"Es war kein intelligenter Aufwand"

  • Leverkusen: Interview mit dem Bayer-Trainer Bruno Labbadia


    "Es war kein intelligenter Aufwand"
    Leverkusen holte nur vier Punkte aus fünf Rückrundenspielen, nach dem jüngsten 0:1 in Hannover rutschte Bayer sogar aus den internationalen Startplätzen. Trainer Bruno Labbadia spricht im Interview vor dem DFB-Pokal-Viertelfinale gegen den FC Bayern die Schwächen und Versäumnisse seines jungen Teams offen an, kommentiert die Kritik René Adlers, bricht aber keineswegs den Stab über die Mannschaft.


    kicker: Herr Labbadia, nach der Niederlage in Hannover haben Sie noch lange mit Simon Rolfes zusammengesessen. Sagen Sie mal, war das eine kleine Krisensitzung?


    Bruno Labbadia (43): Nein, das war ein ganz normales Gespräch. Er ist der Kapitän, es gehört dazu, dass ich mich mit den Spielern austausche.


    kicker: Nur vier Punkte aus den fünf Rückrundenspielen: Warum läuft es derzeit nicht rund?


    Labbadia: Wir haben eine junge Mannschaft, da sind Schwankungen völlig normal. Vor ein paar Wochen haben noch alle von unserem Fußball geschwärmt. Da haben wir Spiele über unsere taktische Disziplin gewonnen. Das war zuletzt nicht mehr der Fall, da müssen wir wieder hinkommen.


    kicker: Fehlen dem jungen Team Führungsspieler, die die Mannschaft aus schweren Situationen herausführen?


    Labbadia: Es ist sicher so, dass einige Spieler noch in diese Leader-Rollen hineinwachsen müssen.


    kicker: René Adler spricht von Phlegma. Hat er recht?


    Labbadia: Wir hatten in Hannover rund 60 Prozent Ballbesitz, das kann kein Phlegma sein. Den Willen kann ich der Mannschaft nicht absprechen. Der Aufwand war da, es war nur kein intelligenter Aufwand.


    kicker: Adler fordert mehr Kampf und weniger Schönspielerei. Können Sie seine Kritik nachvollziehen?


    Labbadia: Nach so einem Spiel muss man auch die Enttäuschung des Spielers sehen. Es war sicher ein Stück Nachlässigkeit dabei, nach dem 0:1 sind die Köpfe runtergegangen. Die Mannschaft liegt jetzt am Boden, sie muss wieder aufstehen.


    "Ich werde jetzt aber den Teufel tun und alles schlechtreden."


    kicker: Könnte eine Spielersitzung helfen, wie es Adler anregt?


    Labbadia: Prinzipiell halte ich es immer für gut, wenn sich Spieler zusammensetzen, um gewisse Dinge intern selbst zu regeln.


    kicker: Haben Sie die aktuelle Entwicklung so erwartet?


    Labbadia: Sagen wir es so: Es ist keine Überraschung. Ich kenne unsere Gegebenheiten, wir haben eine junge Mannschaft, die sich entwickeln muss. Ich werde jetzt aber den Teufel tun und alles schlechtreden. Wir wissen, dass wir noch einiges besser machen können. Ich hatte natürlich gehofft, dass diese Phase nicht kommt. Nach dem Sieg in Hoffenheim haben noch alle geglaubt, dass wir ganz vorne dabei sind. Vor dem Spiel gegen den HSV waren wir euphorisch, so eine Niederlage haut einen dann um.


    kicker: Was ist jetzt zu tun?


    Labbadia: Wir werden nicht den Kopf in den Sand stecken. Es geht jetzt nur über sehr intensive Arbeit. Wir werden einige Dinge kritisch ansprechen. Das Team befindet sich in einem wichtigen Lernprozess, der darf nur nicht zu lange dauern.


    kicker: Vor dem Spiel in Hannover hat Patrick Helmes noch die Champions League zum Ziel ausgerufen. War das ein Fehler von ihm?


    Labbadia: Nein, ich kann nicht sagen, dass so etwas ein Fehler ist. Es bleibt dabei: Wir haben immer noch die Möglichkeit, das internationale Geschäft zu erreichen.


    Interview: Thomas Hiete


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