Hertha BSC: Kießling im Interview

  • Berlin - Zum Auftakt des 16. Bundesliga-Spieltages empfängt Hertha BSC am Freitag (11.12.09, Anpfiff 20.30 Uhr) Bayer Leverkusen. Erfolgsgarant bei der Werkself, die als ungeschlagenener Tabellenführer ins Olympiastadion kommt, ist Stefan Kießling, der die Torjägerliste mit bereits zwölf Treffern anführt.



    Im Vorfeld der Partie sprachen wir mit dem 25-Jährigen über das Leverkusener Erfolgsrezept und die Saisonziele, seine Torgefährlichkeit in dieser Saison sowie die Chancen der DFB-Auswahl nach der Gruppen-Auslosung zur Weltmeisterschaft im kommenden Sommer in Südafrika.




    herthabsc.de: Hallo Herr Kießling. Am letzten Spieltag gab es gegen Hannover nur ein 0:0. Woran lag es, dass es trotz der Favoritenrolle am Ende nur zu einem Unentschieden gereicht hat?


    Stefan Kießling: Solche Tage gibt es. Wir haben einfach nicht in unser Spiel gefunden. Das war nicht unser wahres Gesicht. Aber man muss auch zugeben, dass Hannover sehr gut gespielt hat.



    herthabsc.de: Ihr Team bleibt nach dem Unentschieden in der Bundesliga weiterhin ungeschlagen. Was macht die Stärke der Werkself in dieser Saison aus?


    Kießling: Wir haben aus den vergangenen Jahren gelernt. Die ganze Mannschaft ist, trotz ihrer Jugend, gereift. Wir spielen nicht mehr so wild nach vorne, stehen viel kompakter und sichern unser Spiel besser ab. Nicht umsonst haben wir die wenigstens Gegentore kassiert.



    herthabsc.de: Sie führen zurzeit mit zwölf Treffern die Torschützenliste an. Damit sind Sie bereits jetzt so erfolgreich, wie in der gesamten letzten Saison. Was ist das Geheimnis hinter ihrer Treffsicherheit?


    Kießling: Es gibt kein Geheimnis. Ich treffe halt und mache mir ansonsten keine großen Gedanken. Natürlich habe ich auch Arbeit investiert, ich mache Sonderschichten mit unserem Co-Trainer Peter Hermann. Aber ohne eine funktionierende Mannschaft kann kein Stürmer der Welt etwas reißen. Unsere Mannschaft funktioniert.



    herthabsc.de: Zwei Spieltage vor Ende der Hinrunde winkt ihnen die Herbstmeisterschaft. Welche Ziele wollen Sie in dieser Saison erreichen? Träumen Sie schon von der Meisterschale?


    Kießling: Bei der Beantwortung dieser Frage will wohl jeder etwas anderes hören – aber an die Meisterschaft denkt bei uns wirklich niemand. Das wäre viel zu früh. Und wenn wir jetzt auf die Pauke hauen würden, dann hieße es überall doch nur, die Leverkusener nehmen den Mund ganz schön voll. Nein, wir wollen international dabei sein. Darauf richten wir unsere Arbeit aus, und das ist auch zu schaffen. Alles andere wäre ein Bonus, den aber niemand erwartet.



    herthabsc.de: Nach einer längeren Pause hat Sie Bundestrainer Jogi Löw dank ihrer Topleistungen in der Liga wieder für die Nationalmannschaft nominiert. Wie sehen Sie ihre Chancen, im kommenden Sommer mit nach Südafrika zu fahren?


    Kießling: Die WM in Südafrika motiviert mich extrem, ich möchte unbedingt dabei sein. Dafür muss ich meine Leistung im Verein bringen wie bisher. Wenn mir das gelingt, dann werde ich auch Chancen in der Nationalmannschaft bekommen. Ich bin guter Dinge, dass ich es schaffen werde.



    herthabsc.de: Am vergangenen Freitag wurden in Kapstadt die Gruppen der WM in Südafrika ausgelost. Wie sehen Sie die Chancen der DFB-Elf gegen Serbien, Australien und Ghana?


    Kießling: In der öffentlichen Diskussion ist mir das alles ein bisschen zu einfach dargestellt worden. Serbien ist ein schweres Los, Frankreich kann ein Lied davon singen. Auch Ghana muss erst mal geschlagen werden, und dass Australien 2006 beinahe Italien aus der WM gekegelt hätte, ist offensichtlich nicht mehr jedem in Erinnerung geblieben. Also von Glückslosen kann nicht die Rede sein – aber Deutschland muss natürlich trotzdem weiterkommen.



    herthabsc.de: Im Gegensatz zu Leverkusen läuft es bei Hertha BSC alles andere als gut. Woran liegt es ihrer Meinung nach, dass eine Mannschaft so tief in den Tabellenkeller rutscht?


    Kießling: Hertha hat mit Simunic, Pantelic und Voronin drei ganz wichtige Spieler abgegeben. Das macht sich jetzt bemerkbar. Und dann ist es eben oft so, dass man aus einem Abwärtsstrudel einfach nicht mehr herauskommt, wenn man von ihm erfasst worden ist. Hertha ist mit ganz anderen Ambitionen in die Saison gestartet. Den Schalter jetzt umzulegen auf Abstiegskampf ist offensichtlich schwer.



    herthabsc.de: Mit Bayer Leverkusen treffen Sie am Freitag im Berliner Olympiastadion auf Hertha BSC. Was erwarten Sie für ein Spiel?


    Kießling: Hertha wird alles tun, um endlich ein Erfolgserlebnis hinzubekommen. Wir müssen darauf gefasst sein, dass die Mannschaft uns alles abverlangt. Auf gar keinen Fall wird das ein Selbstläufer nach dem Motto „Letzter gegen Tabellenführer – keine weiteren Fragen“. Wenn wir mit solch einer Einstellung ins Spiel gingen, dann hätten wir schon verloren.



    herthabsc.de: Zum Abschluss würden wir Sie gerne noch um einen Tipp bitten. Wie geht das Duell Hertha gegen Leverkusen aus?


    Kießling: Leverkusen gewinnt.



    herthabsc.de: Das Jahr neigt sich dem Ende entgegen. Wie verbringen Sie Weihnachten und den Jahreswechsel?


    Kießling: Mit meiner Familie.




    Quelle: hertha-bsc.de