Große Erleichterung nach Hauruck-Zeichen

  • Große Erleichterung nach Hauruck-Zeichen
    VON LARS RICHTER, 07.12.07, 23:01h, AKTUALISIERT 07.12.07, 23:02h


    Leverkusen - Dankbar sind sie Carsten Ramelow am Donnerstagabend nicht gewesen, zumindest hat das keiner der erleichterten Leverkusener Fußball-Profis offiziell zugeben wollen. Mit Vorwürfen hat den routinierten Kollegen nach dem mühevoll erarbeiteten 1:0 gegen Sparta Prag aber natürlich auch niemand konfrontiert, schließlich hat die Rote Karte des Kapitäns nach einer Stunde der Mannschaft von Trainer Michael Skibbe keinen Schaden zugefügt - im Gegenteil. Der Bundesligist hat sich vorzeitig für die Zwischenrunde des Uefa-Pokals qualifiziert, das letzte Match der Gruppe E am 19. Dezember beim FC Zürich verwandelt sich in ein Schaulaufen von sportlich marginaler Bedeutung. „Wir waren nicht sonderlich brillant“, bekannte Sportdirektor Rudi Völler, „vielleicht war das der Lohn für die letzten Wochen, in denen wir gut gespielt haben.“Völler erlebte gleiche Situation


    Dass Ramelow (33) seinem Team mit dem Platzverweis den Zugang zu der von den Tschechen lange defensiv geführten Begegnung nicht wie zunächst erwartet erschwerte, sondern sogar komfortabler gestaltete, wollte später niemand der im Kabinengang dauerhaft lächelnden Leverkusener bestreiten. Eine fast identische Situation hat Völler in seiner Zeit als Teamchef der Nationalmannschaft mit Ramelow bei der WM 2002 in Japan und Südkorea ja schon einmal erlebt: Damals sah er als Abwehrspieler gegen Kamerun nach 40 Minuten Gelb-Rot, ehe Marco Bode und Miroslav Klose den 2:0-Triumph besiegelten. „Es ist natürlich richtig Fröhlichkeit angesagt, weil man so eine Partie normalerweise nicht mehr biegt“, erklärte Völler. Keeper René Adler pflichtete ihm bei und ging sogar noch weiter, indem er den durch das Tor von Manuel Friedrich (72.) herbeigeführten Sieg als wichtigen Schritt eines internen Entwicklungsprozesses interpretierte, den Ramelow mit seinem Fauxpas unbewusst gefördert haben könnte. „Das war ein Hauruck-Zeichen“, meinte Adler, „jeder musste einen Schritt mehr machen, und wir haben gesehen, dass wir uns auf jeden verlassen können - egal, wer spielt.“


    Von Bedeutung ist diese Erkenntnis primär im Hinblick auf das Duell am Sonntag mit Rostock (17 Uhr, BayArena), in dem das junge Team eventuell den Eindruck bestätigen muss, auch ohne erfahrene Kräfte zu einer taktisch reifen Leistung imstande zu sein, denn der am Donnerstag nur 18 Minuten aktive Bernd Schneider droht wegen einer Muskelverletzung auszufallen - am Freitag ließ er sich sogar in München bei Nationalmannschaftsarzt Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt behandeln. Hoffnung gibt es bei Sergej Barbarez, der nach einer leichteren Wadenblessur zurückkehren könnte.


    Bayer 04: Adler - Castro, Friedrich, Haggui, Sarpei - Ramelow, Rolfes - Freier, Barnetta, Barbarez - Gekas. - Rostock: Hahnel - Langen, Sebastian, Orestes, Stein - Dorn, Rathgeb, Beinlich, Rahn - Agali, Kern.


    ksta.de