René Adler im Interview: „Ich freue mich riesig auf Leipzig“

  • René Adler im Interview: „Ich freue mich riesig auf Leipzig“


    Leipzig. Das Liechtenstein-Länderspiel in der Heimat ging ihm verletzungsbedingt kurz vor knapp durch die Torwart-Handschuhe, morgen holt der Leipziger René Adler im Zentralstadion Versäumtes nach. Adler, 24, über das späte Leverkusener Ablösespiel gegen den 1. FC Lok (18 Uhr), Mittagsschlaf unter Neu-Bayer-Coach Jupp Heynckes und einen Finnen, der nicht mehr schnell laufen, aber in der Luft stehen kann.


    Frage: Ende März saßen Sie mit dickem Hals auf der Tribüne, jetzt steht Ihrem ersten Einsatz in Ihrem Leipzig nichts mehr im Wege. Glücklich?


    René Adler: Ich freue mich riesig auf Leipzig, aufs Zentralstadion, eine insgesamt tolle Geschichte. Hoffentlich kommen viele Zuschauer, dann macht’s allen mehr Spaß, wird es ein bisschen mehr als nur ein Testspiel. Ein Länderspiel ist es ja leider nicht.


    Schrecklich viele Möglichkeiten, sich als Magier zwischen den Pfosten zu betätigen, dürfen Sie gegen einen wenn auch siedend heißen Oberligisten nicht bekommen.


    Wir stecken mitten in der Vorbereitung, da läuft noch nicht alles perfekt, grätscht man nicht nach jedem Ball. Ich glaube schon, dass ich etwas auf die Hütte bekomme. Wir versuchen auch gegen Lok, wieder einen Schritt nach vorne zu kommen. Bei Jupp Heynckes gibt es übrigens keine Freundschaftsspiele, er will immer Leidenschaft sehen.


    Werden Sie beide Halbzeiten im Tor stehen?
    Ja, ich will durchspielen, das Spiel und die Atmosphäre genießen. Heißt das Stadion jetzt schon Red-Bull-Arena?


    Immer noch Zentralstadion. Wie stehen Sie zum Zaubertrank-Klub RB Leipzig?


    Wenn das Geld richtig investiert wird und gute Leute an den entscheidenden Positionen sitzen, hat der neue Klub Perspektive. Das muss nicht bedeuten, dass der 1. FC Lok oder Sachsen Leipzig in der Versenkung verschwinden.


    Haben Sie bei Ihrem Heimat-Aufenthalt Zeit für Freunde, Verwandte und die sündige Innenstadt?
    Nein, wir checken im Westin ein, halten Mittagsschlaf, spielen, essen – und fliegen abends ins Trainingslager in den Schwarzwald.


    Ausgewachsene Nationalspieler müssen ein Mittagsschläfchen halten? Ist das eine der Neuerungen unter Jupp Heynckes?


    Herr Heynckes legt auch darauf Wert, er will, dass wir uns auf jedes Spiel optimal vorbereiten. Er verlangt Disziplin und absolute Konzentration. Auf dem Platz und neben dem Platz.


    Und im Bett.


    Ja.


    Unter Heynckes-Vorgänger Bruno Labbadia dauert eine Übungseinheit zuweilen zweieinhalb Stunden, war die Stimmung mies, schien das Bayer-Kreuz auf jeder Schulter im Klub zu lasten. Wie ist das aktuelle Befinden?


    Es herrscht ein absolut positiver Wind. Die Tür von Jupp Heynckes steht immer offen. Er ist sehr kommunikativ, führt viele Einzelgespräche, will mündige Spieler, die sich mit ihrem Job auseinandersetzen. Und er hat sehr klare Vorstellung, wie wir Fußball spielen.


    Schön und erfolgreich?


    Vor allem erfolgreich. Spiele gewinnt man mit einer guten Defensive, da müssen wir uns verbessern. Hurra-Fußballs wird es nicht mehr geben, man kann nicht 90 Minuten Forechecking spielen. Aufwand und Ertrag haben selten gestimmt, Jupp Heynckes fordert von uns ökonomischen Fußball. Kollektives Ausruhen ist extrem wichtig, funktioniert aber nur, wenn alle Mann hinter dem Ball sind, den Gegner vor sich haben.


    Ihr neuer finnischer Abwehrkollege Sami Hyypiä ist nicht mehr ganz jung, nicht mehr ganz so schnell.


    Wo andere hinlaufen müssen, steht Sami schon, er antizipiert großartig! Ich habe noch keinen Spieler gesehen, der so in der Luft steht, Sami holt jeden Kopfball. Ich bin froh, dass er da ist, er wird uns 100-prozentig helfen.


    Ihr Vertrag läuft bis 2012, Ihre Ausstiegsklausel wird in festen Abständen thematisiert. Laut Sport-Bild sind Sie für 20 Millionen Euro zu haben.


    Vielleicht bleibe ich ja ein Fußballer-Leben lang bei Bayer, vielleicht auch nicht. Wenn ich Leverkusen irgendwann verlasse, nehmen mir das die Fans bestimmt nicht übel. Aktuell steht das aber nicht zur Debatte.


    Interview: Guido Schäfer
    © LVZ-Online, 16.07.2009, 23:02 Uhr



    Quelle: http://www.lvz-online.de/aktuell/content/104067.html