Gegen die bunte Übermacht

  • Gegen die bunte Übermacht


    Von Christian Oeynhausen, 29.01.09, 21:49h, aktualisiert 29.01.09, 21:52h
    Fußballerisch ist sogar Düsseldorf jetzt erstklassig: Bayer Leverkusen hat auf dem Grün der LTU-Arena an die starken Leistungen im Trainingslager angeknüpft. Und auch Lukas Sinkiewicz ist zurück - und hat Konkurrent Henrique sogleich den Stammplatz abgejagt.




    DÜSSELDORF/LEVERKUSEN - Es gibt nicht allzu viele Trainer, die nach einer Wintervorbereitung dieses Thema auf die Agenda einer Mannschaftssitzung schreiben: „Sind wir zu gut drauf?“ Bruno Labbadia hat diesen Punkt neulich mit den Leverkusener Spielern diskutiert. Es galt, nach der als rundum gelungen empfundenen Übungsphase vor Selbstgefälligkeit zu warnen. Die Botschaft ist angekommen, wie beim souverän herausgespielten 3:1-(3:0)-Sieg im Pokal am Mittwochabend gegen Energie Cottbus zu besichtigen war. Sehr gut, nicht zu gut. Leverkusen steht erstmals seit sechs Jahren wieder im Viertelfinale. Noch drei Siege bis zum Titel und dem Platz im Uefa-Cup, dem Saisonziel. Am Sonntag wird ausgelost. „Ich muss jetzt nicht gleich auf einen der ganz Großen treffen. Aber wir nehmen es, wie es kommt“, sagt Labbadia am Donnerstag, ohne das Wort FC Bayern in den Mund zu nehmen. Das ist die Perspektive des sportlich Verantwortlichen. Aber ein Duell Labbadia gegen Bayern München würde bei vielen wie ein Stromstoß wirken. „Wenn es die Bayern werden, auch okay. Aber bitte hier in Düsseldorf“, sagte Sportchef Rudi Völler


    Fürs Geschäft wäre das ein Knaller. Zwar waren die Leverkusener mit den 16 000 Zuschauern beim Debüt in der 51 000 fassenden Düsseldorfer LTU-Arena zufrieden - ein Mittwoch abend! - kalt! - Cottbus als Gegner! - , aber 16 000 sind eben zu wenig, um die Kosten zu decken. „Wir wollen noch mehr Leute reinbringen und binden“, hofft Labbadia. Gestern meldete der Klub, 1000 Karten seien tatsächlich in Düsseldorf abgesetzt worden. Wegen 1000 Zuschauern mehr oder weniger macht in der Bundesliga sonst niemand ein Fass auf. Aber Leverkusen beginnt ja in der Nachbarstadt quasi bei Null.


    Labbadias Spieler äußerten sich zufrieden über die Atmosphäre. „Ich denke, dass wir einigen Leuten Lust auf mehr gemacht haben“, sagte Kapitän Simon Rolfes. Die Fans, die sich im Ausweichquartier über entspannte Sicherheitskontrollen wunderten (sogar eine Fahne des 1. FC Köln wurde gesichtet) kämpften wacker gegen die quietschbunte, schweigende Übermacht - die leeren Kunststoff-Sitze. Wer schale Witze über Schalensitze mag, der kann sagen, dass Bayer 04 jetzt endlich ein Plastikklub geworden ist.


    Am Samstag (15.30 Uhr) startet der Tabellen-Fünfte vor großer Kulisse in die Rückrunde, auswärts bei Borussia Dortmund. Thomas Hörster, Spion in Labbadias Diensten, hat Jürgen Klopps Team beim Pokal-Aus gegen Bremen beobachtet und von „unglaublich hohem Lauftempo “ und einer „gewissen Eigenart“ berichtet, über deren Wesen Labbadia beharrlich schwieg.


    Verändern wird der Trainer seine Mannschaft wohl kaum. Sicher ist, dass Lukas Sinkiewicz (23) nach seinem guten Comeback gegen Cottbus wieder auflaufen wird. Henrique, der Stammplatz-Inhaber, hat in der Vorbereitung an Boden verloren gegen den Ex-Kölner. „Wir brauchen Konkurrenzdruck“, sagt Labbadia, nach dem der Brasilianer mit suboptimaler Fitness aus dem Weihnachts-Urlaub kam. Der Rest ist fit. „Nach so einem Spiel spürt man die Blessuren sowieso weniger“, sagt Labbadia.


    Noch keinen Vollzug konnte Leverkusen gestern in der Torwartfrage melden. Auf der Suche nach einem Vertreter für den verletzten Ersatzkeeper Benedikt Fernandez gilt der Ex-Berliner Gabor Kiraly (32) vom englischen Zweitligisten FC Burnley im Augenblick als heißester Kandidat. Bis Montag hat Leverkusen noch Zeit.


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