Kommentar- Rene Adler : Klassisches Schicksal

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    Klassisches Schicksal


    Von Christian Löer, 09.10.08, 20:47h
    Das Schicksal eines Nationaltorhüters ist ja bisweilen nicht leicht. Robert Enke hat fast neun Jahre geschuftet, geackert, gekämpft um endlich die Nummer eins zu werden. Und jetzt ist wohl alles schon wieder vorbei für den Hannoveraner. Denn Rene Adler wird seine Chance nutzen.
    Torhüter haben es schon grundsätzlich schwer, an einen Platz in der Startelf zu kommen, denn pro Mannschaft gibt es nur einen. Verteidiger können mal links, mal rechts und auch zentral spielen; Stürmer im Mittelfeld und umgekehrt - da gibt es immer wieder Chancen, irgendwo in die Mannschaft zu rutschen. Torhüter erhalten dagegen selten die Chance, sich aus der zweiten in die erste Reihe zu spielen.


    Robert Enke zum Beispiel hat sehr viel Geduld und außerdem das Unglück eines Kollegen gebraucht, um neun Jahre nach seiner ersten Berufung in die DFB-Auswahl die Nummer eins zu werden. Ohne René Adlers Verletzung hätte Enke kaum die Chance erhalten, sich gegen Belgien, Liechtenstein und Finnland im deutschen Tor festzuspielen. Doch exakt das geschah: Es gab keinen Grund, Enke wieder aus dem Tor zu nehmen. Außer vielleicht, dass Adler der bessere Torhüter ist. Aber dieses Argument hat ja schon bei der EM nicht gezählt.


    Nun hat sich das Schicksal gedreht: Enke ist verletzt, und diesmal profitiert Adler. Es sind derartige Chancen, die Torhüter zu Stammspielern werden lassen. Toni Schumacher musste einst ein Buch schreiben, damit Bodo Illgner Weltmeister werden konnte. Und hätte Hansjörg Butt nicht wegen einer Rotsperre pausieren müssen, hätte René Adler nicht die Chance erhalten, seine Jahrhundertleistung gegen Schalke 04 abzuliefern.


    Was René Adler nun also erlebt, ist klassisches Torhüter-Schicksal. Er erhält erneut die Chance, auf die sogar die Besten angewiesen sind. Und er wird sie wieder nutzen.


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