Bleibt Labbadia in Leverkusen?

  • Bleibt Labbadia in Leverkusen?


    Die finale Provokation


    Berlin - Noch vor wenigen Monaten hat Bayer Leverkusen als Mannschaft der Zukunft gegolten. Nach der Endspielniederlage gegen Werder Bremen im DFB-Pokal tobt beim Fußball-Bundesligist nun ein Machtkampf - und der Trainer Bruno Labbadia steht vor dem Aus.


    Die große Frage nach dem Warum schwebt auch einige Tage nach dem mit 0:1 verlorenen DFB-Pokalfinale gegen Werder Bremen noch über allem bei Bayer Leverkusen. Warum nur hat Bruno Labbadia dieses Interview in der "Süddeutschen Zeitung", in dem er die Vereinsführung sowie die Mannschaft angriff, just an jenem Tag veröffentlichen lassen, an dem es in Berlin um den prestigeträchtigen und profitablen Pokalsieg ging.


    Um seinen Rausschmiss zu provozieren und zum Hamburger SV zu gehen, glauben die einen. Um in einem letzten Versuch zu verdeutlichen, dass es in Leverkusen mit dem Fußballlehrer Bruno Labbadia nur unter bestimmten Voraussetzungen weitergehen könne, mutmaßen die anderen. Der Trainer selbst sagte: "Der Zeitpunkt etwas zu sagen, war richtig. Die vergangenen Wochen waren nicht schön. Ich war lange ruhig, weil ich das Pokalfinale nicht gefährden wollte."


    Labbadia wähnt sich unter dem Bayer-Kreuz als Opfer einer Kampagne. Den Strippenzieher sieht er in dem Manager Michael Reschke, der rechten Hand von Rudi Völler. Der Sportdirektor versuchte in Berlin stets die Form zu wahren. "Ich gehe davon, dass Bruno Labbadia unser Trainer bleibt. Er ist der Richtige", erklärte der 49-Jährige.


    Labbadia kennt die Mechanismen des Geschäfts


    Doch wie viel Überzeugung in diesen Worten steckt, ist schwer abzuschätzen. In einer Fußballwelt, in der immer mehr inszeniert wird, sind Aussagen von gestern oft schon heute nicht mehr viel wert. Auch Labbadia kennt die Mechanismen des Geschäfts - und hat sich ihrer bedient. Die Autorisierung des Interviews lief am Club vorbei. Es wurde von Labbadias Berater Christian Frommert (früher Medienchef beim Radsportteam von Telekom) platziert.


    Noch in der Nacht der Niederlage debattierten Völler und Labbadia während des Banketts in einem ehemaligen Berliner Schwimmbad, über die Auswirkungen des Machtkampfs und wie es weitergehen soll. Und in Leverkusen naht nun die Stunde der Klarheit. Für Dienstag ist ein Gespräch anberaumt. Labbadia sitzt am Tisch, und ihm gegenüber Völler sowie der Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser. "Sehr intern und sehr direkt", wird es laut Völler dabei zugehen.


    Spannung zieht die Zusammenkunft vor allem daraus, dass Völler trotz des mäßigen Abschneidens in der Bundesliga an dem umstrittenen Trainer festhalten will, und auch Holzhäuser bereit scheint, auf Labbadias Forderungen einzugehen. Mit harter Hand und ohne Reschke will der 43-Jährige die Spieler aus ihrer "Komfortzone" herausreißen und sie zu Gewinnern machen. Auf der anderen Seite gibt es immer noch die Variante, sich von Labbadia zu trennen, da Reschke und dessen weitere Mitarbeit nur ein Teil des Problems ist - und das angespannte Verhältnis zur Mannschaft das viel größere.


    Dass die Ereignisse im Umfeld sich auf die Leistung im Olympiastadion ausgewirkt hat, glaubt bei Bayer jedoch niemand. "Er ist halt der Trainer und kann sagen und tun, was er will", meinte Patrick Helmes, der trotz der verpassten Europacupteilnahme weiter für Leverkusen stürmen will. Die Bayer-Verantwortlichen werden das gerne hören, denn nach wie vor sind sie davon überzeugt, die Basis für eine Mannschaft gelegt zu haben, die Titel gewinnen kann. Die Frage ist jetzt nur mit welchem Trainer.



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