Bayer entdeckt eine Tabelle zum Anführen

  • VON CHRISTIAN OEYNHAUSEN, 20.08.07, 20:42h


    Hamburg / Leverkusen - Glücklich der, dem in der Stunde der Not eine Statistik auf den Schreibtisch flattert, aus der zu lesen ist, dass gar keine Stunde der Not geschlagen hat. Michael Skibbe ist es so ergangen am Montagmorgen. Schwarz auf weiß sagt die Auszählung der Torchancen nach zwei Bundesligaspielen: erster Platz Bayer 04 Leverkusen. Das ist ein Trost für den Bayer-04-Trainer, auch wenn die Tabelle, Mutter aller Fußballstatistiken, seine Mannschaft nur auf Rang 14 einstuft und in der Spalte „erzielte Tore“ nach zwei Spielen die Null steht. Kein Treffer in den zwei Ligaspielen gab es zuletzt für Leverkusen 1982 / 83, die Null nach drei Pflichtspielen (einschließlich des 0:1 im Pokal auf St. Pauli) gab es noch nie.


    „Wir hatten gegen Cottbus und heute viel Pech. Wir müssen mindestens so weiterspielen, dann treffen wir auch wieder“, sagte der eingewechselte Sergej Barbarez nach dem 0:1 beim HSV am Sonntag. Trainer Skibbe ist ähnlich gelassen wie der Bosnier. „Wir haben gefällig bis zum Strafraum gespielt, aber den letzten Pass zu ungenau gespielt“, analysierte der Coach. Sportdirektor Rudi Völler hob noch in Hamburg zu scharfer Kritik an Leverkusens Verspieltheit an, die zur Umständlichkeit wurde. Mut zur Pike, fordert Völler: „Es darf auch mal einer mit der Spitze reingeschossen werden.“


    Grundsatzfragen des Ein-Stürmer-Systems mit dem Griechen Theofanis Gekas stellen sich für Trainer Skibbe nicht. Es handele sich um ein aktuelles Formproblem. „Es liegt in unserer Offensive viel Last auf Gekas und Bernd Schneider. Beide lassen etwas vermissen.“ Schneider ist laut Skibbe angeschlagen - eine Knochenhautentzündung macht dem Kapitän zu schaffen. Gleichzeitig warnt Skibbe davor, zu viel von seinem Team zu erwarten: „Ich gehe nicht mit denen konform, die sagen, wir hätte schon ne tolle Truppe. Wir haben eine entwicklungsfähige Mannschaft. Man braucht Geduld.“


    Gleichwohl nimmt der Druck auf Leverkusen und auf Gekas vor dem Spiel gegen Karlsruhe am Samstag zu. 270 Pflichtspielminuten ohne Tore waren nicht das, was sich Leverkusen vom 3,3 Millionen Euro teuren Neuzugang aus Bochum erhoffte. Je länger diese Phase dauert, desto mehr kommen Erinnerungen auf an die Torjäger des VfL Bochum, die nach dem Vereinswechsel das Tor nur noch selten trafen: Namen wie Uwe Wegmann, Thomas Christiansen, Georgi Donkov, Peter Madsen, Vahid Hashemian. In der Fußball-Welt des Michael Skibbe ist kein Platz für esoterisch angehauchte Analysen wie ein Tor-Fluch: „Er und Bernd sind einfach nicht gut drauf im Moment.“


    Zwar ist für den Sommer 2008 eine System-Umstellung ohnehin geplant, um Platz für den Kölner Patrick Helmes zu schaffen. Diese Veränderung vorzuziehen steht für Skibbe aber nicht zur Debatte. Außerdem müsste vorher ein passender zweiter Stürmer verpflichtet werden. Gekas jetzige Konkurrenten, Michal Papadopulos und Sergej Barbarez, konnten am Sonntag nach ihren Einwechslungen auch nichts bewegen. Eine Möglichkeit wäre die Verpflichtung des Russen Dmitri Bulykin, der seit einer Woche mittrainiert. Eine Entscheidung will der Klub am Donnerstag treffen, einen Tag nach dem Testspiel am Mittwoch (11 Uhr) gegen den MSV Duisburg in der BayArena.


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