Labbadia hat Probleme genug

  • Labbadia hat Probleme genug


    Von Frank Nägele, 20.03.09, 00:06h
    Bruno Labbadia hat ein dickes Problem: Er muss wohl ohne vier Stammspieler gegen Frankfurt gewinnen. Der Leverkusener Trainer redet nur über das Spiel - und nicht über seine eigene Situation bei Bayer 04.


    LEVERKUSEN - Ein wunderschöner Märzmittag in Leverkusen. Majestätisch schwenken die Kräne ihre Ausleger über der Stadionbaustelle, die unter den Augen des Betrachters im Zeitraffer Formen anzunehmen scheint. Ein paar Kiebitze verfolgen das Training des örtlichen Fußball-Vereins und machen Bilder mit Handy-Kameras. Alles ist so ruhig und friedlich - der Beweis dafür, dass die Dinge im Fußball oft ganz anders aussehen, als sie sind. In Leverkusen herrscht schlechte Laune. Die Klubchefs sind mit den Ergebnissen unzufrieden, und sie erwarten vor allem von Trainer Bruno Labbadia, dass sich das ändert.


    Doch der hat vor dem Spiel gegen Eintracht Frankfurt schon Probleme genug. Gonzalo Castro hat sich einen Sehnenriss in der Leistengegend zugezogen und droht mehrere Wochen auszufallen. Kapitän Simon Rolfes, der sich am Dienstag das Knie verdreht hatte, musste am Donnerstag einen Trainingsversuch nach 15 Minuten mit Schmerzen abbrechen. Dazu fehlen weiterhin Arturo Vidal (Gehirnerschütterung, Bruch der Augenhöhle) und Manuel Friedrich (Knie-OP). Aus der Stammformation droht ein Quartett auszufallen.


    Dennoch zählt nur ein Sieg über Frankfurt. „Dafür haben wir ja einen gut besetzten Kader“, sagt Labbadia, der in seiner jetzigen Situation Spieler wie Thomas Zdebel (35) bräuchte. „Er könnte mit seiner Routine und Härte helfen“, sagt der Trainer. Allerdings war der Ex-Bochumer drei Wochen lang selbst verletzt (Bänderdehnung im Knie). Sollte Kapitän Simon Rolfes ausfallen, wird er jedoch spielen. Labbadia vermeidet es auch auf Nachfragen hin, über seine persönliche Situation zu sprechen. Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser hat jetzt mehrmals deutlich erklärt, dass er von Labbadia die Beendigung der Krise erwartet. Auch Hochrechnungen darüber, wie der Anschluss an Platz fünf gefunden werden kann, lassen den Trainer kalt. „Alles, was mich interessiert, ist Frankfurt. Das ist das einzige, was wir im Moment beeinflussen können, um die Dinge wieder in die positive Richtung zu bringen. Der Rest kommt dann von selbst.“ Zum Beispiel das Vertrauen des ganzen Klubs in seine Arbeit, die Bayer 04 nach 13 Spieltagen auf Platz eins der Tabelle geführt hatte.


    „Wir sind irgendwie von der Spur abgekommen“, gibt der Trainer zu, „aber wir wussten um die Schwächen der Mannschaft, obwohl wir gehofft haben, dass sie nicht zum Vorschein kommen werden. Aber das hat eben auch etwas mit Hierarchien zu tun, und die kommen nicht von heute auf morgen.“ Hier scheint der wesentliche Meinungsunterschied zwischen Klub und Trainer zu liegen. Die Verantwortlichen glauben, dass Talent und Klasse des Teams einen Platz unter den besten Fünf bei guter Führung garantieren müssen. Labbadia verweist mit seinem Hierarchie-Ansatz indirekt darauf, dass Erfahrung, Härte und eine klare Rangordnung im Langzeitkampf gegen beinharte Teams wie Berlin, München, Wolfsburg, Hamburg, Stuttgart und Schalke unabdingbar sind. Bayer 04 mit seinem Altersschnitt von 24 Jahren und den freundlichen, wohl erzogenen Profis tut sich da offensichtlich schwerer als andere, eine Negativentwicklung aufzuhalten.


    Dazu kommt das Thema Düsseldorf. Bayer 04 hat noch kein Ligaspiel in der LTU-Arena gewonnen. „Ich fahre da trotzdem nicht mit einem mulmigen Gefühl hin“, erklärt Labbadia, „wir haben die Qualität, Frankfurt zu schlagen.“


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