Kießling:"Die Wende ist mir gelungen"

  • Am 25. März 2005 bewies Stefan Kießling, dass er ein echter Goalgetter ist. Einer, der es auch unter schwierigsten Bedingungen schafft, den Ball in die Maschen zu hauen.



    In seinem zweiten Spiel für die deutsche U21-Auswahl hatte er vor Aufregung das wichtigste Spielutensil im Hotel vergessen: seine Fußballschuhe. Und das vor dem Klassiker gegen England.


    Ihm blieb damals nicht anderes übrig, als sich die Ersatzschuhe von Bayern-Torwart Michael Rensing zu leihen.


    Über Schmerzen ins A-Team


    Eigentlich kein Problem, doch leider waren diese "Treter" einige Nummer zu klein für den 1, 91 Meter großen Stürmer. Einen richtigen Angreifer kann so etwas aber nicht abhalten und er tat, was man von ihm erwartet: Beim 2:2 brachte er die Nationalelf in Führung.


    Dass er in diesem Spiel ausgewechselt wurde, lag - so sagt man - an schmerzenden Füßen. Wen wundert's! Der nächste Schritt war der Sprung in die A-Mannschaft und so debütierte Kießling im Team von Jogi Löw am 28. März 2007 gegen Dänemark.


    Als Franke beim "Club"


    Die Karriere des 23-Jährigen, der am 25. Januar 1984 in Lichtenfels geboren wurde, begann beim TSV Eintracht Bamberg.


    Die Entwicklung lief in der Folge aber nicht immer so rund, wie es jetzt den Anschein hat. Mit 14 Jahren schoss der junge Kießling körperlich plötzlich in die Höhe, was Probleme an den Knien mit sich zog. Die Konsequenz: Ein Jahr lang spielte er überhaupt keinen Fußball mehr.


    Wechsel zum "Club" programmiert


    Das hat sich Gott sei Dank wieder geändert und so war der Wechsel für den geborenen Franken zum "Club" fast unausweichlich.


    In der Saison 2002/03 wechselte er zum FCN in die Bundesliga, kam aber in der Abstiegssaison lediglich einmal neun Minuten zum Einsatz. Nürnberg gelang der sofortige Wiederaufstieg, auch dank zweier Tore von Joker Kießling in 14 Kurzeinsätzen.


    In seiner ersten "richtigen" Saison in der höchsten deutschen Spielklasse war Kießling gesetzt, mehr als drei Tore konnte er aber nicht erzielen. Das sollte sich eine Saison später ändern: zehn Treffer standen 2006/07 zu Buche.


    Aller Anfang ist schwer


    Diese gute Bilanz rief Bayer 04 Leverkusen auf den Plan, das den jungen deutschen Stürmer unter Vertrag nahm. Doch im fernen Leverkusen hatte der damals 22-Jährige große Anfangsschwierigkeiten.


    Er traf in seiner ersten Saison 2006/07 bei seinem neuen Club an den ersten elf Spieltagen gar nicht und bis zum 17. Spieltag standen nur zwei Tore auf seinem Konto. Nicht gerade der ideale Start für einen Stürmer in einer neuen Mannschaft.


    "Zu viel nachgedacht"


    Doch Stefan Kießling ist nicht der Typ, der frühzeitig aufgibt und so kämpfte er sich an sein mögliches Leistungspotenzial heran.


    Den Grund für sein zwischenzeitliches Leistungstief war ihm bewusst: "In der Hinrunde habe ich zuviel nachgedacht, war unzufrieden mit mir. Das hat meiner Leistung natürlich nicht gut getan. Ich glaube, dass mir die Wende jetzt gelungen ist." Und das ist sie: Am Ende der vergangenen Saison konnte er acht Tore gutschreiben.


    In Leverkusen angekommen


    Und mit Beginn der laufenden Saison ist der Stürmer endgültig in Leverkusen angekommen, wie man am 10. Spieltag im Spiel gegen Dortmund sehen konnte: Paul Freier flankte in den Strafraum und Kießling stand genau richtig, um den Ball mit voller Wucht in das Tor zu köpfen.


    Kießling rettete mit diesem Tor und dem 2:2 seiner Mannschaft einen wichtigen und verdienten Punkt. Und das vier Minuten vor dem Abpfiff.


    Michael Skibbe vertraut auf den Stürmer und stellte ihn in der bisherigen Saison bei jedem Spiel in die Anfangself. Zu Recht, wie die Leistungen des Stürmers beweisen.


    International wichtig für Leverkusen


    Aber nicht nur in der Bundesliga ist der Blondschopf für die Bayer-Elf von enormer Wichtigkeit, auch im UEFA Pokal hat er sein Können schon mehr als gezeigt.


    Dank seiner drei Treffer in den beiden Spielen gegen Uniao Leiria hat die Werks-Elf die Gruppenphase erreicht. Kießling schießt Leverkusen also im Alleingang eine Runde weiter.


    Neuer Coup gegen Toulouse?


    International spielen - das war der Grund für einen Wechsel an den Rhein. Diesen Traum hat er sich nun selbst erfüllt und schon am Donnerstag tritt Kießling wieder in seinem "Parade-Wettbewerb" gegen den FC Toulouse an.


    Dann kann er seine Fähigkeiten als Stürmer wieder unter Beweis stellen. Falls es nicht so klappt, sollten die Mannschaftskameraden vielleicht Kießlings Fußballschuhe im Hotel verstecken.


    Nadja Lebkuchen



    Quelle:Bundesliga.de