Unerklärlich, glücklich, schön

  • Torwart Adler und das Pech des starken VfB Stuttgart bringen Bayer 04 wieder auf Uefa-Cup-Kurs.


    Leverkusen - Im Fußball gibt es genau zwei Arten von Spielern: Solche, die den Ball mit den Händen anfassen dürfen. Und die anderen. Die mit den Händen sind ganz Besondere, denn jede Mannschaft hat nur einen, und Bayer 04 Leverkusen wiederum hat einen ganz Besonderen: René Adler. Der 23-Jährige Torhüter führte sein Team am Sonntag mit einer fantastischen Partie zum 3:0-Sieg über den VfB Stuttgart und auf den vierten Platz der Bundesliga.


    „Die Torhüter haben heute das Spiel entschieden“, sagte Stuttgarts Trainer Armin Veh, „wir sind durch zwei Torwartfehler 0:2 in Rückstand geraten, Adler hat Bayer vor dem Rückstand bewahrt, er ist neben Kahn der beste Torwart in der Bundesliga. So einfach ist das.“ Der Kollege Michael Skibbe war derselben Meinung: „René empfiehlt sich mit jedem Spiel dafür, einmal Torhüter der Nationalmannschaft zu werden. Wann das sein wird, entscheiden andere.“


    Sportchef Rudi Völler, der zu seinem 48. Geburtstag einen glücklichen Sieg geschenkt bekam, hat dazu eine klare Meinung: „Jetzt mal ehrlich: Ob der René als Nummer drei mit zur EM fährt, das bedeutet doch nicht wirklich etwas. Wir hätten natürlich nichts dagegen, aber wichtig ist doch, dass er nach der EM eine wirkliche Alternative für die Nationalmannschaft ist.“


    Die Szene, die das Spiel in Richtung Leverkusen lenkte, ereignete sich nach 29 Minuten. Stuttgart war die bessere Mannschaft und hatte bereits nach acht Minuten eine hundertprozentige Chance durch Cacau vergeben. Dann tauchte Roberto Hilpert ganz alleine vor Adler auf, spielte ihn aus, hatte aus realistischem Winkel das leere Tor vor sich, schob mit links lässig ein. Meinten alle, inklusive des Nationalspielers. Aber Adler hatte sich auf unerklärliche Weise auf der Torlinie materialisiert und wehrte den Ball mit dem Fuß ab.


    Zwölf Minuten später machte der Kollege Ulreich im VfB Tor die Geschichte des Spieles perfekt. Hans Sarpei schaufelte den Ball auf Verdacht an den Fünfmeterraum, der 19-jährige VfB-Torhüter boxte ihn Simon Rolfes vor die Füße, der aus 20 Metern volley zum 1:0 einschoss, als mache er so etwas 100 Mal am Tag. Der VfB hatte sich davon noch nicht erholt, als Ulreich einen strammen, aber unplatzierten Schuss von Barnetta genau auf den Kopf von Stefan Kießling abwehrte. Schon stand es 2:0 (45.). „Das waren zwei Torwartfehler“, beharrte Veh, „warum soll man das nicht sagen dürfen? Es waren doch Leute im Stadion, die so etwas gesehen haben. Es ist einfach eine Analyse, mehr nicht, warum soll ich darum herumreden?“


    Danach war das Spiel für Stuttgart verloren, zumal Nationalspieler Thomas Hitzlsperger mit einer tiefen Fleischwunde am Knie ausgeschieden war. Nach 70 Minuten fiel das dritte Tor, irgendwie symbolisch für das ganze Spiel. Mathieu Delpierre wollte gegen den heranstürmenden Simon Rolfes klären, schlug den Ball aber so unglücklich ans Schienbein des Leverkuseners, dass er sich hinter Ulreich ins Tor hinein senkte. Und der Nationalspieler hatte in seinem 122. Pflichtspiel hintereinander das seltene Gefühl eines doppelten Torerfolges.


    „Fußball ist manchmal ein komisches Spiel“, erklärte Rudi Völler sehr entspannt, „in der Hinrunde habe wir gegen eine schlechte Stuttgarter Mannschaft 0:1 verloren, heute haben wir gegen eine sehr gute Stuttgarter Mannschaft 3:0 gewonnen, und das zwei Tore zu hoch.“ Der famose René Adler sagte schließlich, was alle dachten: „Dass wir so klar gewonnen haben, war schön, aber dass uns das gegen einen direkten Konkurrenten gelang, umso schöner.“





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