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  • Fortuna in der Krise


    Test für die gläserne Demokratie


    Von Victoria Schneider, 08.10.09, 19:02h


    Das Team ist in der Krise. Es stellt sich die Frage, inwieweit die Fans ihr Mitbestimmungsrecht über die Zukunft von Trainer Matthias Mink nutzen können und wollen.


    Köln Demokratie klingt immer schön. Vor allem im Fußball, wo sie in Zeiten von Öl-Milliardären und Mäzenen als etwas ganz und gar nicht Alltägliches gilt. Seit dem vergangenen Jahr gibt es in Köln eine Fan-Demokratie. Unter der Schirmherrschaft des Sommermärchen-Regisseurs Sönke Wortmann wurde nach englischem Vorbild das Projekt „deinfussballclub.de“ (DFC) ins Leben gerufen. Fans sollen die Möglichkeit erhalten, das Schicksal der ersten Mannschaft des SC Fortuna Köln mitzugestalten. Es war die Geburt des ersten basisdemokratischen Klubs des deutschen Fußballs.


    Das Konzept klingt attraktiv: Die Fans, so heißt es auf der offiziellen Internetseite, „haben das Sagen im Verein, die Verantwortung über das Team.“ Sie können online alle relevanten Entscheidungen wie Transfers, Aufstellungen oder Management-Angelegenheiten „direkt“ beeinflussen.


    Eigentlich sollte das Projekt erst beginnen, sobald sich 30 000 Menschen zur Teilnahme bereiterklären, jedes Mitglied zahlt pro Jahr 39,90 Euro. Das aus den Beiträgen resultierende Geld soll dem NRW-Ligisten helfen, dorthin zurückzukehren, wo er nach seinem Selbstverständnis hingehört: in den Profi-Fußball. In zehn Jahren will der Klub in der Ersten Liga sein. „Wir wollen uns immer zwei Jahre in einer Liga aufhalten“, sagt DFC-Sprecher Burkhard Mathiak. Hört sich wirklich schön an.


    Vielleicht zu schön, um wahr zu sein. Die Realität jedenfalls will von all dem zurzeit nichts wissen: Im Februar begann das Projekt weit entfernt von der geplanten Mitgliedermarke mit 9000 Fans. Seit August läuft die erste reguläre Saison, in der die Fans ihre Meinung zu Fanshop-Inhalten oder Bierpreisen kundtun konnten.


    Seit kurzem allerdings geht es um etwas viel Wichtigeres, das gläserne Demokratiegebilde wird zum ersten Mal auf seine Standhaftigkeit geprüft: Fortuna Köln steht nach zehn Spieltagen der NRW-Ligasaison auf dem 16. Tabellenplatz und hat noch keines seiner fünf Heimspiele gewonnen. Das Team wirkt verunsichert. Am Sonntag steht dem Klub im FVM-Pokal beim Bezirksligisten Stotzheim (15 Uhr) eine Aufgabe bevor, die im Normalfall kein Problem sein dürfte. Normalität aber steht bei Fortuna derzeit nicht auf der Tagesordnung.


    Was also macht der zahlende Fan, der seit Anfang der Saison versucht, in Aufstellungsabstimmungen online auf sich aufmerksam zu machen, weil er einen Systemfehler sieht? Er sucht sich andere Freizeitbeschäftigungen, wofür sich bereits viele entschieden haben. Oder er beginnt, am Projekt zu zweifeln.


    Der zuletzt genannte Fan-Typ ist jener, der seit zwei Wochen versucht, eine Abstimmung über die Zukunft von Trainer Matthias Mink ins Leben zu rufen, was nicht ganz einfach zu sein scheint in einer 10 500-Mann-Demokratie: Zunächst kann der Fan natürlich seinen Unmut im Forum äußern und hoffen, dass etwas passiert. Reicht ihm das nicht, kann er einen Abstimmungsvorschlag veröffentlichen. Bevor die Fans aber über etwas abstimmen können, müssen sie zunächst darüber abstimmen, ob überhaupt abgestimmt werden soll. Fünf Prozent der DFC-Mitglieder werden benötigt, um einen Abstimmungsvorschlag offiziell zu einer „echten“ Abstimmung zu machen. So einfach ist es also nicht.


    Im aktuellen Fall des bis 2010 vertraglich gebundenen Trainers Mink, der nach eigenem Bekunden „seit Wochen gut mit der Mannschaft trainiert“ und die „mangelnde Umsetzung“ für die Misere verantwortlich macht, könnte es zudem zu Schwierigkeiten mit der Durchsetzung des Fan-Willens kommen - sollte dieser die Entlassung von Mink sein. So äußerte sich der erste Vorsitzende der Fortuna, Klaus Ulonska, am Sonntag nach dem 0:4 gegen Herne folgendermaßen: „Die Fans können abstimmen, so viel sie wollen. Einen Trainerwechsel kann es nur geben, wenn sie mir die finanziellen Mittel mitbringen.“ Widerspruch gibt es vom DFC-Sprecher: „Stimmen die Fans für eine vorzeitige Entlassung des Trainers, gilt das“, betont Mathiak.


    Dieses Prozedere könnte auch im Rahmen einer den Mitgliedern zugesprochenen monatlichen Abstimmung durchgeführt werden. Demnach wird am Ende jeden Monats der „Vorschlag mit dem meisten Zuspruch verbindlich zur Abstimmung“ gebracht.


    50 Fans werden in der Fortuna-Onlineplattform regelmäßig aktiv, bei den fast immer vom DFC vorgegebenen Voten meist nicht mehr als 2000 Stimmen abgegeben. Allem Anschein nach hat die Mehrheit der Mitglieder kein Interesse an der Mitbestimmung, oder dieses bereits verloren. Spannend wird das Projekt jedoch erst, wenn die Fans diese besondere Form der Demokratie ernsthaft wagen wollen.


    http://www.ksta.de/jks/artikel.jsp?id=1246883985928

  • Fortuna Köln - Die Fan-Demokratie ist gescheitert


    Von Philip Sagioglou, 14.09.11, 19:30h, aktualisiert 14.09.11, 20:52h


    Fortuna Köln beendet ab dem 12. Januar das Internet-Managerprojekt „deinfussballclub.de“, bei dem Mitglieder für Geld die Vereinsgeschicke leiten sollten. Die Transparenz ist immer wieder an ihre Grenzen gestoßen.


    Köln Zurückbleiben wird nur eine blasse Erinnerung. „deinfussballclub.de“, jenes in Deutschland einzigartige Internetprojekt, das den SC Fortuna Köln im Sommer 2008 zurück in die Schlagzeilen brachte, ist ab Januar Geschichte. Für einen Jahresbeitrag von 40 Euro sollten die Fans die Gelegenheit bekommen, einmal selber Manager zu sein. Der Plan klang verheißungsvoll. Die Mitglieder sollten, so hieß es, den Verein durch ihre Entscheidungen zurück in den Profifußball führen. Nach drei Jahren ist das außergewöhnliche Projekt gescheitert.


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    Kommentar zur Fan-Demokratie - Viel Geld für Nichts


    Erstellt 14.09.11, 19:30h, aktualisiert 14.09.11, 23:07h


    Fortuna Köln beendet „deinfussballclub.de“. Nach dem englischen Vorbild Ebbsfleet United ist die Idee einer Fan-Demokratie im Internet nun auch in Deutschland gescheitert. Man sollte die Fans einfach Fans sein lassen. Ein Kommentar von Philip Sagioglou


    Ebbsfleet United hat es vorgemacht. Der englische Provinzklub wurde 2007 europaweit bekannt, als er sich unter großem Tamtam dem Managerprojekt „myfootballclub“ unterwarf. Fans sollten fortan für Geld mitbestimmen dürfen und den damaligen Fünftligisten in den Profifußball führen. 32000 Mitglieder waren schnell gefunden. Jetzt, knapp vier Jahre später, spielt Ebbsfleet United wo? Genau, in der fünften Liga. Das Projekt ist eingeschlafen.


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