Das Ei des Kolumbus

  • Das Ei des Kolumbus


    Erstellt 19.07.09, 14:02h
    Mit einem Trainer ist es wie mit einem guten Wein: Je älter er ist, desto besser ist er. Dieser Meinung zumindest ist Leverkusen-Coach Jupp Heynckes, der Bayerns Verpflichtung von Jürgen Klinsmann rückblickend für unglücklich erklärt.



    DÜSSELDORF - Trainer Jupp Heynckes vom Fußball-Bundesligisten Bayer Leverkusen hält die Erfahrung in seinem Job für das wichtigste Gut. Nach Meinung des 64 Jahre alten Fußball-Lehrers, der nach einem Kurz-Intermezzo beim FC Bayern München zum Ende der abgelaufenen Saison nun einen Vollzeitjob bei Bayer Leverkusen angenommen hat, habe die Mission von Jürgen Klinsmann beim FC Bayern unter keinem günstigen Stern gestanden. "Wer Bayern München trainieren will, muss schon ein paar Jahre auf dem Buckel haben. Sie können nicht am offenen Herzen operieren, wenn sie noch nie an einem Operationstisch gestanden haben", sagte Heynckes in einem Interview der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung".


    "Den Trainerberuf muss man genauso lernen wie andere Berufe", meinte der Leverkusener Coach. Viele junge Kollegen seien gute Verkäufer ihres Jobs. "Sie erklären den Medien rhetorisch geschliffen ihre Philosophie, wie sie immer sagen, und das wird dann rauf und runter geschrieben. Irgendwann glauben die Leute, es sei das Ei des Kolumbus", sagte Heynckes. Zudem sei es für die jungen Trainer heute weitaus schwieriger als früher. "Wir durften noch Fehler machen, heute dürfen die jungen Trainer sich überhaupt keine Fehler mehr erlauben, weil die Medien alles sezieren".


    Heynckes betonte, dass er eigentlich gar keinen Gedanken daran verschwendet hatte, wieder in den Job einzusteigen. "Aber die fünf Wochen in München waren die Initialzündung. Da habe ich gemerkt, dass es mir ungemein Spaß macht, mit einer guten Mannschaft zu arbeiten", sagte Heynckes. Ob Leverkusen seine letzte Trainerstation sei, ließ der Champions-League-Sieger von 1998 offen: "Vielleicht kann ich eines Tages von Otto Rehhagel die griechische Nationalmannschaft übernehmen." (dpa)


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