gegen Chievo Verona (3:1) führte er die Mannschaft aufs Feld. Gut möglich, dass Lars Bender das Kapitänsamt von Simon Rolfes übernimmt. Er ist einer der wenigen Erfahrenen im Kader von Bayer Leverkusen. Den jungen Mitspielern aber traut er eine Menge zu, er persönlich will sich steigern – und hat dabei die Europameisterschaft im Visier.


    Herr Bender, fühlen Sie sich momentan älter, als Sie sind?
    Warum, wegen der harten Vorbereitung?


    Nein, weil Sie mit gerade mal 26 schon zu den wenigen Älteren im Kader von Bayer Leverkusen gehören.
    Stimmt, mit Mitte 20 spielt man hier im Training bei Alt gegen Jung ganz klar bei den Alten.


    Gonzalo Castro ist weg, Emir Spahic und Simon Rolfes ebenfalls – wie kann diese fehlende Routine aufgefangen werden?
    Ich habe mit Stefan Kießling neulich mal frühere Mannschaftsfotos durchgeblättert, und es ist schon bemerkenswert, dass wir jetzt als Einzige übrig geblieben sind. Aber was heißt schon Routine? Routine kann man auch mit 23 haben, wie zum Beispiel Bernd Leno. Neulich habe ich mir die deutsche U 21 bei ihren EM-Spielen angesehen, da haben einige ja schon fast 100 Bundesligaspiele hinter sich. Wir haben in Leverkusen auch viele ganz junge Spieler, die schon eine Menge erlebt haben. Die sind ja mit Anfang 20 viel weiter, als wir es waren.


    Wen meinen Sie?
    Julian Brandt zum Beispiel, der kam als 18-Jähriger rein und hat sich gleich bewiesen in der Bundesliga. Oder Jonathan Tah, meine Güte, was für ein Athlet. Ich bin noch nicht mit ihm zusammengeprallt, aber das tut definitiv weh. Und der ist erst 19 – ich war mit 19 Jahren noch ein Hering.


    Gegen Verona zeigte Bayer starke Form. Hatten Sie Bedenken nach den ersten, mäßigen Testspielen?
    Null, das war für mich ohne Bedeutung. Es ist ja logisch, dass wir nicht die Intensität runterfahren, nur um mal ein starkes Ergebnis da stehen zu haben.


    Die Hinrunde der vorigen Saison verlief holprig, auch weil sich die Spieler erst an den neuen Stil unter Roger Schmidt gewöhnen mussten. Startet Bayer diesmal automatisch stärker, weil gewisse Abläufe nun schon bekannt und eingeübt sind?
    Wir starten nicht bei null, das ist natürlich klar. Aber die neuen Spieler brauchen Zeit, das geht sicher nicht von heute auf morgen. Denn das ist ein Stil, der nicht so einfach ist, weil wir uns nicht am Gegner orientieren, sondern dem Ball folgen. Das klappte in der Rückrunde schon richtig gut, da müssen wir wieder ansetzen.


    Sie persönlich waren mit der vergangenen Saison nicht durchweg zufrieden. Wo sehen Sie noch Steigerungspotenzial?
    Ich war sicher nicht ganz so auffällig wie sonst. Vor einem Jahr habe ich in der Vorbereitung durch meine Verletzung viel Zeit verloren und bin erst später richtig in Fahrt gekommen. Aber es geht sicher besser, da ist Luft nach oben.


    Dann empfehlen Sie sich auch wieder für die Nationalmannschaft? Oder ist das für Sie kein Thema mehr?
    Tja, im März bin ich nicht eingeladen worden, ich stehe momentan hintendran. Das war schon ein Signal, aber ich habe das nicht abgeschrieben. Ich weiß, es wird hart, weil wir gerade im Mittelfeld viele Weltklassespieler haben. Aber klar ist die EM mein Ziel. Ich war 2012 dabei, ich weiß, was das für ein geiles Turnier ist. Nach meinem bitteren Aus kurz vor der WM will ich diesmal dabei sein.
    INTERVIEW: OLIVER BITTER



    Quelle: kicker-Printausgabe vom 03.08.15

    ... Dort nicken wir dann brav die "du musst mir erklären warum man hier Leverkusen -Fan wird" Sprüche ab und dann nehmen wir um 12:55 h den Zug...

    :bayerapplaus
    Herrlich - das kommt einem sowas vo bekannt vor! :D Aber genau DAS macht uns Bayer-Fans wahrscheinlich oft aus - UND ICH BIN STOLZ DRAUF! BIn gerne ein "Exot" & kann wunderbar über die Klischee-Bestätigung von "Fans" von (üblicherweise) B**ern, Doffm**d, Schlacke, ... etc. abschmunzeln.


    BAYER RULES!!! :LEV2
    :LEV3 :LEV3 :LEV3

    Ein bisschen mehr wie Manuel Neuer möchte BERND LENO (23) spielen. Und Leverkusens Keeper träumt von Berlin.


    AUS LEVERKUSENS TRAININGSLAGER IN ZELL AM SEE BERICHTET OLIVER BITTER


    Vier Testspiele, kein Sieg: Auch beim 1:1 bei RB Salzburg spielte Bayer wenig glanzvoll. Die Werkself kommt noch nicht auf Touren. Torhüter Bernd Leno sieht das mit seiner üblichen Gelassenheit.


    Für Sie war es nach dem Sonderurlaub und erst drei Trainingstagen das erste Match. Wie groß ist denn der Appetit auf Fußball schon wieder nach der frustrierenden U-21-EM, Herr Leno?
    Ich habe die drei Wochen Pause richtig genossen. Aber wenn ich dann sehe und höre, dass die Jungs in Leverkusen schon wieder auf dem Platz sind, dann will ich natürlich auch nicht mehr die Füße hochlegen.
    In der U 21 erhielt Marc-André ter Stegen den Vorzug. Dann gab es bei der EM auch noch das Aus im Halbfinale mit einem deprimierenden 0:5 gegen Portugal. Wie sehr belastet Sie denn diese EM-Erfahrung?
    Natürlich will ich immer spielen, aber Horst Hrubesch hat erklärt, dass es eine enge Entscheidung war. Das muss ich so akzeptieren, auch wenn es natürlich frustrierend war. Aber ich habe deshalb ja keine Kabinentüren eingetreten. Insgesamt waren es zwei tolle Jahre mit der Mannschaft und sicher keine verschenkte Zeit.
    In Leverkusen sind Sie zu einem der besten Keeper Deutschlands gereift und mittlerweile einer der wenigen erfahrenen Spieler im Kader. Wie merkwürdig ist es denn, wenn altbekannte Mitspieler wie Simon Rolfes und Gonzalo Castro auf einmal fehlen?
    Das war schon merkwürdig in der Kabine, ich kenne Bayer Leverkusen ja nur mit Simon und Gonzo, das waren über lange Jahre die Gesichter des Klubs und führende Figuren. Simon hat das überragend gemacht, hat nie die Ruhe verloren und war unglaublich gut darin, die jungen Burschen anzuleiten. Ich habe in meiner ersten Zeit auch unheimlich von ihm profitiert. So eine Figur ist schwer zu ersetzen.
    Nun kommt Bayer Leverkusen vor allem mit viel Talent, aber wenig Routine daher. Wie lassen sich diese Verluste denn auffangen?
    Das wird sich zeigen. Stefan Kießling ist schon lange dabei, auf ihn wird es noch mehr ankommen, dazu Lars Bender und Ömer Toprak – wir haben ja jetzt keine Jugend-Mannschaft am Start. Sie werden noch mehr Einfluss nehmen. Wenn die Sonne scheint, kann jeder glänzen. Aber wenn es mal schlecht läuft, dann zeigen sich die richtigen Typen, die vorangehen. Und ich bin sicher, dass wir die haben.
    Wie sehr stört es Sie, dass es in der Vorbereitung bisher noch keinen Sieg gab?
    Das würde ich nie zu hoch bewerten. Wir haben doch schon 100-mal erlebt, dass eine Mannschaft in der Vorbereitung alle Gegner zerlegt und dann im Pokal gegen einen Drittligisten ausscheidet.
    In der vorigen Saison hatten Sie sich vorgenommen, im Schnitt nur ein Gegentor pro Spiel zu kassieren. Das ging in der Rückrunde genau auf mit 17 Gegentoren in 17 Spielen. Zeit also, die Ansprüche ein wenig höher zu schrauben?
    Nein, nein, lassen wir das mal so. Am Anfang der Saison wollten wir noch zu viel, und es war ja klar, dass es etwas holprig wird, weil wir uns in einem neuen Spielsystem zurechtfinden mussten. Aber so, wie es in der Rückrunde lief, das muss unser Maßstab sein.
    Und dann kommt wieder Platz vier dabei heraus?
    Das ist das Mindestziel, alles andere wäre für mich ein Rückschritt. Auch wenn wir natürlich sehen, dass Wolfsburg sicher nicht schwächer wird, dass Gladbach etwa mit uns auf Augenhöhe ist, dass auch Schalke sicher kommt, von den Bayern ganz zu schweigen. Und Dortmund wird garantiert nicht noch mal eine so schwache Hinrunde spielen wie in der vorigen Saison.
    Wo sehen Sie bei sich persönlich noch Luft nach oben?
    Vor allem beim Mitspielen. Also: ein bisschen mehr Manuel Neuer. Unser System bietet ja die überragende Möglichkeit, als Torhüter den Raum abzudecken, wenn wir weit aufgerückt sind. Situationen erkennen und früh klären, das ist bei uns unabdingbar für den Torwart. Das ist genau mein Spiel, und daran kann ich sicher noch arbeiten.
    Höchstens ein Gegentor im Schnitt, mindestens Platz vier in der Bundesliga – was sind die weiteren Ziele für die neue Runde?
    Zunächst mal, die Play-off-Spiele zu überstehen und in der Gruppenphase der Champions League dabei zu sein, das ist klar. Und dann vielleicht mal über das Achtelfinale hinaus im Rennen zu sein. Wer weiß? Und dann habe ich noch einen anderen Traum.
    Nämlich?
    2009 war ich in Berlin, als Bayer im Pokalfinale gegen Werder Bremen 0:1 verlor. Wir sind bis jetzt meist im Viertel- oder Achtelfinale rausgeflogen, das muss sich unbedingt ändern. Ich habe über diese besondere Atmosphäre gestaunt, ganz Deutschland schaut auf dieses Spiel: Das möchte ich auch erleben.



    Quelle: kicker-Printausgabe vom 23.07.15

    LEVERKUSEN: Hoffnung auf Aranguiz-Transfer


    AUS LEVERKUSENS TRAININGSLAGER IN ZELL AM SEE BERICHTET OLIVER BITTER


    Oben auf der Areitalm, auf 1400 Metern Höhe, wich ein wenig Anspannung von Heung-Min Son und Wendell. Die Fahrt mit der Gondel zum Sponsorenempfang oberhalb von Zell am See traten die beiden Bayer-Profis mit gemischten Gefühlen an. Mit dabei im Bayer-Tross, der mit zünftiger Blasmusik empfangen wurde, auch Jonathan Tah, Neuverpflichtung für die Innenverteidigung. „Ich will mich möglichst schnell in der Bundesliga etablieren“, kündigte der Hüne an. Womöglich wird es für ihn schneller ernst als gedacht.


    In der Viererkette ist Ömer Toprak gesetzt; um den Platz neben ihm bewerben sich neben Tah, der für 7,5 Millionen vom HSV kam, noch Kyriakos Papadopoulos und Tin Jedvaj, die beide aber mit Blessuren zu kämpfen haben bzw. hatten. Der kantige Grieche nimmt nach seiner Schulteroperation gerade erst wieder Fahrt auf, Jedvaj, der eine Einblutung am Oberschenkel erlitt, wird für den Rest des Trainingslagers wohl nicht mehr mit der Mannschaft trainieren.


    So ergibt sich wohl schon am Dienstag gegen RB Salzburg für Tah die Möglichkeit, Punkte zu sammeln. In der vorigen Saison gefiel der Hüne (1,92 Meter, 90 Kilo), ausgeliehen an Fortuna Düsseldorf, bis zum Jahreswechsel mit starker Form, bevor auch er in der Rückrunde deutlich nachließ. Zu Beginn imponierte er durch große Ruhe am Ball sowie starkes Stellungsspiel. „Schnell, robust, technisch versiert, er wird uns weiterhelfen“, erwartet Rudi Völler. Tah selbst hat sich vorgenommen, „explosiver zu werden“; gegen wendige Stürmer hatte er in der Tat bisweilen Probleme.


    Tah allerdings wird nicht der letzte Sommereinkauf gewesen sein. Gesucht wird ein Backup für Stefan Kießling sowie ein zentraler Mittelfeldspieler. Bayers Wunschkandidat für den Posten vor der Abwehr steht fest, und nach wie vor bemüht sich Jonas Boldt intensiv um Charles Aranguiz (26, Internacional Porto Alegre), im Mittelfeld der chilenischen Nationalelf Partner des Ex-Leverkuseners Arturo Vidal. Zwar trumpfte er zuletzt bei der Copa America mächtig auf und hat seinen Marktwert noch einmal erhöht, doch aussichtslos sieht sich Bayer im Rennen um den begehrten Mittelfeldmann nicht. „Bei südamerikanischen Profis“, stellt Michael Schade fest, „haben wir einen ausgezeichneten Ruf. Und Arturo Vidal wird ihm sicher auch einen Wechsel nach Leverkusen nahelegen.“ Solche Empfehlungen, weiß der Bayer-Boss, können mitunter sogar finanzielle Nachteile wettmachen.



    Quelle: kicker-Printausgabe vom 20.07.15

    Er ist Bayer Leverkusens erfahrenster Innenverteidiger. Doch ÖMER TOPRAK (25) sieht sich längst nicht am Ende der Entwicklung, fordert Stabilität und Konstanz.


    Wenn er sich vor dem Training so umschaut in der Kabine, dann kann es durchaus passieren, dass Ömer Toprak sich ein wenig älter fühlt als die 26 Jahre, die er ab kommendem Dienstag auf dem Buckel hat. „Das ist aber eine rein optische Sache“, lacht der Leverkusener Abwehrspieler, „körperlich fühle ich mich völlig fit.“ Was er meint: „Mit Simon Rolfes und Emir Spahic haben uns zwei Spieler verlassen, die älter als 30 Jahre sind. So viele haben wir davon nicht.“ In der Tat: Aus der gedachten Stammelf haben lediglich Roberto Hilbert (30) und Stefan Kießling (31) in der Altersangabe eine Drei vorne, der Rest ist mehr oder weniger deutlich jünger. „Jung, aber erfahren“, fügt Toprak an, der seit 2008 Profi ist, 2011 aus Freiburg nach Leverkusen kam und dort längst zum Führungsspieler gereift ist. Er nimmt diese Rolle gerne an: „Ich will vorangehen. Und ich weiß, dass genau das von mir erwartet wird.“


    Nicht mehr und nicht weniger als die Chefrolle in der Abwehr nimmt der Deutsch-Türke aus Ravensburg ein, im Idealfall gemeinsam mit dem Griechen Kyriakos Papadopoulos (23), der sich nach Schulterverletzung und Reha langsam wieder an das Team heran arbeitet: „Er ist ein Zweikampf-Monster“, lobt Toprak lachend den Kollegen, dem er Respekt zollt „dafür, dass er sich nicht unterkriegen lässt von den Verletzungen. Er kommt immer wieder!“


    Sollte er auch, denn Erfahrung ist bitter nötig angesichts des Programms, das auf den Champions-League-Qualifikanten wartet: „Es werden viele Spiele, die Ansprüche sind hoch“, weiß Toprak, „dem wollen wir gerecht werden.“


    Hinter Papadopoulos sieht er „zwei Riesentalente“ mit den beiden 19-Jährigen Tin Jedvaj und nun noch Jonathan Tah, „sie müssen wir heranführen, da sind wir älteren Spieler gefordert“.


    Tahs Wechsel ist vollzogen, rund siebeneinhalb Millionen Euro lässt sich Bayer das Talent kosten, zuzüglich eventueller Bonuszahlungen. Die Werkself sieht sich damit hinten gut aufgestellt, so gut, dass Toprak eine Leistungssteigerung erwartet: „Wir haben in der Rückrunde defensiv gut gestanden. Da müssen wir zunächst wieder hin.“ Der nächste Schritt: „Wir wollen konstanter werden.“ Phasen wie in der Hinrunde der vergangenen Saison, als es viel zu oft hinter Torhüter Bernd Leno einschlug, sollen vermieden werden, „das wird klappen, wenn wir uns noch stabiler präsentieren und versuchen, in jedem Spiel die Topleistung abzurufen“.


    Offen bleibt, wer Bayer in der Nachfolge von Simon Rolfes als Kapitän aufs Feld führt. Den ausgerufenen Dreikampf zwischen Favorit Lars Bender, Kießling und ihm sieht Toprak nicht: „Da mache ich mir überhaupt keinen Kopf. Ich will nur eines: ein bisschen besser werden als in der vergangenen Saison. Das kann ich auch ohne die Binde. Und mich jetzt damit beschäftigen – das lenkt nur unnötig ab und macht mich sicherlich nicht besser. Der Trainer wird das entscheiden, und dann geht es weiter.“
    FRANK LUßEM



    Quelle: kicker-Printausgabe vom 16.07.15

    LEVERKUSEN: Brandts erstes Spiel als „Senior“


    Der Rahmen mutete eher bescheiden an, das strahlend schöne Wetter und die zur Millionen-Veranstaltung mutierten „Kölner Lichter“ klauten der Kölner Viktoria sicherlich mehr als ein paar Fans, sodass nur knapp über 1000 Zuschauer im Sportpark Höhenberg Zeugen wurden, wie Bayer Leverkusen auch sein zweites Testspiel nicht gewann. Nach dem 0:1 beim Drittligisten Sonnenhof Großaspach reichte es gegen den Viertligisten immerhin zu einem 1:1.


    Völlig unter ging die Tatsache, dass Julian Brandt in eben diesem Rahmen eine Premiere feierte: Der Blondschopf – seit Donnerstag wieder im Trainingsbetrieb – bestritt sein erstes Spiel als „Senior“. Seine bisher 37 Bundesligaspiele seit der Rückrunde der Saison 2013/2014 absolvierte er als A-Junior, bei seinem Debüt am 15. Februar 2014 gegen den FC Schalke war er ganze 17 Jahre alt.


    Rudi Völler (55) kommentierte den Statuswechsel so: „Man hat sich in der Zeit, seit er hier ist, so an ihn und seine Spielweise gewöhnt, dass es gar nicht mehr auffiel, dass er noch A-Jugendlicher war.“ Völler ist ein Fan des Spielers, der durch seine Unbekümmertheit ebenso besticht wie dank der Fähigkeit, auch in höchstem Tempo immer Richtung Tor zu ziehen. „Er hat sich gut entwickelt und er weiß, dass er sich bei uns Stück für Stück weiter entwickeln wird“, lobt Völler. Trotz seiner Jugend habe Brandt keine Flausen im Kopf, im Gegenteil: „Julian hat hart an sich gearbeitet, ist körperlich robuster geworden.“


    In insgesamt 35 Pflichtspielen stand der Außenstürmer in der vergangenen Saison auf dem Platz, ließ sich auch durch Leistungsschwankungen nie aus dem Konzept bringen. Er verkraftete längere Pausen gut und verlor nie den Ehrgeiz, der ihn seit seinem ersten Tag in Leverkusen auszeichnet. Dass er sich verbessern kann, weiß Brandt, „nur“ vier Tore und zwei Vorlagen bedeuten eine ausbaufähige Bilanz. „Er wird sich nicht ausruhen“, sagt Rudi Völler, überzeugt davon, dass Brandt sein Steigerungspotenzial ausnutzen will.


    Brandt (kam aus Wolfsburg) und seine Kollegen Levin Öztunali (vom Hamburger SV) und Karim Bellarabi (Eintracht Braunschweig) sind ein glänzendes Beispiel für die wohl wichtigste Seite der Leverkusener Personalpolitik. Gemeinsam kostete dieses Trio etwas mehr als 600 000 Euro an Ablöse. Durch die Leihgebühren für Bellarabi (von Braunschweig) und Öztunali (Bremen) dürfte diese Summe zur Hälfte wieder in die Bayer-Kassen gespült worden sein. Der Marktwert dieses Trios beläuft sich bei Ausgaben von 300 000 Euro heute auf rund 40 Millionen Euro – eine schier unglaubliche Gewinn-Entwicklung. Allerdings denkt niemand in Leverkusen ans Verkaufen: Bellarabi verlängerte vor ein paar Monaten bis 2020, Brandts Vertrag läuft bis 2019 (soll eine Ausstiegsklausel ab 2018 beinhalten) und Öztunali ist ab der Saison 2016/2017 als feste Größe im Mittelfeld eingeplant.


    Kleiner wird die Marge bei Jonathan Tah. Der Hamburger – dies zeichnet sich immer deutlicher ab – soll in Kürze einen Vertrag in Leverkusen unterschreiben, seine Ablöse liegt wohl jenseits von sechs Millionen Euro.
    FRANK LUßEM


    Quelle: kicker-Printausgabe vom 13.07.15

    LEVERKUSEN: Bayers dienstältester Spieler lässt sich nicht mehr allein an Toren messen


    Auch in seine 26. Vorbereitung geht Stefan Kießling (31) als Stürmer, der in jeder Wunschelf von Bayer Leverkusen vor der Saison auftaucht. „Ich habe mich in 13 Jahren immer durchgesetzt“, sagt der älteste Feldspieler von Bayer, „ich denke schon, dass diese Bilanz sehr aussagekräftig ist.“


    Selbst in der vergangenen Spielzeit, „die definitiv nicht zu meinen guten Saisons gehörte“, kam Kießling in allen 49 Pflichtspielen zum Einsatz: „Ich fühle mich fit, auch wenn ich der Älteste bin.“


    Wenn nach so vielen Profijahren auch vieles Routine ist, eines ist meist neu für den Blondschopf – der Spieler, der die Rolle neben ihm, hinter ihm, um ihn herum oder gar seine übernehmen soll. Ob Patrick Helmes, Eren Derdiyok oder zuletzt Josip Drmic – durchweg prominente Namen, allein: Nur Kießling ist noch da, die anderen sind Geschichte. Kießling: „Ich habe mich jedem Konkurrenzkampf gestellt.“ Und keinen verloren.


    Auch für die kommende Spielzeit dürfte sich daran nichts ändern. Zwar schaut sich Bayer nach einem Back-up für Kießling um. Allerdings besitzt diese Suche nicht allerhöchste Priorität und hat weniger damit zu tun, dass er infrage gestellt werden soll, vielmehr würde ein ähnlicher Spielertyp dafür sorgen, dass nach einem Kießling-Ausfall nicht die Spielweise umgestellt werden muss. Dies wäre der Fall mit Admir Mehmedi als einziger Alternative für den Mittelstürmer, dies war der Fall mit Drmic.


    Kießling lässt alles auf sich zukommen: „Ich bin Stürmer und schieße gerne Tore“, sagt er, „aber vor allem bin ich Mannschaftsspieler. Und wenn meine Rolle dann vorsieht, dass ich für die Flügelspieler Räume schaffen soll, dann mache ich das eben.“ Diese Uneigennützigkeit nimmt man einem wie ihm ab. Dass er an Toren gemessen wird, ist ihm klar. Seinen Wert für das Team sieht er selbst nicht nur darin: „Meine Aufgaben sind vielfältiger geworden, das Spiel hat sich geändert.“ So kamen Karim Bellarabi (12) und Heung-Min Son (11) auf zweistellige Torquoten, Kießling erstmals seit neun Jahren nicht: „Gefreut hat mich das nicht.“


    Dafür freuten ihn fast 400 gewonnene Zweikämpfe, damit ist er Liga-Spitze, kein Stürmer kommt an ihn heran. Daran soll sich nichts ändern. Schlusssatz Kießling: „Ich setze alles daran, möglichst oft zu spielen.“ Wie es eben immer war.
    FRANK LUßEM



    Quelle: kicker-Printausgabe vom 09.07.15

    LEVERKUSEN: Manager Boldt baut auf den Faktor Zeit bei den weiteren Neuzugängen


    Das Transfer-Mikado ist in vollem Gange, und es ist auch in dieser Saison wieder so, wie es all die Jahre war: Wer sich zuerst bewegt, der läuft Gefahr, das Spiel zu verlieren.


    Deshalb muss es kein schlechtes Zeichen sein, dass in Leverkusen momentan alles ruht. Trainer Roger Schmidt sprach zwar nach der ersten Einheit am vergangenen Freitag davon, dass noch „drei neue Spieler“ geholt werden sollen, „für jeden Mannschaftsteil einer“, doch er vermittelte dabei nicht den Eindruck großer Ungeduld. Der letzte Teil dieser Ankündigung kam übrigens überraschend, denn angesichts der Offensivpower der Leverkusener und nach der Verpflichtung von Admir Mehmedi aus Freiburg war man eigentlich davon ausgegangen, dass Bayer in diesem Bereich komplett ist. Offensichtlich aber will er einen Back-up für Stefan Kießling. Dass die Fans in den Foren diskutieren und jede Menge Teufel an die Wand malen, solange noch keine Neuverpflichtung perfekt ist, daran sollte man sich mittlerweile selbst in Leverkusen gewöhnt haben. Doch zur Kunst des Transfergeschäftes gehört, dem Druck der Öffentlichkeit nicht nachzugeben und daraus automatisch folgende populistische Verpflichtungen zu vermeiden. Ein halbes Dutzend in Not geratener Traditionsklubs kann davon ein trauriges Lied singen. Schmidt hat dies erkannt: „Wir sind nicht in der Situation, irgendetwas machen zu müssen, nur um etwas gemacht zu haben, sondern wir werden nur ganz gezielt wirklich noch Topspieler dazuholen.“


    Um die zu bekommen und rechtzeitig am Markt zu sein, lebt Manager Jonas Boldt aktuell zwar nicht aus dem Koffer. Doch dieses Reiseutensil ist ständig gepackt, der Pass liegt bereit. Die Frage, die sich stellt: Wo tut sich eine Möglichkeit auf? In Hamburg in Sachen Jonathan Tah? Oder im brasilianischen Porto Alegre, wo es um Charles Aranguiz gehen könnte? Der chilenische Mittelfeldspieler gewann in der Nacht zum Samstag die „Copa“ mit seinem Team, erstmals in der Geschichte Chiles. Der Sturmlauf zu diesem Erfolg rief andere Interessenten auf den Plan; wenn die tatsächlich Chelsea und Arsenal heißen, dann wird es eng mit einer Verpflichtung des 26-Jährigen.


    Was passiert, steht also noch nicht fest. Dass etwas passiert, kann als gesichert gelten. Dabei spielt der Faktor Zeit eben eine große Rolle. Bayer will möglichst bis zum Meldeschluss für die Champions-League-Play-offs (10. August 2015) alles unter Dach und Fach bringen. Erfahrungsgemäß überschlagen sich die Ereignisse selten schon zu Beginn der Vorbereitung: „Wir haben Zeit“, sagt Boldt folgerichtig. Und zur Beruhigung der hibbeligen Fans.
    FRANK LUßEM



    Quelle: kicker-Printausgabe vom 06.07.15

    Am Donnerstag stehen Leistungstests an, am Freitag der Trainingsauftakt, am Sonntag das erste Testspiel. Spätestens dann beginnt bei Bayer der Kampf um die Plätze.


    Diesen nimmt auch Sebastian Boenisch auf, dem der Klub keine Steine in den Weg legen würde. „Wir haben fast einen linken Verteidiger zu viel“, sagt Jonas Boldt angesichts von Wendell, Boenisch und Rückkehrer Konstantinos Stafylidis (21). Der Manager weiß um Boenischs schweren Stand: „Er hat ein Jahr lang erlebt, was es bedeutet, die Nummer zwei hinter Wendell zu sein, der einer der Stammspieler ist, der seinen Platz mit am sichersten hat.“


    Boenisch droht erneut eine harte Saison. Die vergangene war unbefriedigend. „Die Hinrunde war noch okay, die Rückrunde nicht mehr“, erklärt der Verteidiger, der als Stammkraft startete, im Oktober verletzt fehlte und sich danach bis zur Winterpause den Job mit Wendell teilte. In der Rückrunde jedoch durfte Boenisch nach 14 Einsätzen in der Hinrunde nur fünfmal ran.


    Grund, über einen Wechsel nachzudenken? Nicht für Boenisch. „Das ist für mich überhaupt kein Thema“, so der 28-Jährige, der Wendell angreifen möchte. In dem Duell sieht sich der frisch gebackene Familienvater zumindest auf Augenhöhe: „Dass ich bei einem Verein wie Bayer Leverkusen spielen muss, das ist meine Ansicht. Dafür habe ich die Qualität“, sagt er und ordnet seinen Stammplatz-Verlust wie folgt ein: „Sagen wir es mal so: Ich habe mich verletzt, danach hat er es gut gemacht.“ In der Tat nahm der 21-jährige Wendell eine rasante Entwicklung. Dennoch erklärt Boenisch: „Vor ihm muss ich mich auf gar keinen Fall verstecken.“ Eine Flucht im Sommer schließt er aus: „Dafür war die Rückrunde zu unbefriedigend. Ich will hier angreifen.“


    Boenisch möchte nicht gehen, Angebote für andere Wechselkandidaten wie Giulio Donati, Robbie Kruse und Vladlen Yurchenko gibt es nicht. Dafür kämpft Bayer weiter um Zugänge: Beim Chilenen Charles Aranguiz (26, Internacional Porto Alegre) gibt es starke Konkurrenz. „Er spielt ein gutes Turnier. Der eine oder andere hat sich da noch gemeldet“, weiß Boldt. Wie aus Chile verlautet, handelt es sich um Chelsea und Arsenal.


    Wäre der flexible Mittelfeldspieler sofort eine Verstärkung, so ist Jonathan Tah (19) als perspektivische gedacht. Deshalb hat Bayer Zeit im Poker, in dem der HSV bislang nur Angebote ablehnt, selbst keine Forderung stellt. Klar ist: Eine zweistellige Millionenablöse wird Bayer nicht zahlen. Auch wenn der Deal hakt, bleibt Tah der Wunschkandidat für die Innenverteidigung. Für diese hat Bayer zwar Atletico Madrids Lucas Hernandez (19) auf dem Schirm. Doch der Franzose könnte nur ohne Kaufoption geliehen werden – und Bayer hat gerne das Heft des Handelns selbst in der Hand.
    STEPHAN VON NOCKS

    Quelle: kicker-Printausgabe vom 02.07.15

    LEVERKUSEN: Gesucht wird der zweite Stamm-Innenverteidiger – Hängepartie wegen Tah


    Die Sache mit dem zusätzlichen Innenverteidiger beschäftigt Bayer schon ein paar Monate. Und weil es nicht so aussieht, als würde man sich schnell mit dem Hamburger SV in Sachen Jonathan Tah (19) einig werden, wird dieses Thema wohl weiterköcheln.


    Dabei geht es um die Breite des Kaders. Denn in der Spitze ist Bayer gut aufgestellt. Ömer Toprak (25) ist dabei der „Leuchtturm“ der Viererkette. Er mauserte sich in den vergangenen Monaten zu einem absoluten Führungsspieler, ließ sich weder vom emotionalen Wirbelsturm aus der Heimat („Pistolen-Affäre“) aus der Ruhe bringen noch von der Tatsache, dass sich Nationaltrainer Fatih Terim weigert, ihn für die Nationalmannschaft zu nominieren.


    Dass er dort eine gute Rolle spielen würde, steht außer Frage. Ebenso, dass er bei Bayer gesetzt ist. Die Frage lautet: Wer wird neben ihm die Innenverteidigung komplettieren? Vier Spieler plux Mister X kommen infrage:
    Kyriakos Papadopoulos (23): Der fest verpflichtete Grieche ist Favorit – wenn er fit ist. Dies war ihm in der Vergangenheit nicht immer vergönnt, zunächst spielten die Knie nicht mit, zuletzt die Schultern. Er wird erst Ende Juli ins Training einsteigen. Wenn er spielte, dann meist überzeugend: aggressiv, mitreißend, auch offensiv eine Waffe dank seines Körpers (misst nur 1,83 Meter, wirkt aber größer) und der Kopfballstärke.
    Tin Jedvaj (19): Der junge Kroate wurde in der Winterpause für rund sieben Millionen Euro von der AS Rom fest verpflichtet. Dieses Vertrauen hatte sich der Leihspieler verdient. Allerdings sorgte er bis zu einer langwierigen Muskelverletzung meist als rechter Außenverteidiger für Furore, als nimmermüder Antreiber, geschickter Zweikämpfer und offensivstarker Abwehrspieler. Wenn er innen spielte, enttäuschte er allerdings nie, bewies gutes Timing beim Kopfballspiel und starke Antizipation.
    André Ramalho (23): Der Brasilianer ist die große Unbekannte und sieht sich selbst eher auf der Sechs als im Deckungszentrum. Bei Bayer läuft er unter „Defensiv-Allrounder“ und wird eher als Ergänzung gesehen. Allerdings: Er ist Wunschspieler von Roger Schmidt, mit dem er in Salzburg Meister wurde. Außenseiterchancen besitzt Lukas Boeder (19), der aus der U 19 kommt, allerdings seit längerer Zeit regelmäßig mittrainiert und schon mehrmals im Kader stand.
    FRANK LUßEM


    Quelle: kicker-Printausgabe vom 29.06.15

    Sein Wort hat Gewicht. Leverkusens Sportchef RUDI VÖLLER (55) spricht über Bayer 04, die Liga, Europa und TV-Gelder.

    • Die Spieler sind heute fitter, aber zerbrechlicher
    • Unsere Vision wurde bei Vidal belohnt
    • Kramer ist das lebende Beispiel für unser Konzept
    • Bei uns gab es früher in der Kabine ein, zwei Bier

    Erst als Spieler, dann als Teamchef, mittlerweile als Sportchef – Rudi Völler hat den deutschen Fußball enorm geprägt. Sein größter Erfolg liegt nun genau 25 Jahre zurück, 1990 wurde „Tante Käthe“ mit Deutschland Weltmeister.


    Herr Völler, wenn Sie den Fußball von 1990 mit heute vergleichen, haben Sie das Gefühl, das ist eine andere Sportart?
    Den Gedanken hast du ja immer, wenn du zurückblickst. Damals in den 90ern haben wir die Spiele aus den 1970ern angeschaut und gedacht: Och, das ist aber langsam. Die stehen ja teilweise da rum, während wir pausenlos in Bewegung sind. Und heute ist es noch einmal mehr, noch intensiver, noch schneller. Die Spieler sind noch fitter, aber auch zerbrechlicher. Es gibt permanent Blutuntersuchungen, physiologische Tests, tägliches Vergleichen der Körperwerte. Das sind Maschinen, die jeden Tag geölt werden müssen. Das war auch schon bei uns sehr professionell, mit Ärzten, Physios, Köchen, Ernährungsberatung. Aber es war einfach alles ein bisschen lockerer. Damals haben wir zwischen den Spielen auch mal einen draufgemacht. Das geht heute nicht mehr, heute ist alles gläsern, wissenschaftlich durchleuchtet.


    Ließe sich das Rad noch zurückdrehen?
    Nein. Und das ist auch gut so. Weil der Fußball ja attraktiv ist. Ich habe in drei WM-Finals gestanden, ich habe die Champions League gewonnen. Aber wenn ich ein WM-Endspiel wie Deutschland gegen Argentinien 2014 sehe, dann bin ich total begeistert von diesem Spiel, von der Qualität, vom Laufvermögen, von der Schnelligkeit. Dann weiß ich: Das hat sich alles absolut positiv entwickelt. Es geht fast immer nach vorne, du hast immer das Gefühl, dass gleich etwas passiert. Das war früher überschaubarer. Selbst unser Finale 1990 gegen Argentinien – die waren ja richtig schlecht. Das würde es heute so nicht mehr geben. Heute kannst du dich nicht mehr durch eine WM mogeln wie die Argentinier damals. Heute setzt sich nur noch Top-Qualität durch.


    U-21-Trainer Horst Hrubesch ist felsenfest überzeugt, dass er seine Schützlinge während eines Turniers nie mit einem Kasten Bier auf der Bude erwischen würde. Ist die heutige Profi-Generation braver?
    Bei uns war es definitiv anders. Ob in Bremen, Rom oder Marseille – überall, wo ich gespielt habe, sind wir nach dem Training manchmal ein Bier oder ein Glas Wein trinken gegangen. Da gab es in der Kabine direkt nach dem Spiel auch mal ein Bier oder zwei. Das ist ja heute gar nicht mehr denkbar.


    Ist dies ein Produkt der Erziehung in den Nachwuchsleistungszentren?
    Ja, absolut. Du musst heute keinen U-21-Spieler mehr erziehen. Abgesehen von den schwarzen Schafen, die es immer gibt, kommen die Jungs komplett erzogen zu den Profis. Alles konzentriert sich auf Fußball, sie leben für ihn, hoffen, Teil eines großen Spektakels zu werden.


    Nicht jeder schafft den Sprung. Sorgen die top ausgebildeten Spieler demnächst für einen Qualitätssprung an der Basis bis runter in die 4. oder 5. Liga?
    Auf jeden Fall. Die Unterschiede werden geringer. Das werden wir vor allen Dingen im Pokal zu spüren bekommen. Wir mussten ja schon vergangene Saison gegen Magdeburg ins Elfmeterschießen – die waren in der 4. Liga. Aber das sind richtig gute Fußballer. Und wenn du da als Erstligist ein paar Prozent weniger investierst, wird es schwer. 5. und 6. Liga schaffst du auch, wenn du einen schlechten Tag hast. Ab der 4. Liga geht das nicht mehr.


    Mit Christoph Kramer kommt ein Spieler zu Bayer Leverkusen zurück, mit dem vor zwei Jahren niemand rechnete. Ist der Nationalspieler das Paradebeispiel für Ihre Politik der Leihspieler?
    Eines ist klar: Wir hätten Christoph niemals verkauft, damals nicht, und auch jetzt hätten wir ihn nie den Gladbachern gelassen. Christoph ist das lebende Beispiel für unser Konzept. Er steht für das, was wir hier wollen. Und wir wollen Geduld haben mit Spielern, die es mit 18 eben noch nicht schaffen, ihnen die Möglichkeit geben, sich weiterzuentwickeln. Christoph kommt als Top-Spieler zurück. Wir haben Castro für elf Millionen Euro abgeben müssen. Kramer hätten wir im Normalfall nicht für die Summe bekommen, er hätte viel mehr gekostet.


    Als Sie die Halbfinals in der Champions League zwischen Real Madrid und Juventus Turin gesehen haben, blutete da Ihr Bayer-Herz? Immerhin standen mit Arturo Vidal, Toni Kroos und Daniel Carvajal drei Akteure auf dem Platz, die in Leverkusen den Durchbruch geschafft haben.
    Nein, das spricht doch für uns als Klub, dafür, dass wir ein gutes Auge haben und gute Leute. Michael Reschke, der Daniel Carvajal entdeckte, und sein Nachfolger Jonas Boldt, der damals Arturo Vidal fand, haben bewiesen, wie gut sie das machen. Dass diese Spieler irgendwann gehen, ist uns von vornherein klar. Vor allen Dingen, wenn sie wie Kroos nur ausgeliehen sind oder wie im Falle Carvajal per Rückkauf-Klausel geholt werden können. Anders wären sie gar nicht zu uns gekommen. Und wir dürfen nicht vergessen: Arturo Vidal war vier Jahre bei uns. Wir hätten gerne gehabt, dass er seine Karriere bei uns beendet. Dass er aber irgendwann bei einem europäischen Spitzenklub landen würde war absehbar. Diese Spieler zu holen birgt ja auch Risiken. Arturo beispielsweise kannte niemand, trotzdem haben wir einiges in ihn investiert. Da musst du die Vision haben, das Vertrauen in die Scouts und den Spieler, dass er was kann. Dafür sind wir belohnt worden.

    Können die Fans mit einem ähnlichen Treffer rechnen?

    Den haben wir doch schon. Unseren kleinen Wendell kannte doch auch niemand. Heute ist er der Publikumsliebling hier. Wir haben ihn für eine ähnliche Ablöse geholt wie damals für Vidal, und heute könnten wir ihn locker für die dreifache Summe verkaufen. Er ist der Spieler mit den meisten Anfragen großer europäischer Klubs. Nach einer Saison! Wir machen es natürlich nicht. An solchen Personalien wächst aber im Klub das Vertrauen, gerade solche Transfers zu machen.


    Der Tabellenletzte der Premier League kassiert mehr TV-Gelder als der FC Bayern. Haben Sie Sorgen, dass die Engländer den Markt leer kaufen?
    Das werden wir zu spüren bekommen. Wenn ich auch hoffe – bei allem Respekt vor den englischen Klubs ab Tabellenplatz 10 – dass die Top-Spieler aus Deutschland nicht unbedingt hinwollen. Wenn sie zu den fünf oder sechs Top-Klubs in England wechseln möchten, dann habe ich da Verständnis. Aber ich muss nicht nur nach England gucken.


    Sondern?
    Der FC Bayern ist durch cleveres Management in der Lage, mit den englischen Top-Vereinen wirtschaftlich mitzuhalten. Die Münchner können mittlerweile auch Stammtorhüter eines anderen Vereins davon überzeugen, als Nummer 2 zu kommen. Sven Ulreich ist ja nicht der erste. Pepe Reina war Stammtorwart in Neapel und geht nach München. Jetzt Ulreich, ein erfahrener und guter Torwart. Die gehen nicht dahin, weil sie ein neues Abenteuer erleben wollen oder im Pokal bis zum Viertelfinale spielen dürfen. Diese wirtschaftliche Kraft, einen Spieler zu holen, damit er nicht spielt, die ist gigantisch. Die Bayern wollen ja, dass der Neuer spielt. Nicht, dass wir uns falsch verstehen. Ich habe Verständnis für die Bayern und für den Spieler. Aber gerade dieses Beispiel zeigt, wie weit die Schere auseinanderklafft.


    Der Traum vom Titel wird also für Borussia Dortmund, den VfL Wolfsburg, Schalke 04, Borussia Mönchengladbach oder Bayer Leverkusen ein Traum bleiben?
    Es wird sogar immer schwieriger, sich in der Gruppe hinter den Bayern zu behaupten. Ganz zu schweigen davon, sie zu überholen. Von diesen fünf Teams, die Sie aufgezählt haben, schaffen es zwei sicher in die Champions League. Also: Wir haben in den vergangenen fünf Jahren viermal die Champions-League-Qualifikation geschafft. Aber wer denkt, das sei eine Selbstverständlichkeit, der irrt sich gewaltig.


    Wo sehen Sie den deutschen Vereinsfußball heutzutage?
    Mit dem FC Bayern haben wir ja einen verlässlichen Punktesammler für die Fünfjahreswertung der UEFA. Mit vier Teams im Achtelfinale waren wir gut aufgestellt in den vergangenen Jahren. Wo wir ein bisschen mehr punkten könnten, ist in der Europa League. Wir sollten im Ranking auf jeden Fall nach hinten schauen, weil die Italiener mit Klubs wie Juventus, den beiden römischen Vereinen und Neapel international wieder breiter aufgestellt sind. Wenn die beiden Mailänder Klubs sich erholen, ist Italien wieder ein richtig ernst zu nehmender Gegner in Europa.


    Ob Vidal oder André Schürrle, Bayer Leverkusen musste immer wieder Spieler abgeben. Wann droht das Schicksal bei Hakan Calhanoglu, Heung-Min Son oder Karim Bellarabi?
    Es ist ein Kreislauf, in dem wir leben. Verkäufe von Top-Spielern drohen immer. Da musst du als Verein gewappnet sein, etwas in der Hinterhand haben. Es ist uns trotz der prominenten Abgänge gelungen, unser Niveau zu halten und teilweise auch besser zu werden. Wir müssen immer wieder nachlegen und gute Spieler heranführen. Wir müssen ja auch Erfolg haben. Wir sind ja kein Ausbildungsverein und auch keine Bank. Wir wollen den maximalen Erfolg.


    Also einen Titel?
    Das Erreichen der Champions League ist mittlerweile wie ein Titel. Du kriegst zwar keine Schale und keinen Wimpel. Aber du bist dabei. Und es wird ja auch so gefeiert wie ein Titel. Die Erfüllung unserer Träume wäre der Pokalsieg und dazu die direkte Qualifikation für die Champions League. Berlin ist ein tolles Event. Das muss eines unserer großen Ziele sein.
    INTERVIEW: FRANK LUßEM


    Quelle: kicker-Printausgabe vom 29.06.15

    LEVERKUSEN: Der Ex-Freiburger vergrößert die Möglichkeiten in der Bayer-Offensive


    Wirtschaftlich mutet der Deal mehr als respektabel an. Rund sieben Millionen Euro bezahlte Bayer Leverkusen vor zwölf Monaten an den 1. FC Nürnberg für Josip Drmic, rund zehn Millionen kassiert man nun für den Schweizer beim Weiterverkauf an Borussia Mönchengladbach. Für einen Spieler wohlgemerkt, der den Durchbruch nicht schaffte, dessen Bilanz (804 gespielte Minuten in 25 Bundesliga-Einsätzen, sechs Tore, ein Assist) alles andere als befriedigend war und dem am Ende nur noch der Wechsel blieb, weil Trainer Roger Schmidt deutlich nicht mehr auf ihn baute.


    Rund sechs Millionen Euro gab Bayer für Admir Mehmedi – Drmics Kollegen aus der Schweizer Nationalmannschaft – an den SC Freiburg weiter, um die entstandene Lücke in der Offensive zu schließen. Klappt das?


    Mehmedi ist ein anderer Typ als Drmic. Weniger auf den Strafraum fixiert, eleganter, listiger und kombinationsstärker. Allerdings baut Bayer bei ihm auf das Potenzial, weniger auf das aktuelle Leistungsvermögen, denn da kann der Ex-Freiburger aus der vergangenen Saison keine gute Bilanz vorweisen. Lediglich ein Wert in der Datenflut sieht ihn gegenüber Drmic deutlich im Vorteil, möglicherweise aber ist dies ein entscheidender Wert für Roger Schmidt gewesen: Während Drmic nur 26,19 Prozent seiner 168 Zweikämpfe gewann (der schlechteste Wert der Liga!), behielt Mehmedi in 40, 38 Prozent seiner 416 Duelle die Oberhand. Eine starke Bilanz und für Bayer deshalb wichtig, weil sich diese Ballgewinne fast ausschließlich in der gegnerischen Hälfte ereigneten – dort also, wo das Spiel nach Schmidt’scher Lesart hinverlagert werden soll.


    Auch die Frage, wo Mehmedi spielen kann, ist schnell beantwortet. Er muss, anders als Drmic, kein Konkurrent für Stefan Kießling sein. Sollte Bayer Castro nicht ersetzen (wenn zum Beispiel Charles Aranguiz nicht kommt), könnte in vielen Spielen Hakan Calhanoglu eine Position nach hinten rücken, und Mehmedi als hängende Spitze in der offensiven Dreierreihe zwischen den Außenspielern fungieren. Eine Position, die ihm (der auch selbst außen spielen kann) liegt.


    Klar ist, dass Bayer über eine außerordentlich explosive Offensive verfügt. Und wichtig ist, dass Roger Schmidt die richtige Mischung findet. Damit die Ladung auf dem Rasen explodiert – und nicht schon in der Kabine.
    FRANK LUßEM



    Quelle: kicker-Printausgabe vom 25.06.15

    LEVERKUSEN: Der chilenische Nationalspieler trumpft aktuell bei der Copa America groß auf


    Das zurückliegende Jahr war sportlich wie wirtschaftlich sicherlich ein gutes für Bayer Leverkusen. Die Transfereinnahmen zuletzt taten ein Übriges, den Verantwortlichen ein Lächeln auf das Gesicht zu zaubern. Rund 30 Millionen Euro verbuchte man für Josip Drmic, Gonzalo Castro, Dominik Kohr und Philipp Wollscheid, weil von den Zugängen nur Admir Mehmedi und Kyriakos Papadopoulos Geld kosteten (insgesamt rund 13 Millionen Euro), ist die Kasse gut gefüllt. Deshalb macht man sich in Leverkusen ernsthaft Hoffnung, die personellen Vorstellungen durchsetzen zu können.


    Da ist zunächst Jonathan Tah (19), der dem Hamburger SV abgekauft werden soll. Der Spieler hat sich klar zu Bayer bekannt, möchte nur dorthin wechseln. Es wird wohl noch einige Verhandlungsrunden geben, ehe es an die Unterschriften geht.


    Fündig wurde Manager Jonas Boldt in Chile bei der Copa America. Der chilenische Mittelfeldspieler Charles Aranguiz (26, 1,72 Meter, 67 Kilo) von Internacional Porto Alegre steht ganz oben auf der Liste der Wunsch-Zugänge, wie der kicker am Freitag exklusiv berichtete. Fußballerisch wäre er ein idealer Castro-Ersatz. Allerdings trumpft Aranguiz aktuell bei der Südamerika-Meisterschaft dermaßen auf (drei Tore in drei Spielen), dass auch andere Klubs auf ihn aufmerksam werden dürften. Was Anlass zur Hoffnung gibt: Aranguiz’ Berater heißt Fernando Felichevic und der ist ein alter Bekannter von Boldt, seit Bayer 2007 den völlig unbekannten Klienten Arturo Vidal nach Leverkusen holte.


    Aranguiz also kommt möglicherweise, Robbie Kruse (26) wird Bayer eventuell verlassen. Der Australier – kurz hintereinander von einem Kreuzbandriss und einem Knöchelbruch heimgesucht – ist auf dem besten Wege zurück zu alter Fitness. Sein Fokus liegt nun darauf, über ein Comeback in der Bundesliga wieder in die Nationalelf zurückzukehren, mit der er sich für die WM 2018 qualifizieren will. Weil bei Bayer mit Karim Bellarabi, Julian Brandt, Admir Mehmedi und Heung-Min Son prominente Konkurrenz die Nase deutlich vorne hat, denkt Kruse an einen Wechsel. Dass der in Kollegenkreisen sehr beliebte Außenstürmer einen Markt in der Bundesliga hat, ist unbestritten. Zu den Interessenten soll auch der Hamburger SV gehören, möglich ist ein Verrechnungsgeschäft mit Jonathan Tah.
    FRANK LUßEM



    Quelle: kicker-Printausgabe vom 22.06.15

    LEVERKUSEN: Drmic ist der letzte Verkauf


    Zuletzt kam es wieder um die Ecke, das allmonatliche Angebot aus England für Lars Bender (26), dieses Mal vom FC Arsenal, davor von Manchester City. Doch Sorgen müssen sich die Fans von Bayer nicht machen, dass ihnen der Nationalspieler von der Fahne geht: „Wir denken nicht daran“, sagt Rudi Völler, der Sportchef, im Gegenteil: „Lars ist ein Eckpfeiler im Team.“


    Man könne im Gegenteil fest davon ausgehen, dass Bayer Leverkusen nach den Abgängen von Gonzalo Castro, Stefan Reinartz, Emir Spahic, Simon Rolfes, Philipp Wollscheid und Josip Drmic vor dieser Saison keinen Spieler mehr abgeben wird. Realistische Möglichkeiten dazu gäbe es genug.


    Ob Bernd Leno, Ömer Toprak, Bender, Hakan Calhanoglu, Christoph Kramer, Julian Brandt, Karim Bellarabi oder Heung-Min Son – jeder dieser Bayer-Profis hat einen Markt im oberen Segment, Bayers Ruf als Top-Ausbildungsverein steht wie eine Eins, nicht erst, seit die beiden Ex-Leverkusener Toni Kroos, Daniel Carvajal und Arturo Vidal im Halbfinale der Champions League zwischen Real Madrid und Juventus Turin aufeinander trafen.


    Dabei fehlt in dieser Liste ein Spieler, den die breite Öffentlichkeit in Deutschland noch nicht so auf dem Schirm hat, „für den wir“ – so versichert Völler – „mit Abstand die meisten Angebote großer europäischer Klubs“ bekamen: Linksverteidiger Wendell (21), den man vor einem Jahr als unbekannten Insider-Tipp aus Porto Alegre holte. Heute ist er nicht mehr aus der Werkself wegzudenken. Bayer nahm ihn für – teuer anmutende – sechs Millionen Euro bis 2019 unter Vertrag, hätte dem Vernehmen nach nun das Dreifache dieser Summe erzielen können, verzichtete aber auf jegliche Verhandlungen. Der nächste junge Spieler
    steht womöglich bereits vor einer Verpflichtung: Innenverteidiger Jonathan Tah (19, HSV) bekundete sein Interesse, nach Leverkusen zu wechseln. Kosten: rund sechs Millionen Euro.
    FRANK LUßEM



    Quelle: kicker-Printausgabe vom 18.06.15

    LEVERKUSEN: Boldt scoutet bei der „Copa“


    Die Verpflichtung von Admir Mehmedi (24) war die letzte Amtshandlung von Jonas Boldt (32) in der vergangenen Woche, dann ging es ab nach Santiago de Chile, wo der Manager einige Spiele der „Copa America“ unter die Lupe nimmt.


    Streng genommen stand die Verpflichtung eines Angreifers nur an dritter Stelle der Prioritätenliste. Möglicherweise beschert der Verkauf Josip Drmics (22) Bayer nun ein fettes Plus. Geht man von einer Ablöse von rund zehn Millionen Euro aus, die Mönchengladbach zahlt, bleibt unter dem Strich ein Gewinn von knapp drei Millionen Euro bei diesem Deal. Vor Jahresfrist kam Drmic für 6,9 Millionen Euro aus Nürnberg. Etwas weniger überweist Bayer nun an den SC Freiburg für Mehmedi.


    Mehmedi vergrößert Leverkusens Möglichkeiten in der Offensive und ist nicht unbedingt als Konkurrent für Stefan Kießling zu sehen. Es wird auch in der neuen Saison Spiele geben, in denen Hakan Calhanoglu seine gestalterischen Fähigkeiten eher aus der Tiefe einbringen soll, Mehmedi könnte dann hinter Kießling als hängende Spitze oder als Zehner agieren.


    Trotzdem ist Bayer noch auf der Suche nach einem Mittelfeldspieler, man will sich nach den Abgängen von Stefan Reinartz und Simon Rolfes in der Breite nicht verschlechtern. Keine Option ist ein Verkauf von Lars Bender (26), dem erneut – diesmal in der Sun – ein möglicher Wechsel zum FC Arsenal angedichtet wird. Allein: Es gab noch nie ein konkretes Angebot irgendeines englischen Klubs für den Kapitän, auf den Bayer für die Zukunft baut.


    Die Suche nach einem Innenverteidiger führt laut FOXSPORTS nach Mexiko. Dort spielt Carlos Salcedo (21, 1, 88 Meter) bei den Chivas, will aber seinen Vertrag nicht verlängern und nach Europa. Ein portugiesischer Klub und eben Bayer Leverkusen sollen Interesse an ihm haben. Aktuell weilt er mit der mexikanischen Nationalmannschaft bei der „Copa America“. Wie Jonas Boldt.
    FRANK LUßEM




    Quelle: kicker-Printausgabe vom 15.06.15