Tanz auf der Klinge geht weiter - Kommentar aus der Rheinischen Post

  • Tanz auf der Klinge geht weiter


    Natürlich war das ein Akt der Befreiung. Um das zu gewärtigen, reicht ein scheuer Blick auf das Klassement in der Bundesliga. Nach Duisburgs Sieg in Stuttgart wären es bei einer (durchaus drohenden) Niederlage der Leverkusener gegen Frankfurt nur noch schlappe vier Punkte auf einen Abstiegsrang gewesen. Und abseits aller rechnerischen Darstellungen ließ sich vor allem die Freude der Fans über den zweiten Sieg in der noch kurzen Skibbe-Ära verstehen nach dem Motto „Bayer ist wieder da, halleluhujaa”. Dass die Anhänger 45 Minuten vorher die Mannschaft und die zu Recht angefeindeten Leverkusener Oberen am liebsten aus dem Haus gejagt hätten, macht da gar nichts. Stimmungen unter der Masse der Kunden sind schließlich schnell wandelbar. Ob allerdings eine nachhaltige Veränderung im Ensemble zu bewirken sein wird, ist mehr als fraglich. Die Zweifel daran sind seit Samstag jedenfalls nicht geringer geworden, weil grundsätzliche Probleme in der Personalführung (unter anderem die Haltung bei Vertragsverhandlungen mit Butt und Fritz, das saure Anbieten von Krzynowek, Verkaufsgespräche wegen Berbatov und die Überbesetzung auf der linken Seite) nicht oder nur zögerlich ausgeräumt werden. Erschreckend häufige taktische Verirrungen bei der Formierung des Mittelfeldes tun ihr Übriges. Neuen Stoff bietet die Verpflichtung von Stenman, weil der Schwede ungeachtet der Nervosität eines Debütanten nun nicht gerade den Eindruck machte, als könne er der Pfeiler sein, den Bayers brüchige Abwehr benötigt, und ein Dampfmacher schon gar nicht. Der Sieg gegen Frankfurt hat allen Handelnden bei Bayer etwas Druck genommen. Die nicht so gewagte Prognose aber lautet: Der Tanz auf der Klinge geht weiter.
    UDO BONNEKOH



    Quelle: Rheinische Post vom heutigen Tage