Ein festlicher Treffer - Egon Köhnens Eintrag in die Geschichtsbücher

  • 20.000 Fans zuviel


    Fußballschuh statt Weihnachtsstiefel: Vor 30 Jahren ging das noch im deutschen Profifußball. Fortuna Düsseldorfs langjähriger Abwehrrecke Egon Köhnen schrieb sich am 26. Dezember 1977 in die Geschichtsbücher ein. Im letzten offiziellen Wettbewerbsspiel der deutschen Fußballhistorie an einem Weihnachtstag schoss der Verteidiger mit dem lichten Haupthaar den FC Schalke 04 im Wiederholungsspiel des Viertelfinals aus dem DFB-Pokal. 50.000 Zuschauer wohnten dem spannenden 1:0 im Rheinstadion bei. Köhnens Düsseldorfer drangen anschließend bis ins Endspiel vor, wie auch 1979 und 1980. Am 15. April 1978 unterlagen sie dem rheinischen Erzrivalen 1. FC Köln mit 0:2 - "in unserem besten der drei Endspiele", bemerkte Köhnen im Gespräch mit T-Online.


    Spannendes Spiel, verrücktes Tor
    Über zwei Jahre hatte der damals gerade 30-Jährige seit seinem Doppelpack zum 3:2 in Kassel am 18. Oktober 1975 im DFB-Pokal nicht mehr getroffen, ehe er gegen Schalke zum Matchwinner avancierte. "Ein verrücktes und spannendes Spiel", erinnerte sich der inzwischen 60-Jährige drei Jahrzehnte danach. Sein damaliger Cheftrainer (Dietrich Weise) und sein direkter Gegenspieler sind der treuen Fortuna-Seele (376 Einsätze in Bundes- und Regionalliga) mittlerweile entfallen. Nicht aber die Entstehung seines Siegtreffers: "Ich kriege den Ball ans Schienbein, dann geht er irgendwie durch zwei Beine noch hindurch - und dann rein."


    Schalkes Trainerkarussell
    1:1 nach Verlängerung hatten sich die beiden Bundesliga-Kontrahenten sechs Tage zuvor im Gelsenkirchener Parkstadion getrennt. Schalke tauschte daraufhin noch rasch Cheftrainer Friedel Rausch gegen dessen Assistenten Uli Maslo aus, weshalb der am 26. Dezember 1977 sein Debüt als Hauptverantwortlicher auf der Bank der Gäste gab. Ein misslungenes, was nicht nur an Köhnen lag. In der 33. Spielminute hatte der heutige DFB-Jugendtrainer Jörg Daniel einen Foulelfmeter des Schalker Mittelstürmers Klaus Fischer entschärft.


    Fünf Mark für die Ordner
    Diese Szene sorgte für Jubel unter den Düsseldorfer Anhängern, die viel zahlreicher als erwartet erschienen waren. Der überraschende Ansturm von schließlich 50.000 Menschen sorgte für eine kuriose Situation. Köhnen: "Die Fortuna hatte nur 30.000 Eintrittskarten vorbereitet. Einer unserer Betreuer musste noch zum Flinger Broich (Vereinsgelände, Anmerk. d. Verf.) fahren, um welche zu besorgen. Viele Zuschauer haben einfach den Ordnern fünf Mark gegeben und sind dann so hereingekommen."


    Der Winter fragt nicht nach dem Spielplan
    Zu groß schien auch am Feiertag der Hunger auf Fußball zu sein, als zu Hause in der warmen Stube sitzen zu bleiben. "Ich glaube", schätzte Köhnen, "die Leute waren froh, herauszukommen und Fußball zu gucken." Vielleicht also - siehe England - die Feiertage doch wieder zu Spieltagen machen? "Ich weiß nicht, wie der Zuschauer heute reagieren würde." Eine Beobachtung aber macht auch der Versicherungsvertreter seit Jahren: "Der Winter kommt ja heute eher im Januar, wenn wieder gespielt werden soll." Ein weiteres Argument für einen durchgehenden Betrieb sind die hochmodernen, komfortablen Arenen unserer Tage: "Früher waren die Verhältnisse schon schwieriger", bemerkte Köhnen, der 1982 in Uerdingen seine Profikarriere nach 16 Jahren beendete. "Wir mussten häufig bei minus zehn Grad spielen, hatten härtere Bedingungen als heute."


    Einladung seines Leib-und-Magen-Vereins zum 60.
    Vor allem hatten sie ein vielleicht nie wieder stattfindendes Weihnachtsspiel. Die Partie gegen Schalke war wichtig genug, um den kulinarischen Verlockungen zum Fest nicht zu erliegen: "Es gab keine Direktiven, was wir zu machen hätten", so Köhnen. Die Ansetzung sei kein Problem gewesen: "Es wurde eh eher im ruhigen Rahmen gefeiert." Jeder wusste schon selbst, welche Vorbereitung die 90 oder 120 Minuten verlangten. "Da hätte sich ja auch jeder von uns ins eigene Knie geschossen." Nachdem er zum zweiten Mal in seiner Laufbahn eine DFB-Pokal-Begegnung mit dem einzigen Tor des Tages entschieden hatte (zuvor 1975 in Augsburg und danach nochmal 1979 in Duisburg), sei Köhnen gleich in den Skiurlaub gefahren. Zur Fortuna besteht heute zwar "keine große Nähe" mehr, zumindest aber "Kontakt". Am 24. November 2007 war er sogar eingeladen. Da feierte Egon Köhnen seinen 60. Geburtstag.


    quelle: t-online

    Die Jugend von heute liebt den Luxus, hat schlechte Manieren und verachtet die Autorität. Sie widersprechen ihren Eltern, legen die Beine übereinander und tyrannisieren ihre Lehrer.
    (Sokrates, gr. Philosoph, 470-399 v.Chr.)


    Wenn jemand zu Dir sagt: Die Zeit heilt alle Wunden. Hau ihm in die Fresse und sag: Warte, ist gleich wieder gut.