Die Hoffnungen ruhen auf Heynckes

  • Lange spielte Bayer Leverkusen in der vergangenen Saison eine gute Rolle in der Liga und im Pokal - gegen Ende brachte sich die junge Werkself aber selbst um die Früchte der Arbeit. In der neuen Spielzeit soll Trainer-Routinier Jupp Heynckes das junge Team zu mehr Konstanz führen.



    In Leverkusen wiederholt sich die Geschichte. Wie schon 2008 ging der hochtalentierten Bayer-Truppe im letzten Saisonviertel die Luft aus. Damals wurde die kräftezehrende Doppelbelastung (Bundesliga und Einzug ins UEFA-Cup-Viertelfinale) als Ursache genannt.


    Internationales Geschäft als Zielsetzung


    Diesmal konzentrierte man sich vor allem auf die Trumpfkarte Pokalfinale. Doch nach der 0:1-Niederlage im Endspiel gegen Werder Bremen stand Bayer als Bundesliga-Neunter wieder mit leeren Händen da.


    Die Konsequenz ist die gleiche wie vor einem Jahr: Wieder soll es ein neuer Trainer es richten. Was Bruno Labbadia letztendlich trotz beachtlicher Anfangserfolge als Nachfolger von Michael Skibbe nicht gelang, soll jetzt Jupp Heynckes packen: den Einzug ins internationale Geschäft.


    Von Bayern zu Bayer


    Dem Bundesliga-Novizen Labbadia folgt der mittlerweile älteste Trainer der Bundesliga. Der 64-jährige Jupp Heynckes hat bei seinem kurzen, aber überaus erfolgreichen Fünf-Spieltage-Gastspiel als "Feuerwehrmann" bei Bayern München wieder richtig Lust auf die Bundesliga bekommen und bei Bayer einen Vertrag mit zweijähriger Laufzeit unterschrieben.


    In Leverkusen findet Heynckes beste Voraussetzungen vor. Einen Kader, der sich laut Sportdirektor Rudi Völler mit Ausnahme von Bayern München hinter keinem anderen der Bundesliga verstecken muss. Ein Stadion, das nach dem Ausbau auf 30.000 Plätze zu den schönsten in Deutschland zählt. Und ein Trainingsgelände vom Feinsten.


    Meistertrainer trifft Juniorentruppe


    Heynckes genießt zudem seit Jahren den Ruf, exzellent mit jungen Spielern umgehen zu können. Unter ihm blühte in München auch noch einmal Lukas Podolski auf. In Leverkusen findet der ehemalige Meistertrainer fast eine komplette, ebenso hochtalentierte wie auch bereits erfahrene Juniorentruppe vor. Die Stammspieler Adler, Castro, Vidal, Renato Augusto, Barnetta, Kroos, Helmes und Kießling sind alle erst 25 Jahre alt und jünger. Kapitän Simon Rolfes gehört mit seinen 26 Jahren schon zu den älteren Kickern im Team.


    Bei der Analyse nach Gründen für die sportlichen Misserfolge der letzten Saison hat Heynckes eine Hauptursache ausgemacht: 46 Gegentreffer sind zu viel. "Manchmal wäre es besser, etwas ökonomischer zu spielen und sich nicht immer in einen Rausch zu spielen", sagte Heynckes im Interview mit bundesliga.de. "Es ist gut, produktiv nach vorne zu spielen, aber doch bitte kontrolliert. Wir müssen das Defensivverhalten der gesamten Mannschaft verbessern."


    Erfahrene Verstärkung aus Liverpool


    Dabei helfen soll ein äußerst erfahrener Mann, ein ehemaliger Champions-League-Sieger: die 35-jährige finnische Fußballlegende Sami Hyypiä. Der Starverteidiger des FC Liverpool kommt ablösefrei an den Rhein und soll die gegnerischen Stürmer das Fürchten lehren.


    Auch bei den weiteren Transfers verfuhr Bayer Leverkusen nach dem Motto "Klasse statt Masse". Mit dem vom FC Basel geholten 21-jährigen Eren Derdiyok angelte sich Bayer einen hoffnungsvollen Stürmer, der eine feste Größe im Kader der Schweizer Nationalmannschaft darstellt.


    Weitere Transfers möglich


    Hinzu kommt der zuletzt ausgeliehene ehemalige Bundesliga-Torschützenkönig Theofanis Gekas, der nach einem glücklosen Gastspiel in England in Leverkusen einen neuen Anlauf nimmt. Der Ex-Freiburger Daniel Schwaab (21) und Rückkehrer Stefan Reinartz sind weitere ernsthafte Alternativen für die im Vorjahr schwächelnde Hintermannschaft.


    Ob die neuverpflichteten Spieler die Abgänge kompensieren können, bleibt abzuwarten. Immerhin stehen Akteure wie Angelos Charisteas (nach Nürnberg), Karim Haggui (Hannover), Henrique (Barcelona) und Bernd Schneider (Karriereende) nicht mehr zur Verfügung. Ebenso vorerst Toptorjäger Patrick Helmes (21 Saisontore) nach seinem Kreuzbandriss. Gut möglich also, dass Bayer noch einmal auf dem Transfermarkt aktiv wird.


    Tobias Gonscherowski




    bundesliga.de