Am Millerntor strauchelten viele Große

  • Der Hamburger Zweitligist FC St. Pauli empfängt Bayer Leverkusen im Pokal und eine Woche später den FC. Teammamager Holger Stanislawski über die "rheinischen Wochen" beim HSV.


    KÖLNER STADT-ANZEIGER: Herr Stanislawski, wie laufen die Vorbereitungen zum Erwerb der Lizenz?


    HOLGER STANISLAWSKI: Die laufen absolut planmäßig! André Trulsen ist bereits unter der Woche in Köln zum Lehrgang für den Fußball-Lehrer-Schein, bei mir geht es Ende August mit dem Lehrgang zur B-Lizenz los.


    Haben Sie sich geärgert, dass die DFL Ihnen verboten hat, die Mannschaft als offizieller Trainer zu betreuen?


    STANISLAWSKI: Nein, überhaupt nicht. Die Statuten der DFL sind da ja eindeutig, und sie haben auch frühzeitig darauf hingewiesen, dass es zukünftig keine Ausnahmeregelungen mehr geben wird. Wir wollten auch keine Sonderbehandlung.


    Was macht die Arbeit als Trainer in Hamburgs guter Stube aus? Der Kontakt zu den Fans steht wohl genauso auf der Prioritätenliste wie die Aufstellung beim Spieltag, oder?


    STANISLAWSKI: Ich bin seit 1993 beim FC St. Pauli. Der Umgang mit den Fans ist für mich völlig selbstverständlich. Mit vielen bin ich inzwischen gut befreundet. Insofern fühle ich mich mit dem ganzen Verein 100-prozentig verbunden. Und das merkt man auch auf dem Platz.


    Wie hat die Mannschaft das „Theater“ um die fehlende Lizenz aufgefasst?


    STANISLAWSKI: Die Mannschaft und der ganze Verein haben das eigentlich ganz ruhig verfolgt. Der Kontakt zur DFL war wie gesagt gut, und wir haben uns von Anfang an gegenseitig versichert, dass wir gemeinsam eine Lösung finden wollen. So ist es dann ja auch gekommen. „Truller“ ist jetzt offiziell der Chef-Trainer, aber nach wie vor sprechen wir natürlich alles zusammen durch.


    Bei Ihnen brechen die „rheinischen Wochen“ an. Gegen wen rechnen Sie sich eher eine Chance aus? In der Liga gegen Köln oder gegen Leverkusen im Pokal?


    STANISLAWSKI: Im Pokal sind hier am Millerntor schon viele große Mannschaften gestrauchelt, darauf hoffen wir natürlich wieder. Leverkusen ist ein Top-Team der Bundesliga, sie haben sich gut verstärkt und eine überzeugende Vorbereitung gespielt. Aber wenn wir die ersten 25 Minuten gut überstehen, dann ist für uns alles drin. Aber auch gegen den FC sind wir gerade hier zu Hause alles andere als chancenlos.


    Nach den vielen Auf -und Abstiegen: Hat der „Mythos Pauli“ darunter gelitten?


    STANISLAWSKI: Ein Heimspiel am Millerntor dürfte Ihre Frage glaube ich beantworten . . . Ob Erste, Zweite oder Dritte Liga - unsere Fans machen jede Partie zu einem Fest. Die Treue unserer Anhänger ist ungebrochen, und der sensationelle Aufstieg hat noch einmal eine neue Euphorie-Welle ausgelöst.


    Mit dem Neubau des Stadions bis 2014 werden die Heimspiele in einer attraktiven Arena stattfinden. Ist der Abschied vom alten Millerntor eine Absage an die traditionellen Fans?


    STANISLAWSKI: Überhaupt nicht. Erst einmal wird ja nur die Südtribüne neu gebaut - erst aus den daraus entstehenden Mehreinnahmen werden dann nach und nach die anderen Tribünen finanziert. Das neue Stadion passt hervorragend zum FC St. Pauli, die Fans freuen sich riesig darauf!


    Was ist das sportliche Ziel in der kommenden Saison? Und darüber hinaus?


    STANISLAWSKI: Mit dem Stadionbau und einigen strukturellen Veränderungen haben wir schon so etwas wie ein neues Kapitel aufgeschlagen. Wir planen durchaus langfristig. Unsere Mannschaft ist jung und erfolgshungrig, und in den nächsten Jahren wollen wir uns absolut im Profifußball etablieren. Aber für diese Spielzeit lautet unser Ziel ganz klar: Klassenerhalt.



    Quelle: ksta.de