Der "Quillo" aus St. Gallen

  • Der "Quillo" aus St. Gallen


    Tranquillo Barnetta. So klangvoll wie sein Name ist auch die Spielweise des Mittelfeldspielers von Bayer Leverkusen.



    Im System von Trainer Michael Skibbe ist der flinke Offensivspieler nicht mehr wegzudenken. In der laufenden Saison verpasste er noch kein Bundesliga-Spiel und erzielte bereits drei Tore.


    Doch nicht nur in Leverkusen ist Barnetta ein Leistungsträger. Auch für die Schweiz ist er bei der Euro 2008 im eigenen Land eine wichtige Stütze im Team von Trainer Jakob Kuhn. Es ist eine rasante Entwicklung, die Barnetta über wenige Jahre genommen hat.


    bundesliga.de hat sich die Karriere des jungen Schweizers ganz genau angesehen und weiß, was ihn auszeichnet.



    Wie alles begann...


    Das Fußballspielen lernte Tranquillo Barnetta in seiner Heimat St. Gallen. Beim FC Rotmonten wagte er die ersten Schritte. Mit elf Jahren ging es zum Stammverein des Vaters: FC St. Gallen, wo er vor allem von Nachwuchstrainer Norbert Senn gefördert wurde. Er landete in einem starken Jahrgang. Einige seiner Mitspieler wurden von italienischen Top-Clubs abgeworben. Für "Quillo" war das kein Thema, er blieb und setzte sich bei seinem Verein durch. "Man hat gesehen, dass man es auch hier weit bringen kann", so Barnetta heute.



    Alessandro


    Das sportliche Vorbild stammt übrigens aus der eigenen Familie. Bruder Alessandro war selbst ein begnadeter Fußballer. "Sandro ist technisch vielleicht noch begabter als Quillo, aber um ganz nach oben zu kommen, fehlt ihm die Schnelligkeit, Fußball ist ein Laufsport", sagt Vater "Willo" Barnetta. Alessandro ist "nur" beim SC Brühl, einem Vorort-Verein in St. Gallen, gelandet und drückt nun seinem jüngeren Bruder alle Daumen. Zu ihm hat Tranquillo nach wie vor ein besonderes Verhältnis.



    Vorfahren


    Alessandro, Tranquillo, Barnetta - ja, die Namen klingen italienisch und sie sind es auch. Die Vorfahren der Familie stammen aus Italien: väterlicherseits aus Chiavenna, mütterlicherseits aus Bergamo. "Ich habe dort sogar noch Verwandte", verrät der Leverkusener. Aber Tranquillo ist kein gewöhnlicher "Secondo", wie in der Schweiz eingebürgerte Nationalspieler genannt werden. Bereits sein Urgroßvater ist vor dem Ersten Weltkrieg in die Schweiz eingewandert. "Zu Hause haben wir immer deutsch gesprochen", so Barnetta.



    Der Star bei der U17


    Die Karriere des begabten Mittelfeldspielers nahm ihren Lauf. Als 2002 die Schweizer U17-Nationalmannschaft sensationell den Europameister-Titel holt, ist Tranquillo Barnetta eine der Attraktionen des Turniers. Im Finale verwandelt er im Elfmeterschießen gegen Frankreich seinen Strafstoß sicher. Die Späher der europäischen Top-Clubs klopfen nach dem Auftrumpfen in aller Regelmäßigkeit beim FC St. Gallen an, um Barnetta zu verpflichten. Doch der Schweizer bleibt erstmal seinem Club erhalten.



    Der Wechsel nach Leverkusen


    Nach der Euro 2004, zu der Barnetta mit 19 Jahren eingeladen wurde, wechselt das Top-Talent zu Bayer Leverkusen. Landsmann und Bayers Ex-Manager Ilja Kaenzig stellte den Kontakt her. Um Barnetta Spielpraxis zu gewähren, wurde mit Hannover 96 ein Leihvertrag ausgemacht. Bitter: Beim WM-Qualifikationsspiel gegen Israel erlitt Barnetta einen Kreuzbandriss und konnte nur sieben Mal für die "Roten" spielen. Dass Leverkusen sein "Juwel" zur Saison 2005/06 zurückholte, erwies sich als goldrichtige Entscheidung.



    Zinedine Zidane


    Bruder Alessandro war das erste Vorbild des Tranquillo Barnetta. Die Liebe auf dem zweiten Blick war Zinedine Zidane. Der Schweizer hat jeden Bewegungsablauf des Franzosen beobachtet. Dass er mit der Schweizer "Nati" in der WM-Qualifikation auf Frankreich und Zidane traf, hatte für Barnetta eine ganz besondere Bedeutung. Am Ende des Spiels tauschten beide Spielmacher sogar die Trikots. "Das wird einen Ehrenplatz bekommen", sagte Barnetta. Heute hängt es an der Wand zu Hause in St. Gallen.



    Das muss man noch wissen...


    Vor seinem Wechsel zu Bayer Leverkusen absolvierte Barnetta eine kaufmännische Lehre in einem Textilunternehmen. Doch das ist nicht alles: Am Tag nach der Rückkehr von einer U21-Europameisterschaft absolviert er im Rahmen der Lehrabschlussprüfung eine Englischklausur. Zudem ist Barnetta offizieller "FIFA-Botschafter für SOS-Kinderdörfer". "Das freut mich ganz besonders", so der Schweizer.


    Quelle: bundesliga.de