Schuld im Wert von 25000 Euro

  • Schuld im Wert von 25000 Euro
    VON DETLEF SCHMALENBERG, 24.05.06, 20:55h, AKTUALISIERT 25.05.06, 09:40h


    Ermittler glauben Calmunds Aussagen - Landgericht muss der Einigung noch zustimmen.


    Köln - Die Ermittlungen gegen Reiner Calmund wegen des Verdachts der Untreue sollen gegen Zahlung von 25 000 Euro eingestellt werden. Darauf haben sich die Staatsanwaltschaft Köln und die Anwälte des Ex-Managers von Bayer 04 Leverkusen nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ geeinigt. Der Einstellung des Verfahrens wegen geringer Schuld gemäß Paragraf 153a Strafgesetzbuch muss das Landgericht noch zustimmen. Mit dieser Genehmigung indes sei zu rechnen, hieß es in Justizkreisen.


    Der Sprecher der Staatsanwaltschaft Köln, Günter Feld, äußerte sich auf Anfrage nicht zum Sachverhalt. Calmund-Anwalt Stefan Seitz wollte die Einigung weder „bestätigen noch dementieren“. Er fügte jedoch hinzu: „Wir befinden uns in konstruktiven Abschlussgesprächen mit der Staatsanwaltschaft.“


    Wie berichtet, hatten die Ermittler bereits vor zwei Wochen in inoffiziellen Gesprächen eine Beendigung des Verfahrens gegen eine Geldauflage in Höhe von 30 000 Euro in Aussicht gestellt. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass der Ex-Manager, der die Vorwürfe stets bestritten hat, bei seiner Vernehmung „im Wesentlichen“ die Wahrheit gesagt hat. Er habe keine Untreue begangen, da kein „Vermögensschaden“ entstanden sei. Durch Gedankenlosigkeit habe er jedoch einen finanziellen Nachteil seines ehemaligen Arbeitgebers billigend in Kauf genommen.


    Die Ermittlungen gegen Calmund waren Anfang März eingeleitet worden. Der ehemalige Bayer-04-Geschäftsführer soll dafür verantwortlich sein, dass es für 580 000 Euro, die sein Verein im Juni 2003 für Kaufoptionen auf vier osteuropäische und einen türkischen Spieler bezahlt haben soll, keine ausreichenden Belege gibt. Calmund hatte das Geld dem Bielefelder Spielervermittler Volker Graul übergeben, der es dem kroatischen „Berater“ der Nachwuchsprofis ausgehändigt haben will.


    Den Erhalt des Geldes bestätigte Graul erst zehn Monate später in einer Rechnung. Diese Rechnung jedoch wurde vom damaligen Bayer-Finanzmanager Wolfgang Holzhäuser nicht akzeptiert, da Graul keine Belege für die angeblichen Kaufoptionen vorgelegt habe. Bei seiner Vernehmung durch die Staatsanwaltschaft hat Calmund im März 2006 dem Vernehmen nach Papiere übergeben, die beweisen sollen, dass Graul zumindest die Verkaufsvollmacht für zwei Spieler besaß.


    Nachdem zahlreiche weitere Zeugen befragt wurden, gewann die Staatsanwaltschaft den Eindruck, dass der Ex-Manager „im Großen und Ganzen“ die Wahrheit sagt. Auch für das Gerücht, Calmund habe mit dem Geld Bundesliga-Spiele manipuliert, wurden keine Belege gefunden. Die Affäre könnte somit zu Ende sein.


    Zahlreiche Details in diesem Zusammenhang werden jedoch als dubios in Erinnerung bleiben. So wird der kroatische Spielervermittler, der die 580 000 Euro erhalten haben soll, dem kriminellen Milieu zugeordnet. Wegen dieses Mannes habe Graul zeitweise sogar um sein Leben gefürchtet, berichtete Calmund den Ermittlern. Dass es beim Werksklub drunter und drüber gegangen ist, beweist zudem eine Selbstanzeige vom Mai 2004. Der Fußballverein teilte dem Finanzamt mit, über die „tatsächliche Verwendung“ von Auszahlungen in Höhe von 11,85 Millionen US-Dollar „keine Klarheit“ zu haben. Die Gelder, die ein südamerikanischer Spielervermittler erhalten habe, waren bei einer Überprüfung der Bayer-Revision aufgetaucht.


    (KStA)