Bayerns Sieg in Leverkusen: Fingerhakeln mit R-Faktor

  • Souveräner Erfolg: Der FC Bayern muss sich gegen Bayer Leverkusen nicht besonders anstrengen - und hat nun ein Endspiel um die Herbstmeisterschaft gegen Hoffenheim. Doch Trainer Jürgen Klinsmann spricht schon vom Übermorgen: den K.o.-Runden in der Champions League.


    Bruno Labbadia drückte seine Fingerknöchel aneinander, als er zu erklären versuchte, wie das hatte passieren können. Schließlich hatte es zunächst doch ganz gut ausgesehen, als seine Leverkusener Chancen herausspielten und keine der Münchner zuließen. Eine halbe Stunde lang hatten sie auch die R-Frage gelöst, denn von Franck Ribéry war kaum etwas zu sehen gewesen. Aber dann waren sie zurückgewichen. "Es geht in solchen Spielen um Millimeter", sagte der Trainer von Bayer Leverkusen, "die machen auf hohem Niveau den Unterschied aus."


    Man weiß vom Fingerhakeln und vom Tauziehen, wie es erst um Millimeter geht, bis plötzlich der Punkt erreicht ist, an dem endgültig die einen das Duell für sich entscheiden. So war es auch beim Spitzenspiel der Bundesliga, das in der zweiten Halbzeit so einseitig wurde, wie man es nach der ersten nie erwartet hätte. "Wir haben nicht annähernd an unsere Leistungen in dieser Saison angeknüpft", sagte Labbadia.


    Er ist neu in dieser Saison in Leverkusen und wie etliche seiner Spieler kennt er das Bayern-Gefühl nicht. Und dennoch war es wie immer. Wieder einmal schien eine Leverkusener Mannschaft von der schieren Anwesenheit der Bayern überwältigt. Einer dunklen Tradition folgend, ergibt sich nämlich kein Club den Bayern so bereitwillig wie die Leverkusener, deren Chancenlosigkeit gegen die Münchner inzwischen schon im Kleingedruckten der Vereinssatzung aufgeführt sein müsste. Das 0:2 im eigenen Stadion war bereits die achte Niederlage in lückenloser Folge, der letzte Punktgewinn gegen Bayern liegt vier Jahre zurück.


    Ob ein Fluch über Leverkusen schwebt, ob Labbadias junge Spieler einfach nur überfordert waren, den Gästen war's ziemlich egal. Sie hatten ihre Serie in der Bundesliga auf nun sieben Siege aus den letzten acht Spielen verlängert, ohne sich übermäßig anstrengen zu müssen. Franck Ribéry hatte mit ein paar hinreißenden Dribblings etwas Glanz über die ansonsten nur solide Leistung gestreuselt. Die Rest-Bayern hielten sich bedeckt oder sorgten mal wieder für Musterbeispiele von Effektivität. Luca Toni hatte bis zu seiner Auswechselung in der 75. Minute bescheidene 24 Ballkontakte, gerade mal ein Viertel seiner Pässe kam an. Er schoss auch nur einmal aufs Tor, aber das war das 1:0 für die Bayern in der 59. Minute. Und danach war klar, dass nur sie als Sieger vom Platz gehen würden.


    Weil der Ausflug an den Rhein so unaufgeregt war, schaute Jürgen Klinsmann auch direkt nach Abpfiff schon wieder in die Zukunft. Er blickte dabei sogar weit über das Spitzenspiel gegen Tabellenführer Hoffenheim hinaus ins nächste Frühjahr. Sollten die Bayern am kommenden Freitag (20.30 Uhr, Liveticker SPIEGEL ONLINE) nämlich nicht mit einem Sieg der Herbstmeisterschaft näher kommen, "wäre es auch nicht so schlimm", meinte der Trainer. Zwar hätten sie sich das "höchstmögliche Ziel gesetzt", als sie nach holprigem Start in die Saison das Vorhaben fassten, als Tabellenerster in Winterpause zu gehen. Doch vor allem hätten sie in der Vorrunde daran gearbeitet, so sagte Klinsmann, "in der K.o.-Runde der Champions League mit den internationalen Spitzenmannschaften mithalten zu können".


    Der Ausflug nach Leverkusen gab keinen Hinweis darauf, aber um Klinsmann zu widerlegen, müssen schon Gegner aus einer anderen Gewichtsklasse antreten als Bayer es an diesem Tag war.


    [url=http://www.spiegel.de/sport/fussball/0,1518,593552,00.html](SPON)[/url]