Der Club wehrt sich gegen Abgang des Co-Trainers

  • "Peter Hermann darf nicht so einfach gehen"


    NÜRNBERG - «Wenige Tage nach dem Wiederaufstieg muss sich der 1. FC Nürnberg nach einem neuen Co-Trainer umschauen»: So formuliert es die Deutsche Presseagentur – weil es Peter Hermann heim nach Leverkusen zieht. Aber ganz so einfach wird das nicht für Bayer 04. Der 1. FC Nürnberg erwartet ein Angebot. Sonst muss sich Leverkusen neu umschauen.


    Es ist zur Zeit viel die Rede von Geschäftsmoral und Vertragstreue beim Fußball. Ein munteres «Job-Hopping» der Bundesliga-Trainer beklagte besonders lautstark Wolfgang Holzhäuser, Geschäftsführer von Bayer 04 Leverkusen – nachdem der Hamburger SV erfolgreich um den bei Bayer unter Vertrag stehenden Trainer Bruno Labbadia (als Nachfolger des wiederum zu Ajax ausgebüchsten Martin Jol) gebuhlt hatte.


    Weder Bayer 04 noch Hermann hat den FCN kontaktiert


    Schlechter Stil, sagte Holzhäuser, ersetzte seinerseits den untreuen Bruno durch den treuen Jupp – und ließ zur Vorstellung des durch die bayerische Frischzellenkur in München neu motivierten Heynckes die Besetzung der Assistentenstelle en passant mitverkünden. Peter Hermann soll Jupp Heynckes assistieren – was wiederum in Nürnberg Erstaunen auslöste.


    «Ich habe es im Videotext gelesen», berichtet Martin Bader, «und mich gewundert, wie da angebliche Fakten geschaffen werden.» Bader ist Manager des 1. FC Nürnberg, wo Peter Hermann bis 30. Juni 2010 unter Vertrag steht, und exakt dieses hat Bader dem Kollegen Holzhäuser dann sicherheitshalber noch einmal mitgeteilt, «in aller Freundschaft», wie er sagt – nachdem weder Bayer 04 noch Hermann den Nürnberger Club in dieser Frage kontaktiert hatten.


    Das Heimweh ist stärker


    Dass Franz Peter Hermann, 57, vierfacher Familienvater, unter Heimweh leidet, ist bekannt. Über drei Jahrzehnte lang gehörte er als Profi und Co-Trainer quasi zum Inventar von Bayer 04, ehe Hermann im September 2008 als Assistent des beim Club zum Chef beförderten Michael Oenning nach Nürnberg wechselte – weil er in Leverkusen auf einmal bloß noch Talentspäher war. Denn Neu-Trainer Labbadia, damals vom heutigen Vertragsmoralprediger Holzhäuser trotz eines laufenden Kontraktes in Fürth abgeworben, hatte seinen Gehilfen Eddie Sözer zu Bayer 04 mitgebracht.


    Mit Leidenschaft stürzte sich Hermann beim Club in die Arbeit. Im Team ist er beliebt, aber die Entfernung zur Familie konnte die Bindung an Nürnberg nicht kompensieren.


    Gegengeschäft mit dem ausgeliehenen Reinartz?


    Dafür hat Bader Verständnis; man werde «nichts auf dem Rücken von Peter austragen», sagt er – aber Bayer solle «nicht glauben, dass man so selbstverständlich mit dieser Personalie umgehen» könne. Die Botschaft lautet: Bayer bekommt den Wunschkandidaten von Heynckes nicht. Es sei denn, man findet gemeinsam eine «kreative Lösung» (Bader) – für Leverkusen, Hermann und Nürnberg.


    Darauf wird es hinauslaufen, und praktischerweise liegt eine solche kreative Lösung sehr nahe: Stefan Reinartz, U 19-Europameister, ist von Bayer 04 nach Nürnberg ausgeliehen und würde gerne bis 30. Juni 2010 bleiben, während die Leverkusener erwägen, den 20 Jahre alten Defensivspezialisten vorzeitig an den Rhein zurückzubeordern. Lenkt Bayer in der Personalie Reinartz ein, könnte es die Heimholung Hermanns erleichtern.


    Suche nach einem neuen Assistenten beginnt


    Dass zuvor Eintracht Frankfurt in Sachen Hermann abgeblitzt war, zeigt noch, mit welchem Fahrtwind die rasanten aktuellen Trainer-Rochaden sogar daran unbeteiligte Vereine wie Nürnberg streifen. Auch Eintrachts Neu-Trainer Michael Skibbe, der von 2005 bis 2008 Chef in Leverkusen war, hatte seinen ehemaligen Adjutanten Peter Hermann als Assistenten schon öffentlich ins Gespräch gebracht – ehe ihn Martin Bader telefonisch an ein paar Anstandsfragen und Geschäftsprinzipien erinnerte.


    Die sollen am Montag mit Bayer 04 geklärt werden, mit dem 1. FC Nürnberg als stärkerem Verhandlungspartner. Anschließend beginnt die Suche nach einem neuen Assistenten für Michael Oenning – «ohne Eile, ohne Stress», wie Bader sagt. Ein kleiner Luxus in solch bewegten Zeiten.


    Quelle: nn-online.de (Nürnberger Nachrichten)