Die Stunde des treuen Assistenten

  • Die Stunde des treuen Assistenten


    Von Frank Nägele, 29.10.09, 20:34h
    Peter Hermann vertritt den erkrankten Chef-Trainer und sitzt womöglich am Samtag in Schalke auf der Bank. Jupp Heynckes hat sich zwar inzwischen von Grippe und Fieber wieder gut erholt, aber man will keinen Rückschlag riskieren.


    LEVERKUSEN - An den 18. Mai 1996 denkt Peter Hermann nicht so gern zurück. Wenn man ihm glauben darf, ist das auch gar nicht mehr möglich. „An diesen Tag habe ich keine Erinnerung, das ist alles gelöscht“, sagt der Assistenz-Trainer von Bayer 04 Leverkusen. An diesem Tag wäre der Werksklub um ein Haar in die Zweite Liga abgestiegen, mit ihm als Interims-Chef auf der Trainerbank. Schließlich erzielte Markus Münch in der 82. Minute gegen Leverkusen das 1:1, und alles wurde gut. Peter Hermann blieb seitdem, was er immer sein wollte: Die Nummer zwei im Trainerteam.


    Am Samstag wird er nach dreizehneinhalb Jahren womöglich ein kurzes Comeback geben. Darüber, ob Cheftrainer Jupp Heynckes im Top-Spiel gegen Schalke auf der Bank sitzen wird, entscheiden die Ärzte. Der 64-Jährige hat sich inzwischen von Grippe und Fieber wieder gut erholt, aber man will keinen Rückschlag riskieren. „Außerdem stehe ich ja immer mit dem Jupp in Verbindung, ich würde hier doch keine Alleingänge machen“, sagt Hermann.


    Peter Hermann ist der Mensch gewordene Nichtalleingang. Kein Trainer arbeitet in der Bundesliga als Assistent seit so langer Zeit für seine Chefs und seinen Arbeitgeber, der außer in der Vorsaison seit 1989 stets Bayer 04 Leverkusen war. Und der Unwille des 1. FC Nürnberg, den Wertvollen nach einem Jahr wieder abzugeben, zeigt deutlich die Wertschätzung für den Fachmann. Dass Peter Hermann am Donnerstag die Generaleinschätzung vor dem Top-Spiel gegen Schalke vornimmt, ist Teil seiner treuen Pflichterfüllung. Er wäre auch darauf vorbereitet, am Samstagabend auf der Bank zu sitzen und das Team zu coachen. Den 57-Jährigen kann nichts überraschen in der Bundesliga, erst recht nicht der FC Schalke 04, den er zweimal selbst beobachtet hat in den letzten Wochen. „Das wird eine schwere Aufgabe, aber auch eine schöne Aufgabe“, sagt der Leverkusener, „die Schalker sind gut drauf, sie haben gegen den HSV ein beeindruckendes Spiel gezeigt. Mit einer Leistung wie in unserem letzten Heimspiel gegen Dortmund werden wir da nicht bestehen können. Wir müssen uns steigern.“


    Nach wie vor muss Bayer auf Kapitän Simon Rolfes (Kniespülung), Renato Augusto (Wadenprobleme) und Michal Kadlec (Syndesmoseprobleme) verzichten. Das macht Hermann jedoch keine Angst. „Für wenige Spiele kann eine Mannschaft auch solche wichtigen Spieler ersetzen, wenn sie enger zusammen rückt.“ Diese Reaktion hat er bereits diese Woche gesehen. „Normalerweise ist es nicht so einfach, wenn der Chef nicht da ist. Aber besonders die älteren Spieler wie Manuel Friedrich und Sami Hyypiä sind da hervorragend vorne weg gegangen.“


    Andere Assistenten würden auf ihren großen Auftritt hoffen. Herrmann tut das nicht. Er wünscht sich nichts mehr als die Gesundung seines Chefs bis Samstagabend, 18.30 Uhr. „Die Begründung ist einfach: Ich bin gern außerhalb des Rampenlichts, da kann man sich besser auf Fußball konzentrieren.


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