Ein bisschen Frieden

  • Ein bisschen Frieden
    VON FRANK NÄGELE, 12.02.07, 22:03h, AKTUALISIERT 12.02.07, 22:25h
    BILD: DAHMEN
    Seite an Seite: Patrick Helmes und Trainer Chritoph Daum, der die Tore des Stürmers braucht.



    Köln - Im erbitterten Streit zwischen dem 1. FC Köln und Bayer Leverkusen um den Spieler Patrick Helmes hat einer schon verloren. Der Spieler. Nachdem die Fans erfuhren, dass der 23-Jährige zum Werksklub wechseln will, zeigten sie ihm ihre Wut in Wort und Bild. Im Heimspiel gegen Jena, das Helmes nur auf der Tribüne miterlebte, prangten riesige Schmähplakate an der Südtribüne des Rhein-Energie-Stadions. Beim Auswärtsspiel in Braunschweig musste sich der Profi vor den FC-Anhängern warmlaufen und erlebte das Gegenteil von Zuspruch. „Helmes, zieh dein Trikot aus!“, war noch der freundlichste der Gesänge. Beim 1. FC Köln versucht man jetzt eine Situation herzustellen, unter der es dem Spieler möglich ist, Leistung zu bringen, solange er das FC-Trikot trägt. Punkt eins der Deeskalation ist: Man spricht freundlich übereinander. Trainer Christoph Daum hat das immer getan. „Patrick ist ein Super-Junge“, erklärte er von Anfang an und schob die Schuld seinem Umfeld zu. „Mit Patrick selbst hatten wir nie ein Problem“, erklärt Manager Michael Meier. Punkt zwei: Der Spieler selbst redet nicht mehr über seine Vertragssituation. „Ich muss mich neu orientieren“, sagte er am Montag dem „Kölner Stadt-Anzeiger“, „mit dem Manager und dem Trainer habe ich ohnehin keine Probleme. Ich will hier Fußball spielen und Tore schießen. Im Grunde meines Herzens war ich immer FC-Anhänger.“


    Dass Helmes am 26. Januar zwei Verträge mit Bayer 04 Leverkusen unterschrieben hat, ist genauso unstrittig wie die Tatsache, dass er ohne eine Einigung zwischen den Klubs nicht vor Sommer 2008 wechseln könnte. Für Köln wird es dagegen schwer werden, gegen die Wirksamkeit der Verträge vorzugehen. Das Verbandsrecht des DFB mit seinen Schutzklauseln ist dem Arbeitsrecht vor einem ordentlichen Arbeitsgericht unterlegen. Heißt: Ab 2008 liegen die Rechte an Helmes wohl bei Bayer 04. Mit allen Konsequenzen. Leverkusen wapp-net sich schon für den Gang durch die Instanzen und hat offenbar den bekannten Sportanwalt Christoph Schickhardt mit der Wahrung seiner Interessen beauftragt. „Ich bin in den Fall involviert“, sagte der Ludwigsburger Jurist gestern unserer Zeitung. Diese Details blendet der Profi jetzt aus, räumt aber tapfer ein: „Ich bereue nichts von dem, was ich getan habe. Und ich entscheide selbst, wo ich spielen werde und nicht irgendwelche Gerichte. Aber darüber muss ich jetzt neu nachdenken.“


    Die Kölner wissen, dass sie die Fähigkeiten des Stürmers brauchen, wenn sie die geringe Chance auf den Aufstieg noch am Leben erhalten wollen. Ein wichtiger Faktor bei der Schlichtung ist jetzt der Fan-Beauftragte Rainer Mendel, der Vertreter der großen Fan-Klubs zu Gesprächen einlädt, um die Gemüter zu beruhigen. „Fußball ist Emotion, das ist klar, und es ist auch logisch, dass in einem solchen Fall ganz große Emotionen drin sind. Ich hab da auch ein Stück weit Verständnis für die Fans. Aber alle werden verstehen, dass uns Patrick hilft, wenn er Tore schießt. Und ich nehme ihm auch ab, wenn er sagt, dass er bis zuletzt für den FC alles geben wird.“


    Es ist aber eine Tatsache, dass beide Vereine in den Tagen der höchsten Erregung die Wut der Fans für sich nutzen wollten. Bayer Leverkusen hat die Bekanntgabe des Vertragsabschlusses nicht grundlos zum Beginn der Rückrunde forciert und spekulierte wohl darauf, bei ruinierter Stimmung werde der FC den Spieler schon im Sommer gegen eine Ablöse ziehen lassen. Der 1. FC Köln und seine Führung schäumten und wollten ganz offenbar klarmachen, was jemandem passiert, der sich mit ihrem Verein und seinen Anhängern anlegt.


    Mittlerweile haben sie alle bemerkt, dass diese Strategien in eine Sackgasse führen. Michael Meiers Ankündigung, neu mit Helmes zu verhandeln, zeigt eindeutig, dass der FC jetzt alles versucht, den Profi trotz der geschlossenen Verträge mit Bayer umzustimmen. Trainer Christoph Daum („Patrick wurde eben schlecht beraten, wir werden ihm neue Wege aufzeigen“) setzt weiterhin darauf, Gerd vom Bruch zum Schuldigen zu machen. In dieser Hinsicht hat sich Helmes' Meinung allerdings nicht geändert: „Gerd vom Bruch bleibt mein Berater und mein Freund. Wir kennen uns schon, seit ich ein Kind bin. Ich vertraue ihm.“



    ksta