Adler: Ich hab’ das Zeug, Bundesliga zu spielen!

  • Adler: Ich hab’ das Zeug, Bundesliga zu spielen!


    René Adler, 21-jähriger Torhüter bei Bayer Leverkusen, spricht mit Transfermarkt.de über seinen Werdegang, eine schier „mysteriöse“ Verletzung und seine Zukunft.



    Transfermarkt.de: René, schön dass du die Zeit für dieses Gespräch gefunden hast. Du bist im Sommer 2000 vom damaligen VfB Leipzig in die Jugend von Bayer Leverkusen gewechselt. Wie kam der Kontakt zustande?


    René Adler (21): Ich spielte zu dem Zeitpunkt mit dem VfB Leipzig in der Junioren-Regionalliga. Über Einladungen des Landesverbandes Sachsen kam ich im August ’99 zu einem Sichtungs-Lehrgang des DFB in Berlin, wo wir mit der sächsischen Auswahl den dritten Platz belegten. Dort halten sich auch immer viele Verantwortliche von nationalen und internationalen Klubs auf, um sich nach geeigneten Spielern für die Jugend umzusehen. Ich hatte einige Anfragen, darunter auch aus dem Ausland, aber im Endeffekt entschied ich mich für das Angebot von Bayer Leverkusen, nicht nur wegen der sportlichen Perspektive.


    Transfermarkt.de: Kannst du solche Gründe genauer nennen?


    Adler: Die Angebote aus dem Ausland waren sehr verlockend, unter anderem fragten Manchester United, nach der U20-WM auch Arsenal London, an. Das ehrt einen jungen Spieler ungemein, aber nach einiger Zeit der Überlegung entschied ich mich, in Deutschland zu bleiben. Weggehen würde schon schwierig werden, dazu aber noch in anderes Land, soviel wollte ich dann doch nicht – erst einmal wollte ich mich auf nationaler Ebene durchsetzen.


    Transfermarkt.de: Als damals 15-jähriger aus einem geordneten Familienleben „auszusteigen“, war sicherlich nicht einfach. Wie wurdest du in Leverkusen aufgenommen, wie geht man dort speziell mit den Jugendspielern um?


    Adler: Das war einer der Punkte, weswegen ich mich für Leverkusen entschieden habe. Um den jungen Spielern ein vertrautes Umfeld zu schaffen, finden die Spieler Unterkunft in Gastfamilien. Leider waren bei meinem Wechsel alle Familien „voll“, weswegen mich unser Torwart-Trainer Rüdiger Vollborn kurzerhand bei sich zu Hause aufnahm.


    Transfermarkt.de: Rüdiger Vollborn hat über 400 Bundesliga-Spiele bestritten. Ebenfalls ein Torhüter, konntest du von ihm sicherlich viel lernen und warst für ihn eine Art „Ziehsohn“.


    Adler: Absolut, ich wurde in seiner Familie wie ein vollwertiges Mitglied aufgenommen. Diese Zeit hat mich natürlich auch sehr geprägt, ich sehe in Rüdiger nicht nur einen Trainer oder Gastvater, sondern auch einen Freund. Mit seiner ganzen Erfahrung und seinem Ehrgeiz stachelt er uns junge Torhüter immer an, gibt viele Ratschläge und Tipps. Auch mit Kritik spart er nicht, aber die ist immer sachlich und konstruktiv und das hilft uns, Fehler abzustellen und uns weiter zu verbessern.


    Transfermarkt.de: Stichwort ‚Andere Torhüter’: Mit Eric Domaschke wechselte zu Saisonbeginn kurioserweise ein weiterer Leipziger Torhüter nach Leverkusen, der auch beim VfB Leipzig anfing und eine ähnliche Entwicklung wie du (Landesverbände, Sichtung, U20-Nationalmannschaft) hinter sich hat.


    Adler: Eric kenne ich seit der D-Jugend, wo er damals noch Feldspieler war. Nach meinem Weggang aus Leipzig brach der Kontakt zwar ab, aber 2005 haben wir uns bei der U20-WM, wo er als dritter Torhüter mitreiste, wiedergesehen. Und jetzt, ein Jahr später, spielen wir im gleichen Verein, wo er bereits einige Einsätze in unserer Regionalliga-Elf hatte und seine Sache sehr ordentlich macht. Trotzdem waren es völlig andere Umstände, er kam als Spieler zu uns, der bereits zwei Jahre in einer Herren-Mannschaft spielte, während ich noch als Jugendlicher zu Bayer wechselte.


    Transfermarkt.de: Du hast im vergangenen Januar deinen Vertrag bis 2009 verlängert mit der Aussicht, zum Saisonbeginn 2006/2007 den Kampf um die Nummer Eins aufzunehmen. Seit dem Mai hast du aber kein Spiel mehr für Bayer bestritten, was ist passiert?


    Adler: Das ist eine längere Geschichte, aber ich will es kurz erklären. Anfang Mai bekam ich im Training einen Schuss auf mein Tor und klagte danach über Atembeschwerden. Die Ärzte konnten zuerst nichts feststellen, also spielte ich mit Hilfe von Schmerzmitteln die Saison zu Ende. Ein Fehler, wie sich im Nachhinein herausgestellt hat: Im Sommer, beim Urlaub in Leipzig, als die Beschwerden immer noch nicht abklangen, ließ ich mich erneut untersuchen und dabei wurde festgestellt, dass eine Rippe angebrochen ist. Das war für mich sehr bitter, denn dadurch musste ich meine Teilnahme an der U21-EM absagen. Anfang Dezember wurde ich operiert und mir eine Platte eingesetzt, weil die Rippe von allein nicht mehr zusammenwächst.


    Transfermarkt.de: Zusammenfassend betrachtet, kann man sagen, dass dir im zweiten Halbjahr 2006 sprichwörtlich das „Pech am Schuh klebte“. Wie sieht es 2007 aus, würdest du dich eventuell auch ein halbes Jahr ausleihen lassen, zweite Liga beispielsweise, um mehr Spielpraxis zu sammeln?


    Adler: Durch die Verletzung, die mich nun ziemlich lang außer Gefecht gesetzt hat, ist mein primäres Ziel, erst einmal meine Gesundheit wiederherzustellen. Ich weiß aber, was ich kann und wenn ich fit bin, dass ich auch das Zeuge dazu habe, Bundesliga zu spielen! Ich denke da nicht an morgen, ‚was wäre gewesen, wenn...’; also auch nicht an andere Teams oder Interessenten. Mein Verein ist Bayer Leverkusen und bleibt erster Ansprechpartner. Sicherlich ist es Ziel eines jeden Fußballers, so oft und irgendwann auch so hoch wie möglich zu spielen, aber mit dem Kopf durch die Wand zu gehen, wäre der falsche Weg – ich gehe Schritt für Schritt und setze mir meine eigenen Ziele und Prioritäten.


    Transfermarkt.de: Wie sieht ein ganz normal Tag bei René Adler aus, wenn er verletzungsfrei ist?


    Adler: Das hängt natürlich immer vom jeweiligen Trainingstag ab. Meistens beginnt er 8 Uhr mit dem Aufstehen, wonach ich noch eine Stunde zu Hause mit Frühstücken verbringe. Ab 9.15 Uhr halte ich mich dann auf dem Vereinsgelände auf, um mich auf das Training vorzubereiten, Beginn ist 10 Uhr. Zuerst trainieren wir drei Torhüter (Benedikt Fernandez, Jörg Butt und Adler, Anm. des Autors) etwa 45 Minuten mit dem Torwart-Trainer, danach werden wir mit ins Mannschaftstraining einbezogen. Ab 12 Uhr haben wir Mittagspause, die wir Spieler individuell nutzen, beispielsweise mit Massagen und Behandlungen. 15 Uhr folgt noch einmal eine Trainingseinheit. Ab 18 Uhr spanne ich dann abends zu Hause aus, lese oder verbringe Zeit mit meinem Freunden.


    Transfermarkt.de: Mit wem verstehst du dich im Team am besten? Und welches Verhältnis hast du zu Jörg Butt?


    Adler: Ich verstehe mich natürlich mit allen gut, keine Frage, intensiveren Kontakt habe ich eher zu den jüngeren Spielern, wie Tranquillo Barnetta, Stephan Kießling und Pirmin Schwegler, aber auch zu Bernd Schneider. Ebenfalls guten Kontakt halte ich zu Clemens Fritz, ihn mussten wir aber leider nach Bremen abgeben.
    Mit Jörg verbindet mich ein rein kollegiales, faires Verhältnis. Wir sind zwei unterschiedliche Torwart-Typen und jeder von uns interpretiert seine Rolle anders. Im Training nehme ich aber gern Tipps von ihm an, denn unbestritten hat er in seiner Karriere schon viel erreicht.


    Transfermarkt.de: Dein Verein ist dafür bekannt, jungen Spielern – auch mit Unterstützung des Bayer-Konzerns – in schulischen und ausbilderischen Belangen unter die Arme zu greifen. Du hast 2004 dein Abitur gemacht, was planst du später?


    Adler: Ich habe das lange Zeit abgewogen, wichtig war mir, ein gutes Abitur zu schreiben. Mir wurde auch eine Ausbildung angeboten, aber nach Rücksprache mit Rüdiger Vollborn habe ich mich entschlossen, ganz auf die Karte Fußball zu setzen. Mittlerweile überlege ich, vielleicht ein Fernstudium zu beginnen in dem es um den Sport geht. Ich denke dabei an Sportmanagement oder Sportpsychologie, aber ganz konkrete Gedanken habe ich mir darüber nicht gemacht, weil ich erst wieder richtig gesund werden und Fußball spielen möchte.


    Transfermarkt.de: Vielen Dank für das Interview.