Erst verspottet, nun gefeiert

  • Erst verspottet, nun gefeiert
    ERSTELLT 19.12.07, 10:56h


    Leverkusen - Erst als Auslaufmodell verspottet, jetzt als Ausnahmespieler gefeiert: Der 36 Jahre alte Sergej Barbarez ist in dieser Halbserie beim Fußball-Bundesligisten Bayer 04 Leverkusen zu einem der herausragenden spielgestaltenden Akteure avanciert. "Nachdem es anfänglich für ihn nicht so lief, ist es für uns eine innere Befriedigung, dass wir mit seiner Verpflichtung nicht so schlecht lagen", stellte Bayer-Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser nach den Glanzpartien des Bosniers erfreut fest. Deshalb ist es auch nicht ausgeschlossen, dass Barbarez' Vertrag noch einmal um ein Jahr verlängert wird.


    "Grundsätzlich schließe ich nichts aus, wir werden mit ihm und auch Carsten Ramelow Gespräche führen", kündigte Holzhäuser an. Er schränkte aber ein: "Ein Vertragsangebot würden wir aber erst im April oder Mai machen." Der ehemalige Nationalspieler Ramelow werde nach Saisonende wohl noch ein Jahr als Profi bei einem anderen Verein spielen und danach zu Bayer 04 zurückzukehren, um einen Job in der Administration zu übernehmen.


    Barbarez hingegen liebäugelt damit, noch ein Jahr am Rhein dranzuhängen, obwohl seine Frau Ana und seine Söhne in Hamburg leben. "Es hat mich gefreut, dass Signale aus dem Verein kamen, dass wir uns Anfang des Jahres zusammensetzen wollen", sagt er. Ein Vereinswechsel wäre für ihn, der 1992 in der 2. Bundesliga für Hannover 06 sein Debüt im deutschen Berufsfußball gab, aber auch nicht gänzlich ausgeschlossen: "Man muss sehen, ob es noch einen Club gibt, der mich bezahlen will."


    Die Freude am Fußball hat der humorvolle Torjäger, der in 314 Bundesliga-Spielen bisher 95 Tore erzielt hat, nicht verloren. "Das Wichtigste ist, dass der Fußball Spaß macht. Und bei uns macht er Spaß", betont Barbarez. "Mein Ziel ist, dass die 100 vorne steht", hofft der Liebhaber schneller Autos, der zudem ein Faible für Zahlen hat, auf sein 100. Tor-Jubiläum. "Mathematik fasziniert mich", sagt Barbarez. Die "9" auf dem Trikot aus der ersten Saison am Rhein tauschte er im übrigen in Anspielung auf sein Alter gegen die "36".


    Dass der von den Fans im ersten Jahr nicht selten ausgepfiffene Offensivspieler nun plötzlich einer der Lieblinge des Publikums ist, sieht er sachlich. "Nichts hat sich geändert. Ich war damals nicht so schlecht, wie ich gemacht wurde", sagt Barbarez, "und ich registriere die Lobeshymnen heute auch nur am Rande." Möglicherweise profitierte er bei seinem Leistungshoch auch vom Ausfall des mehr als zwei Monate lang verletzten Bernd Schneider. Dass es bei der Rückkehr des Nationalspielers in der Rückrunde zu Konflikten kommen könnte, glaubt er nicht: "In der vergangenen Saison haben wir 27 Spiele in der Bundesliga gemeinsam absolviert. Und Bayer war am Ende im UEFA-Cup."


    Mit der Zeit nach der Profi-Karriere hat sich Sergej Barbarez, der auch Basketball und Handball liebt, noch nicht intensiv beschäftigt. Nicht ausgeschlossen ist, dass der 20-malige Nationalspieler von Bosnien-Herzegowina einmal eine Funktion im Verband seiner Heimat übernimmt. "Trotz meiner 36 Jahre habe ich mir darüber noch keine Gedanken gemacht und will es auch gar nicht", sagt Barbarez. "Ich will Fußball spielen, das macht mir im Moment viel Spaß." (dpa)



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