Bayer mit B.I.S.

  • Bayer vertagt die Zerschlagung


    VON THOMAS KÄDING, 15.12.06, 18:39h


    Vorstand und Betriebsräte suchen einen Ausweg aus den festgefahrenen Gesprächen.


    Bayer zieht die Konsequenzen aus den Problemen bei seinen Dienstleistungsgesellschaften - vor allem beim Chemiepark-Betreiber Bayer Industry Services (BIS) - und betritt tarifpolitisches Neuland. Am Freitag veröffentlichten Arbeitgeber und Arbeitnehmervertreter eine gemeinsame Erklärung, in der sie Verhandlungen über einen neuen Tarifvertrag ankündigten, der für alle drei Servicegesellschaften gelten soll: Neben BIS ist das die Konstruktionsfirma Bayer Technology Services (BTS) und das Datenverarbeitungsunternehmen Bayer Business Services (BBS). Alle leiden unter starker Konkurrenz durch Spezialunternehmen aus ihren Branchen. Auch bei BBS wird derzeit über die Ausgliederung verschiedener Abteilungen nachgedacht. Die Verhandlungen über einen Dienstleistertarif sollen nach dem Jahreswechsel aufgenommen und bis April abgeschlossen werden. Bis dahin würden Entscheidungen über den Verkauf großer Teile von Bayer Industry Services ausgesetzt, heißt es in der Erklärung, die von Vorstandschef Werner Wenning, dem Gesamtbetriebsratsvorsitzenden Thomas de Win und Peter Hausmann, Landesbezirksleiter der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie unterzeichnet ist. Auch BIS-Betriebsratschef Jörg Feldmann verbindet mit einem neuen Tarifvertrag Hoffnungen. Er könne den Betriebsrat seinem Ziel, BIS zusammenzuhalten, „einen guten Schritt näher“ bringen. Feldmann kündigte - wie auch sein Gegenüber, BIS-Geschäftsführer Klaus Schäfer - an, seine Vorstellungen in die Tarifgespräche einzubringen. „Wir brauchen angepasste und flexible Tarifstrukturen, um angemessen auf unterschiedliche wirtschaftliche Rahmenbedingungen reagieren zu können“, erklärte Schäfer. Der BIS-Chef schließt nicht aus, dass seine Einsparziele „unter diesen neuen Voraussetzungen zu erreichen“ sind. IG BCE-Funktionär Hausmann warnte allerdings vor zu großem Optimismus: „Verhandlungsbereitschaft bedeutet nicht Verhandlungserfolg. Es ist völlig offen, ob wir auch in den Verhandlungen selbst zu einem positiven Ergebnis kommen werden.“

    http://www.leverkusener-anzeig…ikel.jsp?id=1162473182502


    Kommentar
    Ausweg gesucht


    ERSTELLT 15.12.06, 18:40h


    Sieg der Vernunft oder Zementierung einer Zwei-Klassen-Gesellschaft? Dass man bei Bayer jetzt über einen neuen Tarifvertrag für die renditemäßig abgehängten Dienstleistungstöchter spricht, ist wahrscheinlich der einzig gangbare Ausweg aus der Misere, in der vor allem die Bayer Industry Services stecken. Das Prinzip lautet: Wer Geld abgibt, darf im Konzern bleiben.


    Um welche Größenordnungen es gehen wird, zeigt der Blick auf die Personalabteilung, der gerade erst ein Haustarifvertrag verpasst wurde: Die Mitarbeiter geben 17 Prozent ihres Gehalts ab. Weil sie sonst nicht konkurrenzfähig sind. Hier zeigt sich konkret, nämlich im Portemonnaie, was Bayers Selbstzerschlagung für die Mitarbeiter bedeutet: Wer bei einem der produzierenden Konzernteile einsortiert wurde, kann sich heute und fürderhin über den komfortablen Chemietarif und Bonuszahlungen freuen. Wer „nur“ Dienstleister ist, wird als solcher bezahlt. Das ist das Zukunftsmodell eines bestverdienenden Konzerns, der nicht mehr die Summe seiner Einzelteile ist.



    http://www.leverkusener-anzeig…ikel.jsp?id=1162473182509

  • Bei BIS ist alles ausgesetzt


    VON ANDREA RÖHRIG


    (RP) Zunächst wollen sich die Bayer AG, die Gewerkschaft IG BCE und der Gesamtbetriebsrat im ersten Quartal 2007 auf einen neuen, flexibleren Tarifvertrag im Chemieverbund für die drei Bayer-Servicegesellschaften einigen.


    „Neue Perspektiven“, „Neue Wege“„Chancen für langfristige und innovative Lösungen“ – fast schon überschwänglich einträchtig formulierten es gestern die beiden Tarifparteien: der Vorstand der Bayer AG auf der einen Seite sowie die Gewerkschaft IG BCE samt Arbeitnehmervertretung von Bayer auf der anderen Seite. In einer gemeinsamen Mitteilung wurde am Vormittag verkündet, dass ab Januar über einen neuen Tarifvertrag für die drei Servicegesellschaften mit insgesamt rund 10 000 Mitarbeitern an den deutschen Standorten (Bayer Industry Services, BIS; Bayer Business Services, BBS, und Bayer Technology Services, BTS) verhandelt werden soll.


    Verhandlungen bei BIS


    Die Verhandlungen bei BIS über die Neuaufstellung der größten Bayer-Servicegesellschaft (rund 6000 Beschäftigte) ruhen bis zu einem Ende der Tarifverhandlungen. Genauso wie Projekte zur Ausgliederung und Verlagerungen im Rahmen der strategischen Projekte von BBS (rund 2000 Beschäftigte an den deutschen Standorten). Gesamtbetriebsratsvorsitzender Thomas de Win sprach in diesem Zusammenhang von möglichen Arbeitsplatzverlagerungen nach Indien.


    Dieser neue Tarifvertrag soll laut Pressemitteilung „eine flexible Plattform für neue Entgeltstrukturen im Bereich der Servicegesellschaften“ beinhalten. Sprich die Wettbewerbsfähigkeit verbessern. Für die Mitarbeiter wird es bedeuten, dass sie sich auf verlängerte Arbeitszeiten und/oder Lohnanpassungen einstellen müssen.


    Die BTS etwa hatte im Sommer 2005 einen Haustarifvertrag abgeschlossen: Dort gilt bis Ende 2007 die 40-Stunden-Woche ohne Lohnanpassung. Und auch die Beschäftigten im Personal Service-Center, einer BBS-Tochter, arbeiten bereits nicht mehr unter den Bedingungen des normalen Chemietarifs: Sie bekommen 17 Prozent weniger Entgelt bei einer gleichzeitig eingeführten 40-Stunden-Woche. Damit nicht für jeden Teilbereich Insellösungen vereinbart werden, soll im ersten Quartal 2007 der Rundumschlag gemacht werden.


    „Der Dienstleistungssektor hat sich enorm verändert, darauf müssen wir uns einstellen“, lässt sich Dr. Richard Pott, Arbeitsdirektor und Personalvorstand, in der Pressemitteilung von Bayer zitieren: Externe Anbieter, die Dienstleistungen als Kerngeschäft betreiben, verfügten über kostengünstige Strukturen und seien für die Bayer-Servicegesellschaften eine deutliche Konkurrenz.des Warten


    Thomas de Win sieht die Chance, durch einen neuen Tarifvertrag die Arbeitsplätze in den Servicegesellschaften langfristig zu sichern: „Wir erwarten, dass damit (...) die bisherigen Pläne von Verkäufen, Ausgliederungen oder Verlagerungen in Frage gestellt werden.“ Bedeutet: Damit könnte der Verkauf der Technischen Dienste (1500 Mitarbeiter) von BIS überflüssig werden.


    rp-online

  • BIS: Basisbetriebsräte wollen weiter protestieren


    (RP) Zum achten Mal wurde gestern mit einer Montagsdemonstration die B 8 lahmgelegt. Wegen der Feiertage setzen die Basisbetriebsräte den Protest nun drei Wochen aus.


    Heike Bär kündete an, dass 2008 weitere Aktionen folgen sollen. Die Ankündigung, die Verhandlungen bei BIS bis zum Ende der Gespräche über einen Tarifvertrag für die Servicegesellschaften auszusetzen, wertete Bär als „faules Ei“. Dies habe die Stimmung in der Belegschaft noch verschlechtert.


    rp-online

  • gestern war demo auf der B8 ?
    hab ich gar nix von mitbekommen :LEV16 muss aber sehr kurz oder was später gewesen sein...oder früher ??


    stimmt die 2008 in dem Bericht ? oder meinen die 2007 :LEV9

  • Zitat

    Original von WBL-Wuba
    gestern war demo auf der B8 ?
    hab ich gar nix von mitbekommen :LEV16 muss aber sehr kurz oder was später gewesen sein...oder früher ??


    stimmt die 2008 in dem Bericht ? oder meinen die 2007 :LEV9


    die meinen natürlich 2007 :LEV16

  • Zitat

    Original von Lev4Ever
    Die sind immer Montags um 16Uhr


    ich weiss, ich wohne direkt gegenüber vom Tor.1
    Normalerweise dauern die aber relativ lange, die letzten wochen sogar Dienstags Morgens alles zu.
    Als ich gestern aber um halb 7 von der Fahrschule kam war gar nichts. Das hat mich doch etwas gewundert bzw. wundert mich dann immer noch :LEV19 !

  • Umstrukturierung bei BIS beschlossen

    Ein weiterer, großer Schritt in Richtung Umstrukturierung bei den Bayer Industry Services ist gemacht: Über 100 BIS- Mitarbeiter wechseln zum 1.1.2007 in andere Bayer Gesellschaften.


    Die Kulturabteilung, die Fahrbereitschaft und Teile der Vereinskoordinierung mit 42 Mitarbeitern wechseln in die Bayer AG. Außerdem werden 64 Mitarbeiter des Fortbildungsbereiches zu den Bayer Business Services wechseln. Außerdem werden 40 Mitarbeiter der Postdienste in Zukunft bei der Tochterfirma Chemion arbeiten.


    Von Seiten des BIS Betriebsrates sei man zufrieden, dass dieser Schritt jetzt beschlossen wurde. Die Koordinierung der Übergänge sei ein Kraftakt gewesen, sagte ein Betriebsratssprecher.


    © Radio Leverkusen 107,6

  • Einfach ist anders: Namensuche bei BIS


    VON THOMAS KÄDING, 26.06.07, 09:51h


    Leverkusen - Der Chemieparkbetreiber Bayer Industry Services (BIS) bekommt einen neuen Namen. Welcher es sein wird, ist noch nicht heraus. Klar ist aber, dass "das Wort Bayer nicht mehr darin vorkommen wird", sagte gestern Unternehmenssprecher Jörg Brückner auf Anfrage. Dafür gebe es mehrere Gründe. Einer sei, dass es im jetzigen Namen keinerlei Hinweis auf den 40-Prozent-Eigentümer Lanxess gebe. Das dürfte sich im neuen Namen kaum ändern. Denn Ziel der Umetikettierung des Unternehmens ist auch, sich von den Anteilseignern zu emanzipieren: BIS muss mehr Aufträge von Kundschaft außerhalb der beiden Konzerne Bayer und Lanxess bekommen. Allein deshalb, weil das Auftragsvolumen dort immer geringer wird. Mit der Tilgung des Hauptanteilseigners aus dem Firmennamen soll nach früherer Darstellung von BIS-Geschäftsführer Klaus Schäfer auch der Tatsache Rechnung getragen werden, dass schon jetzt zahlreiche Firmen auf den Bayer-Werksgeländen siedeln, die keine Verbindung zum Konzern haben. Angesichts der großen freien Flächen ist die Ansiedlung weiterer fremder Unternehmen dringend erwünscht. Insofern gibt es immer weniger Gründe, die Chemieparks von einer Firma betreiben zu lassen, die den Namen Bayer trägt. Bei der Suche nach einer neuen Bezeichnung, die laut Brückner im Herbst abgeschlossen sein soll, werden die Mitarbeiter keine Vorschläge machen können. Dazu sei die Sache rechtlich zu kompliziert, erklärte der Sprecher. BIS sei in diversen Branchen unterwegs, zum Beispiel Sicherheit, Umwelt und Energie. Ein neuer Firmenname dürfe aber keine Ähnlichkeit mit Namen von Wettbewerbern haben. Wegen dieser Einschränkungen überlasse man die Namenssuche einer darauf spezialisierten Agentur.


    Dass die Umbenennung von BIS auch die lange von der Geschäftsführung verfolgte Zerschlagung des Unternehmens erleichtern würde, steht auf einem anderen Blatt. Es soll bis Ende 2010 nicht aufgeschlagen werden. So lange ist nach der Einigung auf einen Service-Tarifvertrag mit beträchtlichen Lohneinbußen der Verkauf von BIS-Teilen ausgeschlossen.

    http://www.leverkusener-anzeig…ikel.jsp?id=1182834156766



    INFO-KASTEN: Geschäftsfelder


    ERSTELLT 26.06.07, 09:51h


    Eine neue Struktur gibt sich Bayer Industry Services (BIS) schon zum 1. Juli. Die Firma wird dann statt neun nur noch fünf Geschäftsfelder haben. Dadurch fielen Hierarchieebenen weg, im Unternehmen könne schneller entschieden werden, heißt es zur Begründung. In der Abteilung Energie wird die Versorgung der Kunden mit Strom, Dampf, Druckluft, Kälte, Wasser und Gasen besorgt. Der Bereich Umwelt kümmert sich um die Abwasserentsorgung, Verbrennung und Deponierung von Abfällen sowie die Umweltüberwachung. Das Geschäftsfeld Sicherheit umfasst Brand- und Werksschutz, die Verfahrens- und Anlagensicherheit, Gesundheitsschutz und Arbeitssicherheit. Im Bereich Services sind Analytik, Ausbildung, das Vorschlagswesen, der Sprachendienst und weitere Infrastruktur-Dienstleistungen zusammengefasst. Das Chemieparkmanagement schließlich umfasst die Standortplanung, den Bereich Genehmigungen und die Öffentlichkeitsarbeit. Die Werkstätten, die aufgrund mangelnder Auslastung als erster Kandidat für einen Verkauf galten, kommen in der neuen Firmenstruktur nicht vor. Sie werden verabredungsgemäß ab 2008 in einer eigenständigen Gesellschaft weitergeführt. (tk)

    http://www.leverkusener-anzeig…ikel.jsp?id=1182834156772

  • Teuer erkaufte Sicherheit


    VON THOMAS KÄDING, 27.07.07, 17:38h


    Von der ersten Geschäftsführung ist niemand mehr an Bord: Jürgen Hintz ging vorzeitig in den Ruhestand, ebenso Heinz Bahnmüller, der nicht nur Arbeitsdirektor bei Bayer Industry Services (BIS) war, sondern auch Leiter des gesamten Chemieparks. Als Klaus Schäfer im April 2006 Hintz' Nachfolge antrat, brauchte er nicht sehr lange, um die augenscheinliche Stagnation bei dem darbenden Dienstleister zu überwinden. Das Konzept, das er im Herbst desselben Jahres vorlegte, war freilich ganz und gar nicht nach dem Geschmack der damals noch 5650 BIS-Beschäftigten, von denen rund zwei Drittel im Werk Leverkusen arbeiten: Schäfer wollte das Service-Konglomerat zerlegen und einzeln verkaufen. Für die Beschäftigten hätte das nach einer gewissen Schamfrist teils extrem hohe Einkommensverluste bedeutet: Wer etwa die Löhne in der Wachdienst-Branche mit dem Chemie-Tarif vergleicht, sieht eine Differenz von rund 50 Prozent. Nicht zu reden von Wochenarbeitszeiten, Urlaub und so weiter.


    Über Monate begaben sich Schäfer und der BIS-Betriebsrat in den Clinch. Schon dass bei BIS überhaupt eine eigene Arbeitnehmervertretung gewählt werden musste, hatte den Bayer-Gesamtbetriebsrat um Thomas de Win erzürnt. Ein halbes Jahr nach ihrer Wahl standen die entsprechend unerfahrenen BIS-Betriebsräte vor einer existenziellen Bedrohung ihres Unternehmens. Die Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE) eiIte mit erfahrenen Verhandlern zu Hilfe; Landesbezirksleiter Peter Hausmann warf sich wortreich ins Gefecht, diverse Protestzüge begleiteten die Gespräche. Die BIS-Krise verhalf Leverkusen kurzzeitig gar zu einer rituellen, montäglichen Protestkultur.


    Ob Klaus Schäfers Rambo-Methode reine Taktik war, ist kaum zu klären. Zumindest verhalf sie Bayer-Konzernchef Werner Wenning zu einem Auftritt als Schlichter: indem er verkündete, dass ein neuer Service-Tarifvertrag die Zerschlagung von BIS verhindern könne. Fast sechs weitere Monate wurde auf dieser Ebene weiterverhandelt. Und was im Mai nach hartem Hin und Her - und im Detail teils bis heute nicht ausverhandelt - präsentiert wurde, ist ein klassischer Kompromiss. Die Belegschaft bezahlt den Verbleib unter dem vermeintlich sicheren Bayer-Dach teuer: Die Lohneinbußen addieren sich binnen vier Jahren auf bis zu 15 Prozent, statt der 37,5- gilt seit Monatsanfang die 40-Stunden-Woche. Für BIS-Chef Schäfer ist das „eine sehr gute Startbasis“, sagte er im Interview.

    http://www.leverkusener-anzeig…ikel.jsp?id=1182933969035


    Zielgröße: 5000 Mitarbeiter


    ERSTELLT 27.07.07, 17:38h


    3100 Mitarbeiter zählt Bayer Industry Services derzeit noch in Leverkusen. Insgesamt beschäftigt der Chemiepark-Betreiber 5350 Personen, die Belegschaft soll nach derzeitigen Plänen auf gut 5000 Mitarbeiter schrumpfen. Rund 170 Mitarbeiter sind bereits anderen Bayer-Gesellschaften zugeordnet worden.


    Die Technischen Dienste mit insgesamt 1400 Mitarbeitern - 800 davon in Leverkusen - werden zum 1. Januar 2008 in eine eigenständige Gesellschaft ausgegliedert. Spätestens zum Jahreswechsel wird Bayer Industry Services auch nicht mehr so heißen: Derzeit wird ein Name gesucht, in dem Bayer nicht mehr vorkommt. (tk)

    http://www.leverkusener-anzeig…ikel.jsp?id=1182933969037




    „Sparen wird ein Dauerauftrag sein“


    ERSTELLT 27.07.07, 17:40h


    LEVERKUSENER ANZEIGER: Herr Schäfer, im Mai haben Sie einen neuen Tarifvertrag für BIS erkämpft, Ihre Leute müssen nun 40 Stunden für das gleiche Geld arbeiten. Jetzt hätten Sie gern eine Aufbruchsstimmung bei BIS. Wie passt das zusammen?


    KLAUS SCHÄFER: Ich habe den Eindruck, dass die Mehrarbeit von den allermeisten Mitarbeitern akzeptiert wird. Was wohl schwerer wiegt, ist, dass wir die Tariferhöhungen in den nächsten vier Jahren aussetzen. Das - so habe ich es in einigen Gesprächen gehört - wird für mich nachvollziehbar als schwierig empfunden. Wir sind aber auf einem guten Weg, denn wir sind nun wettbewerbsfähig: Das sichert Arbeitsplätze und bietet gute Perspektiven für den Chemiepark. Und das wird positiv gesehen.


    Wenn man an frühere Aussagen denkt, nach denen einige Bereiche 20, 30 Prozent zu teuer sind, wird man mit ein paar Prozent faktischer Lohnkürzung nicht auskommen. Was wollen Sie noch verändern?


    SCHÄFER: Man sollte den finanziellen Beitrag der Mitarbeiter nicht klein reden. Er hilft uns schon sehr weiter, weil wir in den meisten Bereichen die Gehaltsdifferenz zu unseren Mitbewerben wenn nicht ganz, so doch zu einem großen Teil geschlossen bekommen. Darüber hinaus haben wir seit Monatsbeginn die Abläufe bei BIS optimiert, indem wir Geschäftsfelder zusammengelegt haben. Alles im Hinblick auf mehr Kundenorientierung. Die Zusammenlegung hat auch den Effekt, dass wir rund ein Drittel unserer Führungspositionen eingespart haben. Was wir anstreben ist ganz einfach: Kostenführerschaft im Wettbewerb. Wir wollen der führende Chemiepark-Betreiber in Nord- und Westeuropa werden. In punkto Kosten und Qualität.


    Das wird kaum zu verwirklichen sein ohne mehr Kundenorientierung. Sagen Sie selbst in einer Broschüre für die Mitarbeiter.


    SCHÄFER: Es ist klar, dass der Weg von einer Zentralen Werksverwaltung, die BIS ja einmal war, zu einem serviceorientierten Dienstleister lang und schwer ist. Aber wir sind schon ganz gut vorangekommen. Zuverlässigkeit, Qualität und Sicherheit stimmen, an den Kosten müssen wir ständig weiter arbeiten.


    Lanxess hat seine Technischen Dienste gerade in der neuen Tochterfirma Aliseca zusammengefasst, die Ingenieure dazugesetzt und einen Verkauf ausgeschlossen. Die BIS-Werkstätten werden auch eigenständig, aber darin scheint sich die Strategie zu erschöpfen. Was haben Sie mit den rund 800 Mitarbeitern allein in Leverkusen vor?


    SCHÄFER: Die Gründung einer eigenen Gesellschaft für die Technischen Dienste - spezialisiert auf die Anforderungen ihres Marktes und mit dem neuen Tarifvertrag - ist schon eine sehr gute Startbasis. Aber anders als Aliseca sind unsere Werkstätten auf Reparaturarbeiten fokussiert. Aber auch in diesem, fachlich sehr qualifizierten Bereich gibt es wahre Perlen. Und wir haben in Matthias Kuball einen neuen Leiter, der diese Gesellschaft in eine erfolgreiche Zukunft führen wird.


    Wie lange hat er dafür Zeit?


    SCHÄFER: Der Zeitrahmen, den wir auch im Vertrag mit dem Betriebsrat verabredet haben, geht bis 2010.


    Schon bis 2009 soll BIS 125 Millionen Euro einsparen, mehr als die Hälfte davon haben Sie schon realisiert. Reichen denn die 125 Millionen, damit BIS Gewinn macht?


    SCHÄFER: Wenn wird dieses Einsparziel erreicht haben - und es sieht in der Tat gut aus - wird uns das über die Wasserlinie bringen. Sparen wird aber ein Dauerauftrag sein, um im internationalen Wettbewerb der Standorte zu bestehen.


    Über der Wasserlinie - das wäre eine schwarze Null. Gibt es von Bayer und Lanxess Vorgaben, wie viel Gewinn BIS machen darf oder soll? Schließlich kostet jeder Euro BIS-Gewinn auch die anderen Bayer-Gesellschaften Geld.


    SCHÄFER: Wir sind eine ganz normale Firma. Es ist durchaus vorgesehen, dass BIS Gewinn macht. Und das bei hoch wettbewerbsfähigen Preisen. Das nützt schließlich auch den beiden Anteilseignern.


    Dazu haben Sie aber noch zu viele Leute an Bord. Ihr Anteilseigner Lanxess hat ein Jobcenter gegründet, um den Stellenabbau hinzubekommen. Die Beschäftigungsgesellschaft von Agfa hat auch ein paar Hundert Leute auf den Arbeitsmarkt gedrückt. BIS gründet das nächste Jobcenter, um 600 Stellen abzubauen. Was sagen Sie den Leuten, die Angst haben, am Ende in der Arbeitslosigkeit zu landen?


    SCHÄFER: Zunächst einmal müssen wir darauf schauen, was schon passiert ist: Im vorigen Oktober standen wir vor einem Personalabbau von 600. Inzwischen liegt die Zahl noch bei 300. Wir sind also schon einen großen Schritt weiter gekommen - und wir haben das sozial verträglich gemacht. Das soll auch so bleiben.


    Ist es denn denkbar, dass frühere BIS-Mitarbeiter auf befristete Stellen vermittelt werden?


    SCHÄFER: Die Details werden noch mit dem Betriebsrat ausgehandelt. Dazu kann ich deshalb noch nichts sagen.


    Gibt es denn schon ein Budget für das Jobcenter?


    SCHÄFER: Soweit sind wir auch nicht. Aber weil wir auch auf Weiterqualifikation der Kollegen setzen, werden wir das Jobcenter ausreichend finanziell ausstatten.


    Noch einmal zur Ausgangsfrage: Der Aufbruch bei BIS soll auch durch einen neuen Namen symbolisiert werden. Bayer soll darin nicht mehr vorkommen. Warum?


    SCHÄFER: Bayer ist natürlich eine starke, positiv besetzte Marke. Aber wir wollen unsere Eigenständigkeit als Dienstleister stärker profilieren. Wir müssen auch berücksichtigen, dass an allen drei Standorten in Leverkusen, Uerdingen und Dormagen mehr als 30 Chemieunternehmen produzieren, die nicht zu Bayer gehören. Darunter sind auch Firmen, die ebenfalls starke Namen haben. Wir glauben, dass sich diese Unternehmen unter einem neutraleren Dach besser entfalten können.


    Ist es dann auch denkbar, dass das Bayerwerk künftig nicht mehr so heißt?


    SCHÄFER: Ein Bayerwerk gibt es schon lange nicht mehr. Im Chemiepark Leverkusen gibt es allein 15 Unternehmen ohne Bayer-Bezug. Lassen Sie sich überraschen.


    Das Gespräch führte


    Thomas Käding

    http://www.leverkusener-anzeig…ikel.jsp?id=1182933969056

  • Hi !


    Wer meint, es wuerde nur BIS so gehen, der liegt falsch... Saltigo (z.B. als Stellvertreter fuer viele aehnlichen Faelle), die Feinchemiesparte von Lanxess hat aehnliches hinter sich und darf sich mit den Folgen nun rumschlagen. Nun gehts auch den Lanxess Mitarbeiter an den Kragen, genuegend Geruechte existieren und es scheint so als ob eine neue Huerde uebersprungen werden soll, eine hoehere fuer die Mitarbeiter.



    Cu.


    P.S. man kann wenig darueber schreiben, denn wenn man alles erzaehlen wuerde, es wuerde keiner glauben wollen was hinter den Werksmauern abgeht.