Vertrauensvolles Scheitern

  • Nach dem dramatischen Einbruch stellt sich das Leverkusener Team hinter Michael Skibbe.


    Leverkusen - Wie immer im Fußball reduzierte sich im Moment des Verlustes alles auf eine Frage: Was geschieht mit dem Trainer? Die Anhänger haben bei Bayer 04 seit langem ihre Meinung dazu, die sie brutal formulieren in der Forderung: „Skibbe raus!“ Dazu hätte es der unglücklichen 0:1-Niederlage gegen Werder Bremen nicht bedurft, die Leverkusen von Platz vier auf sieben beförderte und aus allen Uefa-Pokal-Träumen riss. Aber die Fans entscheiden das eben nicht, dafür hat dieser Verein seine Führung mit Wolfgang Holzhäuser und Rudi Völler. Michael Skibbe konnte so schon wenige Minuten nach Verpassen aller Ziele die Antwort für sich geben: „Ich spüre viel Rückhalt und Vertrauen im Verein, ich gehe davon aus, dass ich meine Arbeit hier fortsetzen kann.“ In dem Moment, als er dies sagte, jubelte der Leverkusener Fan-Block zum ersten Mal an diesem Nachmittag. Nicht, dass sie irgendeines der Worte gehört hätten, aber Carsten Ramelow, der langjährige Kapitän, feierte seinen persönlichen kleinen Abschied vom Profi-Fußball. Im Kabinengang mussten derweil alle Spieler nacheinander die Trainer-Frage beantworten. Die Einmütigkeit ihres Votums war erstaunlich und übertraf bei weitem dieses branchenübliche „Der-Trainer-kann-doch-keine-Tore-schießen“, das Profis in Momenten der Krise sonst von sich geben. „Ich will, dass der Trainer bleibt“, sagte Tranquillo Barnetta, bevor er sich aufmachte zur Schweizer Nationalmannschaft, „der Trainer leistet gute Arbeit, aber er kann sie halt nur mit dem Kader leisten, den er zur Verfügung hat. Wenn ich sehe, welchen Aufwand wir betreiben müssen, um ein Tor zu erzielen, dann ist es auch schwer, über 34 Spieltage erfolgreich zu sein.“ Simon Rolfes blickte bereits in die nächste Saison, in der Samstagsspieltage und großzügige Erholungszeiten zwischen den Partien die Regel sein werden. „Wir brauchen zwei, drei Top-Verstärkungen“, erklärte der Kapitän, „dann können wir ohne die Uefa-Pokal-Belastung angreifen, und unser Ziel muss es sein, dann oben mitzuspielen.“ René Adler, der neue Star des Teams, wurde überdeutlich: „Ich springe für Michael Skibbe in die Bresche. Er ist für die Mission des Klubs, in einigen Jahren um den Titel zu spielen, der richtige Mann.“


    Rudi Völler hatte in den Tagen und Wochen zuvor ganz klargemacht, dass er mit seinem Freund und Assistenten aus den Zeiten der Nationalmannschaft weitermachen will. Wolfgang Holzhäuser drückte sich immer ein wenig distanzierter aus. „Michael Skibbe hat einen Bonus, jetzt müssen wir sehen, wie groß dieser Bonus ist“, orakelte der Geschäftsführer nach dem Saisonschluss, der ihn zutiefst enttäuschte. Schon am Sonntag fand das erste interne Gespräch zwischen ihm, Völler und Skibbe statt. Spätestens am Dienstag will man sich wieder treffen, mit Vorschlägen, an welcher Stelle etwas geändert werden muss.


    Keiner suchte die Ursache für den dramatischen Einbruch am Saisonende in diesem letzten Spiel. Am 24. Spieltag stand Bayer 04 mit 44 Punkten auf Platz drei und holte danach nur noch sieben Zähler. Die beste Leistung der letzten Wochen hätte mit einem Sieg und einem Uefa-Pokal-Platz belohnt werden können, wenn ein 25-Meter-Schuss von Barnetta in der 70. Minute nicht vom Innenpfosten wieder aus dem Tor geprallt wäre. Bayer 04 kassierte aber zehn Minuten vor Schluss das 0:1 durch den Bremer Rosenberg. Dadurch ging sogar das Minimalziel UI-Cup kaputt. Jetzt sind Gespräche nötig.




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