Der „Verräter“ führt den HSV zum Sieg

  • Der „Verräter“ führt den HSV zum Sieg
    VON CHRISTIAN OEYNHAUSEN, 19.08.07, 19:01h, AKTUALISIERT 19.08.07, 20:52h


    Hamburg - Es gehört ja ganz offenbar zum Trennungs-Szenario des Rafael van der Vaart vom HSV, sich bei den Hamburger Fans so lange unbeliebt zu machen, bis der Klub ihn notgedrungen gehen lässt (siehe nebenstehende Meldung). Auf diesem Weg schien der Niederländer gute Fortschritte gemacht zu haben - so laut wie gestern vor dem Spiel gegen Bayer 04 Leverkusen wird sonst nie ein eigener Mann ausgepfiffen. Aber nach 90 Spielminuten war die Wut über den Star verdrängt, vielleicht sogar für kurze Zeit vergessen. Denn Rafael van der Vaart war der beste Mann auf dem Platz und entschied das Spiel. Als Trainer Huub Stevens ihn in der Schlussminute vom Platz nahm, standen die Leute auf und klatschten - Hamburg verneigt sich vor dem Abtrünnigen. Während Verteidiger Atouba den Siegertanz zeigte, schlich Leverkusen mit 0:1 (0:0) geschlagen vom Platz. Im dritten Pflichtspiel der Saison ist Michael Skibbes Team kein Tor gelungen. Bayer 04 ist die einzige Elf der Bundesliga, die noch nicht getroffen hat - es gibt Anzeichen einer Krise. Es war eine verdiente Niederlage gegen eine in fast allen Belangen bessere Elf.


    HSV-Moderator Lotto King Karl hatte zuvor noch halb im Scherz von sieben Toren fabuliert, die Hamburg zur Tabellenführung gebraucht hätte. Doch dann hatten die Hanseaten in den ersten sieben Minuten schon drei riesige Chancen: Zidan traf aus 18 Metern die Latte von René Adlers Tor. Dann schickte van der Vaart zwei gefährliche Freistöße jeweils auf den zweiten Pfosten, wo zwei Mal Hamburgs Mittelfeldbulle Nigel de Jong verpasste. Dazwischen lag ein Bayer-Konter: Schneiders Zuspiel verpasste Barnetta ganz knapp. Die Anfangsphase in der mit 52 700 Zuschauern gut gefüllten HSH Nordbank Arena gehörte dem HSV, der Leverkusen an die Wand spielte. Das war eine schwierige Situation für einen Debütanten auf Bayer-Seite, und so dauerte es bei Arturo Vidal auch eine Halbzeit lang, bevor sich Leverkusens neuer Chilene einigermaßen zurechtfand. Das Umschalten von Abwehr in die Offensive gelang dem 20-Jährigen wesentlich besser als umgekehrt, und wenn Hamburgs Romeo Castelen in der 38. Minute getroffen hätte, hätte Vidal bereits zu diesem Zeitpunkt sein erstes Gegentor in der Bundesliga verschuldet. Aber der Niederländer traf nicht, genauso wie kurz darauf van der Vaart, dessen Schuss Adler aus dem Winkel holte (43.).


    In all der Aufregung ging fast unter, dass Leverkusen am Ende beinahe die allergrößte Gelegenheit der ersten Halbzeit gehabt hätte. Bernd Schneider stand zentral ganz frei vor Torwart Rost, doch das ungenaue Zuspiel von Theofanis Gekas trieb den Bayer-Kapitän weit aus der Schussposition (44.).


    „Wir müssen uns für die zweite Halbzeit etwas einfallen lassen“, sagte Bayer-Sportchef Rudi Völler in der Pause erschrocken. Doch es ging weiter wie zuvor. Der HSV drückte: Zidan an den Pfosten (52.), Jarolim in Adlers Arme (55.). Leverkusen blieb harmlos, auch weil Bernd Schneider das Duell der großen Inspiratoren gegen van der Vaart deutlich verlor.


    In der 58. Minute schoss Castelen den Ball an die Hand von Karim Haggui, doch Schiedsrichter Thomas Fandel pfiff keinen Elfmeter. Sechs Minuten später sah er die Situation klarer. Wieder war es Castelen, diesmal traf der Niederländer den Arm von Arturo Vidal. Zum Strafstoß trat van der Vaart an, der bei Leverkusens letztem Auftritt in Hamburg vom Elfmeterpunkt aus an Adler gescheitert war. Diesmal jagte er den Ball flach in Adlers linkes Eck. Bayer 04 antwortete mit einem Kopfball Barnettas an den Pfosten. Danach nahm Trainer Skibbe Vidal vom Platz und brachte Sergej Barbarez, van der Vaarts Vorgänger in Hamburg und dort immer noch sehr beliebt. Aber auch der Bosnier konnte der Partie keine Wende mehr geben.


    ksta