Mit Fortune zurück in der Erfolgsspur

  • Talfahrt gestoppt, Aufholjagd eines Konkurrenten gebremst und den europäischen Fußball-Himmel wieder fest im Blick: Nach drei Bundesliga-Niederlagen in Serie feierte Bayer Leverkusen im Kampf um die internationalen Plätze einen 3:0 (2:0)-Sieg gegen den VfB Stuttgart und stoppte damit zugleich die Aufholjagd der Schwaben.



    Manchmal genügen wenige Szenen, um ein Spiel zu charakterisieren. Auch Bayers 3:0 durch die Tore von Simon Rolfes (41. und 70. Spielminute) und Stefan Kießling (45.+1) lässt sich trefflich auf zwei Aktionen reduzieren, die Stuttgarts Mangel und Leverkusens Überfluss an Abschlussglück belegen.


    Hilbert vergibt Riesenchance


    Symptomatisch für die Stuttgarter Leistung war die 29. Spielminute beim Stand von 0:0: Nach einem herrlichen Pass von Cacau dribbelte Roberto Hilbert allein auf das Leverkusener Tor zu, umspielte Rene Adler mit einer geschickten Körpertäuschung und brauchte die Kugel aus spitzem Winkel nur noch aus drei Metern ins Netz zu schieben.


    Doch Adler rappelte sich blitzschnell wieder auf und kratzte die Kugel mit dem ausgestreckten Bein noch von der Linie. "Ich hatte das 1:0 auf dem Fuß, leider konnte ich den Ball aber nicht im Tor unterbringen", haderte Hilbert hinterher mit der vergebenen Chance.


    Rolfes im Glück


    Beispielhaft für das Leverkusener Spiel war das Zustandekommen des dritten Tores. Sergej Barbarez, der durch seinen 324. Bundesliga-Einsatz zum Ausländer mit den meisten Bundesliga-Spielen wurde, legte mit einem unabsichtlichen "Tunnel" gegen Fernando Meira Rolfes den Ball eigentlich viel zu weit in den Lauf.


    VfB-Verteidiger Matthieu Delpierre wollte an der Strafraumgrenze den Ball sicher weg grätschen, doch der Franzose schoss ihn so unglücklich an Rolfes' Schienbein, dass das Spielgerät hoch in die Luft stieg und sich wie eine Bogenlampe unhaltbar hinter dem heraus geeilten Sven Ulreich ins Tor senkte.


    Veh ärgert sich über Ulreichs Patzer


    Entschieden wurde die Partie allerdings kurz vor der Halbzeit, als Ulreich mit zwei Fehlern die Leverkusener 2:0-Führung ermöglichte und sich den Ärger von Armin Veh zuzog, der außerdem schon nach 15 Minuten das erste Mal wechseln musste. Thomas Hitzlsperger hatte sich nach einem Zweikampf eine tiefe Fleischwunde am Knie zugezogen.


    "Das 3:0 sieht so aus, als ob der Gegner überlegen gewesen wäre. Mit unserer Leistung hätten wir heute aber unbedingt etwas holen müssen. Aber hinten haben wir zwei Fehler gemacht und vorne die Tore nicht geschossen. Adler hält hervorragend den Ball, bei uns patzt der Torhüter", grummelte der VfB-Trainer.


    Ein Blick in die Statistik gibt Veh recht. 57 Prozent der Zweikämpfe entschieden die Schwaben für sich, hatten mit 48 Prozent nur unwesentlich weniger Ballbesitz als die Heimmannschaft, verbuchten mit fünf Ecken zwei mehr als die Leverkusener und wiesen mit 74 Prozent auch eine gelungene Passquote auf. Einzig bei den Torschüssen lagen die Gastgeber mit 15:11 vorne.


    Skibbe-Elf spielt sich aus der Krise


    Michael Skibbe war dennoch hochzufrieden. "Wir haben über weite Strecken ein tolles Spiel gemacht und haben auch verdient gewonnen. Wie in St. Petersburg hat meine Truppe heute eine charakterlich sehr gute Leistung abgeliefert", sagte der Bayer-Coach.


    Bereits am Donnerstag hatte Leverkusen die Negativserie von vier verlorenen Pflichtspielen in Folge mit dem 1:0 Sieg im UEFA-Pokal bei Zenit St. Petersburg beendet, gegen den VFB spielte sich die Werkself endgültig aus der Krise.


    "Wir hatten eine Durststrecke und heute haben wir endlich mal wieder gezeigt, dass wir Fußball spielen können", freute sich Torschütze Kießling, der mit seinen Kollegen Bayer-Sportchef Rudi Völler wohl das schönste Geschenk zum 48. Geburtstag machte.


    "Wo wir jetzt sind, wollen wir auch bleiben"


    Mit 47 Punkten rückte Bayer auf den 4. Tabellenplatz vor und hat nur noch einen Zähler Rückstand auf Rang 3, der zur Teilnahme an der Qualifikation für die "Königsklasse" berechtigt.


    Gedanken an die Champions League schob Skibbe allerdings einen Riegel vor. "Ich bin froh, dass wir den Negativtrend stoppen und unsere Situation verbessern konnten. Wo wir jetzt sind, da wollen wir auch bleiben. Wir versuchen nächste Woche in Bielefeld zu gewinnen und fertig", sagte der 42-jährige Fußballlehrer.


    Die Ansage von Skibbes Gegenüber auf der Stuttgarter Trainerbank klang da schon etwas offensiver. " Von Platz 2 bis 8 ist alles möglich. Jetzt heißt es Nerven bewahren und weiter Spiele gewinnen", forderte Veh.


    Denis Huber


    Bundesliga.de