• Toni Kroos wollte mit seinem Wechsel von Bayern München zu Bayer Leverkusen einen Schritt nach vorn machen. Viel gesehen hat man von ihm bisher noch nicht. War dieser Transfer wirklich so eine gute Idee?


    Dass Roland Kroos eine rigide Art besitzt, sich für seinen Sohn einzusetzen, bekam die Führungsriege des FC Bayern im vergangenen Winter zu spüren. Immer wieder schaute Kroos senior ungeduldig an der Säbener Straße vorbei, um die Freigabe für seinen hoch veranlagten Sohn zu erbitten.


    Nachdem er mehrfach abgeblitzt war, lancierte Vater Kroos öffentlich, wie unfair sein Filius von den Bayern behandelt werde, und dass er unbedingt weg wolle aus München. Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge begründete sein Dauer-Veto laut Papa Kroos damit, dass der Bayern-Kader in der Rückrunde 23 Spieler benötige »und dass sie Toni als Nummer 23 brauchen, damit er einen Freistoß reinhaut, wenn es eng wird.« Ein Tiefpunkt des bis dahin steilen Abstiegs von Toni Kroos, der Monate zuvor noch in einem Atemzug mit Riesentalenten wie Messi und Benzema genannt wurde. Doch während diese zu tragenden Säulen in ihren internationalen Top-Vereinen heranwuchsen, kam Kroos bei den Bayern einfach nicht zum Zug. Er wechselte in der Winterpause frustriert zu Bayer Leverkusen.


    Vermummt auf der Bank


    Und heute? Kroos verpasste aufgrund eines Bänderisses im Sprunggelenk nahezu die komplette Wintervorbereitung und kam in Leverkusen bisher erst in zwei Pflichtspielen zum Einsatz. Bei der 0:1 Niederlage in Hannover wurde er immerhin zwölf Minuten vor dem Ende eingewechselt. Er deutete kurz an, dass er der Ideengeber sein kann, den viele in ihm sehen. Ein große Hilfe war er allerdings noch nicht. Doch erst einmal muss Kroos konstante Leistungen zeigen dürfen, um sich in der Bundesliga zu etablieren. Denn bis dato wurde der hoch gelobte 19-Jährige insgesamt erst in acht Bundesliga-Spielen eingesetzt. In der Startaufstellung war er nur zweimal zu finden.Vor dem gestrigen Pokalspie äußerte Leverkusen-Trainer Labbadia, Kroos sei momentan aufgrund seines Fitnesszustandes noch kein Thema für die Startelf.


    So saß der Junge beim Offensivspektakel gegen die Bayern in weiten Teilen vermummt auf der Bank. Nach seiner Einwechslung wirkte er gegen seine alte Mannschaft bestenfalls unauffällig, bekam schnell eine gelbe Karte und war in der Unsicherheitsphase der Leverkusener nicht die erhoffte Entlastung. Unmittelbar nach dem Spiel ging seine neue Mannschaft zum Feiern in die Fankurve. Auf Kroos mussten sie erst einmal warten – er war noch in ein Gespräch mit dem alten Kollegen Miroslav Klose vertieft. Er scheint noch nicht so recht zu wissen, wo er hin gehört.


    Sahneteilchen für das Spektakel

    Dabei wollte er unbedingt nach Leverkusen wechseln, weil im die Art und Weise des Leverkusener Spiels so gefällt. Und wenn man der Mannschaft gestern Abend zuschaute, kann man ihn gut verstehen. Allerdings muss man sich fragen, auf welcher Position Kroos in Leverkusen eingeplant ist. An guten Tagen spielt die Bayer-Elf Offensivfußball wie für den Lehrfilm. Kroos, den Bayer-Manager Reschke einst als »Sahneteilchen« anpries, ist zwar ebenfalls ein Mann fürs Spektakel, aber der Bedarf an diesen Spielertypen ist in Leverkusen momentan mehr als gedeckt. Ganz offensichtlich hat die junge Bayer-Mannschaft nur Probleme, wenn sie in Drucksituationen gerät. Es bestehen jedoch große Zweifel, ob Kroos der richtige Mann ist, an dem sich eine wankende Bayer-Elf aufrichten kann. Er selbst ist nach langer Spielpause verunsichert, wohl auch, weil er merkt, dass er immer mehr in den Hintergrund rückt.


    Doch Kroos soll auf der großen Bühne stehen und bestenfalls ganz vorne den Ton angeben. Zumindest ist das der Plan, den Fußballdeutschland für ihn erdacht hat. Gerade tritt er wieder aber einmal auf der Stelle und muss warten. Bayer-Manager Reschke kann also schon mal ein paar Plätzchen organisieren. Denn früher oder später wird Vater Kroos seinen Besuch anmelden, um über die Zukunft seines Sohnes sprechen zu wollen.


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