Schweres Erbe für Adler

  • Schweres Erbe für Adler

    Gute Torhüter sind im Fussball Gold wert. Sie sind wie kein Zweiter imstande, Niederlagen abzuwehren oder den Sieg zu retten. Ein Fehlschuss des Stürmers oder ein Fehlpass im Mittelfeld - all das wiegt leicht gegen einen Fehlgriff des Torhüters, dessen Folgen endgültig sind.


    Vor allem die deutsche Nationalmannschaft konnte sich über Jahrzehnte rühmen, die besten "Goalies" in ihren Reihen zu haben. Ob Sepp Maier, Toni Schumacher, Oliver Kahn, Bodo Illgner oder Jens Lehmann - an überragenden Torhütern hat es dem dreimaligen Weltmeister nie gefehlt. Seit wenigen Monaten hat sich ein weiterer Topmann den Platz zwischen den Pfosten erkämpft: René Adler.


    Der 24-Jährige tritt damit in große Fußstapfen, doch der gebürtige Leipziger hat bereits in seinen ersten Spielen seine Klasse unter Beweis gestellt. Gleich bei seinem Debüt im WM-Qualifikationsspiel gegen Russland hielt Adler den 2:1-Erfolg fest. Seitdem sind drei weitere Länderspiele hinzugekommen.


    FIFA.com sprach exklusiv mit dem Torhüter des Bundesligisten Bayer Leverkusen über die letzten Monate, seinen WM-Traum und die ruhmreiche deutsche Torwartvergangenheit.


    Herr Adler, ereignisreiche Monate liegen hinter Ihnen. Erst die UEFA EURO als Nummer drei und im vergangenen Oktober Ihr Debüt als Nationalkeeper. Inzwischen durften Sie drei weitere Male das deutsche Torhüter-Trikot überstreifen. Wie sieht Ihre persönliche Bilanz der jüngsten Vergangenheit aus?
    Für mich ist international in der Nationalmannschaft mit den Länderspielen natürlich ein Traum in Erfüllung gegangen. Für mich ist jedes Länderspiel internationale Erfahrung. Ich ziehe daraus stets meine Lehren, egal ob Sieg oder Niederlage.


    Wie hat sich Ihr Leben verändert, seitdem sie zum Nationaltorhüter aufgestiegen sind?
    Ich würde sagen, dass alles im normalen Rahmen geblieben ist. Es war nicht so, dass ich wie ein Popstar gehypt wurde. Sicherlich wurde viel geschrieben, aber ich bin intelligent genug, um das richtig einzuschätzen. Darüber hinaus habe ich versucht, mich bewusst aus der Öffentlichkeit zurückzuziehen. Ich habe immer wieder betont, dass ich es nicht brauche, jeden Tag in der Presse zu stehen. So werde ich das auch nach wie vor handhaben.


    Sie sprechen vom "normalen Rahmen". Was meinen Sie damit?
    [lacht] Natürlich hat sich mit den Länderspielen, vor allem nach der WM-Qualifikation gegen Russland, im Alltag einiges geändert. Wenn man über die Straße geht, wird man öfters erkannt als früher. Das blieb aber, wie gesagt, alles im normalen Rahmen. Das gehört einfach dazu und ist auf keinen Fall nervig oder unangenehm.


    Deutschland hat viele hervorragende Torhüter hervorgebracht, ob Sepp Maier, Oliver Kahn oder Jens Lehmann - und nun also René Adler?
    Ich habe es immer so gehandhabt, dass ich mich über jedes internationale Spiel freue, dass ich bei der Nationalmannschaft machen darf. Ich werde in jedem Spiel alles geben und das wird auch in Zukunft so bleiben. Fakt ist aber, dass Deutschland sehr viele gute Torhüter bzw. viele Charakterköpfe hatte, aber zu denen zähle ich mich noch nicht.


    In der WM-Qualifikation steht Deutschland auf Rang eins mit vier Punkten Vorsprung vor Russland und Wales, hat aber ein Spiel mehr absolviert. Gegen beide muss die DFB-Elf noch auswärts antreten. Müssen die Fans um die Teilnahme zittern?
    Wir haben bis Südafrika 2010 sicherlich noch einige schwere Spiele vor der Brust. Aber ich glaube schon, dass wir nächstes Jahr dabei sein werden.


    Ist Südafrika schon in den Köpfen der Spieler?
    Dafür spielen wir ja die Qualifikation. Das ist ganz klar. Das ist das Endziel, wo wir alle als Mannschaft hinwollen.


    Sehen wir René Adler im kommenden Jahr als Stammtorhüter in Südafrika?
    Der Bundestrainer hat den Konkurrenzkampf ausgerufen. und wer dann spielt, ist, denke ich mal, noch offen. Von klarer Nummer 1 zu sprechen oder vom schwerem Erbe ist noch nicht angebracht.


    Was sind Ihre Ziele für 2009 mit Bayer Leverkusen?
    Die Chancen stehen gut, wenn wir weiter hart arbeiten, dass wir am Ende sehr weit oben stehen können. Gerade die Spiele gegen die vermeintlich "Kleinen" sind enorm wichtig. Die gilt es, für sich zu entscheiden. Uns kommt darüber hinaus zu Gute, dass wir die Doppelbelastung mit UEFA Champions League oder UEFA-Pokal nicht haben. So können wir ausgeruht und frisch jedes Wochenende an die Sache rangehen.


    Und in der Nationalmannschaft?
    In der Nationalmannschaft steht alles im Zeichen der WM im kommenden Jahr. Wir haben in 2008 viele Spiele bestritten und auch 2009 haben wir wichtige Duelle. Durch die Asien-Reise im Sommer sind wir über einen längeren Zeitraum zusammen, so dass wir sicherlich gut gerüstet für die Endphase der Qualifikation und, wenn wir die Teilnahme schaffen, auch im Sommer 2010 gut vorbereitet sind.


    Fifa.com 12.03.2009