Früherer Bundestrainer Jupp Derwall verstorben

  • Der DFB trauert um Jupp Derwall

    Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) trauert um Josef „Jupp“ Derwall. Der ehemalige Bundestrainer starb am heutigen Dienstag nach kurzer, schwerer Krankheit im Alter von 80 Jahren.


    DFB-Präsident Dr. Theo Zwanziger würdigte seine Verdienste: „Jupp Derwall hatte in den 70- und 80er-Jahren einen wesentlichen Anteil an den großen Erfolgen der deutschen Nationalmannschaft. Mit seiner stets optimistischen und um Ausgleich bemühten Lebensart hat er viele Freunde gewonnen. Seine fachliche Kompetenz war immer unbestritten. Der DFB und der deutsche Fußball verlieren in ihm einen herausragenden Trainer, der in seiner Zeit eine hohe internationale Anerkennung hatte.“


    Nach der Fußball-Weltmeisterschaft 1978 wurde Jupp Derwall Nachfolger von Helmut Schön als Bundestrainer, unter dem er bereits von 1970 bis 1978 als Assistenztrainer der Nationalmannschaft gewirkt hatte. Seine größten Erfolge waren der Gewinn der Europameisterschaft 1980 in Italien und der zweite Platz bei der Weltmeisterschaft 1982 in Spanien. Bis zum heutigen Tag unerreicht ist seine Serie als Bundestrainer von 23 Länderspielen ohne Niederlage. In 67 Länderspielen unter Derwalls Verantwortung gab es 45 Siege, elf Unentschieden und elf Niederlagen.


    Derwall absolvierte zwei Länderspiele für den DFB


    Der zweimalige Nationalspieler stammte aus Würselen vor den Toren Aachens. Er wurde als Sohn eines Bundesbahn-Obersekretärs geboren und besuchte in seiner Heimatstadt die Realschule. Mit elf Jahren war er zum ersten Mal für Rhenania Würselen aktiv. 1948 stieg Derwall mit seinem Heimatverein sensationell in die westdeutsche Oberliga auf.


    1949 wechselte der spätere Bundestrainer zu Alemannia Aachen. Im ersten Punktspiel für seinen neuen Verein schoss Jupp Derwall gleich sein erstes Tor - in Köln gegen Preußen Dellbrück. Im Tor des Gegners stand Fritz Herkenrath, der spätere Nationaltorhüter. Bald schon wurde der damalige Bundestrainer Sepp Herberger auf den jungen Stürmer mit dem satten linken Schuss aufmerksam.


    Derwall erreichte mit den Alemannen 1953 das DFB-Pokalfinale - in Düsseldorf unterlagen die Aachener gegen Rot-Weiß Essen mit 1:2. Im selben Jahr wechselte Jupp Derwall zu Fortuna Düsseldorf, wo er als Halbstürmer zum Nationalspieler wurde. In den folgenden Jahren sollte er mit seinem neuen Verein noch zweimal das deutsche Pokalendspiel erreichen - doch stets verließ er es als Verlierer (gegen Bayern München und VfB Stuttgart).


    Mit Fußball-Lehrer-Lizenz in den DFB-Trainerstab


    Im Jahre 1959 war Derwall einer der ersten deutschen Fußballer, die es ins Ausland zog. An der Schweizer Turn- und Sportschule in Magglingen erwarb er sein Examen als Diplomsportlehrer, später dann in Köln auch die Fußball-Lehrer-Lizenz des DFB. Als Spielertrainer hatte Jupp Derwall mit dem FC Biel gleich einen durchschlagenden Erfolg - er wurde Vizemeister und stand im Pokalfinale.


    Nach einem Jahr beim FC Schaffhausen kehrte er nach Düsseldorf zurück - in der Zwischenzeit hatte er seine spätere Frau Elisabeth kennen gelernt, die in Zürich als Verlagsleiterin arbeitete. Auch in Düsseldorf, seiner alten sportlichen Heimat, blieb Jupp Derwall der Erfolg treu - doch als er mit den Fortunen im Pokalendspiel gegen den 1. FC Nürnberg stand, da hatte er wieder Pech. Der „Club“ gewann in der Verlängerung mit 2:1. Fünf Pokalendspiele - fünf Niederlagen!


    Als Trainer des Saarländischen Fußballverbandes begann Jupp Derwalls Ruf als erstklassiger Trainer. 1970 holte ihn Helmut Schön in seinen DFB-Trainerstab - der neue Mann war für die Amateurauswahl verantwortlich. 1974 wurde er mit dem deutschen Team Amateur-Europameister - gemeinsam mit Jugoslawien. Das Endspiel wurde nicht ausgetragen, weil der Platz in Rijeka nach Wolkenbrüchen zu morastig war.


    Als Bundestrainer alle Kritiker widerlegt


    Als Helmut Schön nach der WM in Argentinien zurücktrat, wurde Jupp Derwall verabredungsgemäß sein Nachfolger. Einige Kritiker äußerten zwar ihre Bedenken, weil sie dem jovialen und meist gutgelaunten Rheinländer den knallharten Job nicht zutrauten, doch Derwall scherte sich nicht darum und eilte mit der Nationalmannschaft zu einer eindrucksvollen Erfolgsserie, die in dem Gewinn der Europameisterschaft 1980 in Italiens Hauptstadt Rom ihren Höhepunkt fand.


    Derwall erreichte zudem 1982 mit seinem Team das Endspiel der Weltmeisterschaft in Madrid. Doch dieses Turnier in Spanien war der Wendepunkt in der Karriere Jupp Derwalls, dessen lockerer Führungsstil und Harmoniebedürfnis in den Augen vieler Beobachter ausgenutzt wurde. Als Jupp Derwall in der Vorrunde des EM-Turniers 1984 in Paris an Spanien scheiterte, war sein Rücktritt die Folge, obwohl er auf eine eindrucksvolle Bilanz zurückschauen konnte: Von 67 Länderspielen unter seiner Regie wurden 45 gewonnen, und nur elf gingen verloren.


    Als "Fußballpascha am Bosporus" verehrt


    Derwalls Nachfolger wurde Franz Beckenbauer, und den Rheinländer zog es nach Istanbul, wo er beim türkischen Erstligisten Galatasaray nochmals einen spektakulären Erfolg feierte. Jupp Derwall führte seine Mannschaft 1987 zur türkischen Meisterschaft - er wurde als „Fußballpascha am Bosporus“ verehrt. Die Universität Hacettepe in Ankara verlieh dem Fußballrepräsentanten aus Deutschland sogar die Ehrendoktorwürde. Galatasaray bot ihm einen Vertrag auf Lebenszeit an, doch im Sommer 1989 kehrte er in die Bundesrepublik zurück.


    Er lebte fortan im saarländischen Dudweiler und in Lenzerheide in der Schweiz. Danach wurde es ruhiger um Jupp Derwall - auch deshalb, weil er es 1991 nach einem Herzinfarkt langsamer angehen ließ. Der Deutsche Fußball-Bund verlieh Derwall 1992 in Anerkennung seiner großen Verdienste die Goldene Ehrennadel. 1994 wurde er zudem Ehrenmitglied des Bundes Deutscher Fußball-Lehrer.


    quelle: =11516]DFB.de

    Die Jugend von heute liebt den Luxus, hat schlechte Manieren und verachtet die Autorität. Sie widersprechen ihren Eltern, legen die Beine übereinander und tyrannisieren ihre Lehrer.
    (Sokrates, gr. Philosoph, 470-399 v.Chr.)


    Wenn jemand zu Dir sagt: Die Zeit heilt alle Wunden. Hau ihm in die Fresse und sag: Warte, ist gleich wieder gut.