Chance für Adler

  • VON THORSTEN MOECK, 01.03.07, 20:48h
    BILD: DAHMEN


    Andrej Barbarez ist gesperrt, Stefan Kießling und Andrej Woronin haben ihre Verletzungen überstanden.


    Leverkusen - Im Umfeld der BayArena treffen die Stadionbesucher des Öfteren auf Hans-Jörg Butt. Meist ist der Torhüter von einer Horde Kinder umgeben, die mit Fußbällen auf ihn schießen. Butt ist in dieser Situation ziemlich hilflos und kann nur teilnahmslos zuschauen, denn er ist nicht leibhaftig vor Ort, sondern in Form einer lebensgroßen und unbeweglichen Pappmaschee, die zwischen den Löchern der Torwand steht. Wenn am Samstag (15.30 Uhr, BayArena) Bayer 04 Leverkusen auf den VfB Stuttgart trifft, werden die Besucher im Umfeld des Stadions wieder auf Hans-Jörg Butt treffen. Zumindest auf der Torwand. Nur an seinem gewohnten Ort wird Butt nicht zu finden sein, denn auf der Position des Torhüters will Trainer Michael Skibbe dem 22-jährigen René Adler den Vorzug geben.


    Zur Verkündung seiner mit Spannung erwarteten Personalentscheidung hatte sich Michael Skibbe das Mittwochstraining ausgesucht. Vor der Übungseinheit lud er beide Torhüter zum gemeinsamen Sechs-Augen-Gespräch, um seinen Entschluss mitzuteilen und zu begründen. Nach wenigen Minuten sei die Unterhaltung über die neuen Machtverhältnisse im Tor des Fußball-Bundesligisten beendet gewesen. „Hans-Jörg Butt war natürlich enttäuscht. Aber unmittelbar nach dem Spiel gegen Schalke hatte ich das Gefühl, eine Entscheidung über die Torwartposition treffen zu müssen“, sagte Skibbe. Seitdem Butt im Sommer 2001 vom Hamburger SV nach Leverkusen gewechselt ist, hat er 190 Spiele für Bayer 04 bestritten. Nur in der Saison 2002 / 02 stand er in einem Spiel nicht zwischen den Pfosten. Für Butt wird am Samstag ein neuer Lebensabschnitt beginnen, in dem der Kampf um seinen Stammplatz eine wichtige Rolle spielen dürfte.


    Begonnen hatte die Misere für Hans-Jörg Butt mit seinem Missgeschick am 21. Spieltag gegen Eintracht Frankfurt. Für ein Handspiel außerhalb des Strafraums hatte er die Rote Karte gesehen und war gesperrt worden. „Ohne diese Situation hätte sich der Wechsel nie ergeben“, erklärte Michael Skibbe, „vor einigen Wochen war so etwas noch nicht einmal vorstellbar.“ Doch dann kam das Spiel gegen Schalke. Leverkusen ging am vergangenen Wochenende als Sieger vom Feld, auch weil Schlussmann René Adler mit einigen überragenden Paraden Gegentore verhinderte. „Mit diesem Spiel ist Adler zum Herausforderer geworden“, sagte Skibbe. Hans-Jörg Butt erlebte dies alles auf der Tribüne mit. Hilflos, ohne eingreifen zu können - so wie seine Pappmaschee vor der BayArena.


    René Adlers Sprung in die Anfangsformation wird aller Voraussicht nach kein singuläres Ereignis werden. „Er hat sich weitere Bewährungschancen verdient“, befindet Skibbe, stellt aber auch deutliche Ansprüche an seine neue Nummer eins. „Das Spiel gegen Schalke wird für ihn Messlatte sein. Ich traue ihm eine Menge zu und hoffe, dass er diese Leistung untermauern kann.“ Adler ist im Jahr 2000 vom VfB Leipzig nach Leverkusen gewechselt und hat noch bis 2010 einen Vertrag bei Bayer 04.


    Im Spiel gegen Stuttgart wird Michael Skibbe lediglich auf den gesperrten Sergej Barbarez verzichten müssen. Andrej Woronin steht wieder im Kader, auch Stefan Kießling hat seine Kiefer-Operation gut überstanden. Viel soll sich im Vergleich zum Schalke-Spiel nicht ändern. Hans-Jörg Butt wird dies bedauern.


    ksta