Kommentar: Schön saftig

  • Schön saftig
    VON FRANK NÄGELE, 19.11.07, 20:28h


    Es ist nicht schwer, sich bei der Auseinandersetzung zwischen Rudi Völler und Oliver Bierhoff in die Haut beider Streithähne zu versetzen. Hier Rudi Völler, der ehemalige Weltmeister und Teamchef, der mit ansehen muss, wie nach seinem Abgang beim DFB der Fußball neu erfunden wurde. Von Menschen, die eine neue Philosophie preisen, einen andersartigen Umgang mit Spielern, einen in Deutschland nicht da gewesenen didaktischen Ansatz - und dann bekommen sie durch die WM im eigenen Land mitsamt ihres euphorischen Nachbebens auch noch recht. Das alles, während der Vereinsfußball im europäischen Vergleich in der Geldfalle steckt und ein großes Problem hat, sich zu behaupten.


    Hier Oliver Bierhoff, der als Spieler nicht einmal 30 Prozent von Völlers Balltalent besaß, aber eine unglaubliche Disziplin und Effektivität und damit in Italien eine Karriere machte, die an die des gefühlten Halb-Italieners Völler zumindest heranreichte. Was nicht verhindert hat, dass er vom Ex-Teamchef als Kapitän der Nationalmannschaft abgesetzt wurde und aussortiert bis an die Grenze des nicht mehr sehr würdigen Ausscheidens aus dem DFB-Team.


    Dass die beiden in diesem Leben keine Freunde mehr werden, ist normal. Ihr spektakulärer Bruch mit den Gepflogenheiten der Fußball-Diplomatie richtet aber nicht wirklich Schaden an, wenn alle gelassen damit umgehen. Das ist halt ein saftiger Streit zwischen zwei Männern mit sehr unterschiedlichem Naturell, die zudem auf verschiedenen Seiten stehen. Das muss der deutsche Fußball schon mal aushalten, ohne die übliche Betroffenheit zu heucheln.
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