Facharbeit über die Geschichte der Stadt Leverkusen

  • 2.2. Gründung der Stadt Leverkusen


    In den Jahren der Weimarer Republik wurde überall in Deutschland sogenannte „kommunale Neuordnung“ betrieben. So auch zwischen Rhein und dem Bergischen Land. 1919 schloss Wiesdorf sich mit Bürrig zusammen, beide Seiten waren überzeugt, dass die Vorteile überwiegten. Wiesdorf konnte mit dem Zusammenschluss von dem billigen Bauland Bürrigs profitieren, während Bürrig sich durch den Industriestandort Wiesdorf höhere Steuereinnahmen versprach. Auch die Stadt Köln versuchte Ortschaften im Norden einzugemeinden. Mit Schlebusch schien die Großstadt eine Gemeinde gefunden zu haben, die willens war, das Angebot anzunehmen. Der Rat beschloss mit elf zu sieben Stimmen, die Verhandlungen über eine Eingemeindung mit Köln aufzunehmen. Nicht nur die Bevölkerung, sondern allen voran die Industrie übte heftige Kritik an diesem Beschluss. 25 Wiesdorfer und Schlebuscher Unternehmen sprachen sich in einem Brief an den Düsseldorfer Regierungspräsidenten gegen Köln –und für eine Zusammenschließung Schlebuschs und Wiesdorfs aus. Überraschender Weise ließ sich der Schlebuscher Gemeinderat von dem großen Widerstand nicht beeindrucken, Konrad Adenauer für Köln und Heinrich Sürder für Schlebusch unterzeichneten im Mai 1929 den Eingemeindungsvertrag. Doch ob des großen Unmutes in der Bevölkerung widersprach der Schlebuscher Kreisausschuss dem Vertrag – es kam zur Volksabstimmung. Die Wahlbeteiligung war Aufgrund der Brisanz des Themas außerordentlich hoch, knapp 80 % der Wahlberechtigten stimmten ab. Das Abstimmungsergebnis war für den Gemeinderat eine herbe Niederlage. 95 % der Wähler stimmten für den Zusammenschluss mit Wiesdorf, nur 5 % für Köln. Auf der nächsten Ratssitzung beugte man sich dem Willen der Schlebuscher und nahm die Vereinigungsgespräche mit Wiesdorf wieder auf, während die Pläne einer Eingemeindung von Köln ad acta gelegt wurden. Der Weg war also frei für die neue Stadt. Viele Schlebuscher arbeiteten bei den I.G. Farben in Wiesdorf, die Grenzen zwischen den Ortschaften verschwanden zusehends. In der „Bergischen Post“ vom 1.4.1930 wird Gemeindevorsteher Wilhelm Marx aus Schlebusch wie folgt zitiert: Wiesdorf, „emporgewachsen in geradezu amerikanischer Form“, bedürfe als Industriestadt des Ausgleich mit Schlebusch und dessen „landschaftlicher schöner Lage“. Über den Namen der neuen 33.336 Einwohner fassenden Großstadt wurde sogar im preußischen Staatsministerium diskutiert. Dort schlug man vor, die Stadt nach einem I.G. Farbenprodukt entweder „Aspirin“ oder „Pyramidon“ zu nennen. Das Rennen machte schließlich „Leverkusen“. In Erinnerung an das alte Werksgelände von Leverkus & Söhne einigten sich die Stadtväter auf diesen neutralen Namen. Am 1. April 1930 war die Stadtgründung mit der Unterzeichnung des Eingemeindungsvertrages offiziell.


    2.3. Geschichte von Bayer und Leverkusen 1930-Heute


    Kaum ein Symbol steht so für die Stadt Leverkusen und die heutige Bayer AG wie das überdimensionale, leuchtende Bayerkreuz im Stadtteil Wiesdorf. Nachdem der Vorstand der I.G. Farbenfabriken beschlossen hatte, das Bayerkreuz zum Markenzeichen seiner Pharmasparte zu machen, ließ Carl Duisberg am 20.Februar 1933 ein leuchtendes Bayerkreuz mit 72 Metern Durchmesser auf dem Werksgelände installieren. Es ist seitdem die größte Leuchtreklame der Welt. 1939, vier Jahre nach Carl Duisberg Tod muss das Kreuz wegen der Verdunkelungsvorschriften abgeschaltet werden, kurze Zeit später wurde es demontiert. 1958 wurde eine mit 51 Metern Durchmessern etwas kleinere Variante an der Stelle installiert, an dem Duisberg das Kreuz einst errichten ließ.
    1938 feierte man in Leverkusen die 75jährige Gründungsfeier der „Farbenfabriken vorm. Friedr. Bayer & Co.“ Doch die gute Laune hielt nicht lange an. Mit dem zweiten Weltkrieg begann das vielleicht dunkelste Kapitel der Bayer & I.G. Farbengeschichte.
    Die I.G. Farbeneinrichtungen wurden zu „Kriegs –und lebenswichtigen Betrieben“ erklärt. Sie durften somit, obwohl sie keinerlei Rüstungs- –oder Waffenproduktion besaßen, als erste auf Material und knappe Rohstoffe zugreifen. Zu diesem „Material“ zählten auch Zwangsarbeiter, die vornehmlich aus Osteuropa in deutsche Werke transportiert wurden. Im Jahre 1944 arbeiteten in Leverkusen 18.000 Angestellte, davon waren etwa 4.300 Zwangsarbeiter.
    Schon früh hatte die I.G. den Auftrag erhalten, in der schlesischen Stadt Auschwitz ein Werk für Buna (synthetischer Kautschuk) und Treibstoff zu errichten. Im Betrieb selbst sollten nur Fachkräfte aus den eigenen Werken arbeiten, Herrmann Göring befahl aber, für den Aufbau des Großbetriebes Häftlinge aus dem nahegelegenen Konzentrationslager einzusetzen. Nach Angaben der „Jewish Conference on Material Claims against Germany“ starben 30.000 der 38.000 Häftlinge auf der Baustelle. Mit dem Ende des Krieges 1945 kam schließlich nach 20 Jahren auch das Ende der I.G. Farbenindustrie AG. Weil die Alliierten befürchteten, in den I.G. Farbenfabriken könnten neue Waffen entstehen wurde der komplette Firmenbesitz beschlagnahmt, das Unternehmen wurde aufgelöst. Führende Manager mussten sich vor einem Militärgericht verantworten und wurden zu bis zu acht Jahren Haft verurteilt.
    Die Stadt Leverkusen war nicht minder vom Krieg gezeichnet als andere deutsche Städte, die Lage normalisierte sich allerdings mit der Währungsreform 1948. Drei Jahre später wurde Bayer unter dem Namen „Farbenfabriken Bayer Aktiengesellschaft“ zum zweiten Mal gegründet. Diese Neugründung ist vor allem Ulrich Haberland zu verdanken. Haberland, geboren am 6. Dezember 1900 in Sollstedt wurde nach seinem Chemiestudium schnell Werksleiter bei den I.G. Farben. Nach Kriegsende beließen ihn die Siegermächte in seinem Posten. Ihm gelang es in zähen Verhandlungen mit den Alliierten, dass Bayer die alten Werke in Dormagen und Uerdingen zugesprochen bekam. Mit den nun vier vorhandenen Werken begann der neuerliche Aufstieg des Unternehmens. 10 Jahre später starb Haberland an Herzversagen. Was er in dieser kurzen Zeit aus dem Bayerkonzern gemacht hat, bleibt bemerkenswert. Die Zahl der Angestellten betrug 1961 nun 58.000. Bayer erzielte in 133 Ländern einen Umsatz von 2,8 Milliarden Mark und zählte zu den bedeutendsten Chemieunternehmen der Welt.
    Pünktlich zur Feier des 100jährigen Firmenbestehens 1963 wurde in Leverkusen der 100.000 Einwohner geboren. Seitdem zählt Leverkusen den neuen Richtlinien nach als „Großstadt“. Zur heutigen Stadtform kam es im erst im Jahr 1975. Ähnlich wie zu Ende der 1920er Jahre kam es im Anfang der 70er Jahre zu einer großen Umstrukturierungswelle in den deutschen Städten und Kommunen. Und wieder einmal klopfte Köln an die Tür Leverkusens. Der damalige Kölner Stadtdirektor Josef Baumann stellte das Konzept „Regionalstadt Köln“ vor, welches unter anderem die Eingemeindung Leverkusens seitens Kölns zum Ziel hatte. Die Leverkusener wollten dies verhindern und stützen sich dabei vorrangig auf Studien die der Stadt eine stetig wachsende Unabhängigkeit von Köln und Düsseldorf bescheinigten. Es entwickelte sich ein verbitterter Politikkampf um die Frage, ob Leverkusen eingemeindet werden, oder ob die Stadt kreisfrei bleiben solle. Letzteres böte die Möglichkeit, ihrerseits die Orte Opladen, Bergisch Neukirchen und Hitdorf eingemeinden zu können. Aus dieser Zeit und den politischen Auseinandersetzungen erklärt sich die immer noch erkennbare Antipathie vieler Leverkusener gegenüber der Stadt Köln. An der Unterschriftenkampagne „Lev muss leben“ beteiligten sich mehr als 65.000 Einwohner Leverkusens. Am 27.September 1974 hatte das Zittern ein Ende, der Landtag beschloss den Zusammenschluss der Städte Leverkusen, Opladen, Bergisch Neukirchen und Monheim zur neuen kreisfreien Stadt Leverkusen. In dieser Form existiert die Stadt heute noch.
    Die Bayer AG entwickelte sich in den nächsten Jahren rasanter als manch einer es vermutet hätte. Das erfolgreiche Firmenkonzept blieb weiterhin „Erfinden & Expandieren“. Doch neben den vielen ausländischen Fabriken wurde im Jahre 1973 auch in Deutschland ein neues, das nun 5. Werk gebaut. In der Industriestadt Brunsbüttel, die vor allem durch das AKW Brunsbüttel Bekanntheit erlangte wurde ein neues Chemiewerk errichtet. Dies untermauerte Bayers Vormachtstellung als führendes deutsches Chemie- und Pharmazieunternehmen.
    1990 - Bayer konzentrierte sich im Laufe der Jahre vermehrt auf seine Pharmaziesparte- arbeiteten Weltweit etwa 171.000 Mitarbeiter für den Konzern, was einen Unternehmensinternen Rekord darstellt. Diese Zahl sank Anfang der 2000er Jahre aufgrund der Umstrukturierung des Konzerns. Viele Tochterunternehmen wurden ausgegliedert, die wirtschaftliche Lage war bei Bayer schlecht wie lange nicht mehr. Die vom Vorstandsvorsitzenden Werner Wenning eingeleitete Umstrukturierung brachte den Konzern aus den roten Zahlen heraus. Im Jahr 2007 erwirtschaftete das Unternehmen einen Umsatz von 32,385 Milliarden Euro.

  • Hinweis: zum Zusammenschluss gehörte nicht Monheim, sondern nur ein Teil von Monheim: Hitdorf!
    Monheim selbst wurde zunächst zu Düsseldorf eingemeindet, erstritt aber vor dem Verwaltungsgericht in Münster die Eigenständigkeit und den Beitritt zum Kreis Mettmann.