Völler sauer auf Cottbus

  • GRUSEL-TAKTIK


    Von THOMAS GASSMANN
    Leverkusen – Der Teufel trug kein Prada. Er trug ein weißes Trikot vom Sportartikelausrüster Saller. Der Mann, der darin steckte, hatte sein Haar zu einem Zopf gebunden. An den Händen trug er Handschuhe.


    Die schmiss Tomislav Piplica in die Fankurve, danach folgte sein blütenweißes Dress. Schließlich durfte sich der 38-jährige Tor-Opa feiern lassen vom eigenen Anhang.


    Acht hochkarätige Torchancen vereitelte der Bosnier. Sensationelle Reflexe wechselten mit atemberaubenden Paraden ab. „Es war ein traumhafter Tag für mich“, sagte der Cottbuser Held, der den Gästen allein das 0:0 rettete.


    Piplica war noch nicht in der Kabine, da kämpfte Rudi Völler gegen seinen Frust. 90 Minuten musste der Sportchef mit ansehen, mit was für Gruselfußball die Lausitzer den Punktgewinn feiern konnten. Und dann lederte Rudi los.


    „Es hat doch jeder hier im Stadion gesehen“, polterte er, „das hatte nichts mit Fußball zu tun. Das war destruktiv. Ich hoffe, die spielen so weiter. Dann werden sie anderen Mannschaften das Leben auch so schwer machen.“


    Völler drehte sich um, dann wollte er noch etwas los werden. „Es hätte nur noch gefehlt, dass die am Ende durch einen Querschläger den Siegtreffer erzielt hätten. Aber das hätten wohl auch sie selber nicht akzeptiert.“


    Energie-Manager Steffen Heidrich reagierte verwundert auf den Angriff. „Es überrascht mich, so etwas von Rudi zu hören. Jeder spielt, was er kann, und das ist eben unsere Spielweise. Die Gegner finden es zum Kotzen, aber wir müssen erst Punkte sammeln, bevor wir anders spielen können.“


    Trainer Petrik Sander musste eingestehen, dass destruktiver Fußball das einzige Mittel sei, um die Klasse zu halten. „Ich kann doch mit Laiendarstellern keinen Fußball zelebrieren. Unsere Tugenden sind Moral, Wille und Laufbereitschaft. Damit hatten wir Erfolg und werden auch wieder Erfolg haben.“ Schöne Aussichten für die Boomliga. Gruselfußball als Nichtabstiegsgarantie – furchtbar.


    Bayer hätte Energie furchtbar bestrafen können. Sie taten es aber nicht, weil sie 20-mal auf’s Tor schossen. Aber erstens hielt Piplica alles, was auf sein Tor kam. Und zweitens rettete der Innenpfosten, als Schneider mit einem wunderbaren Freistoß die Zuschauer von den Sitzen riss.


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