Keine Reife, keine Klasse

  • Leverkusen/München - In Leverkusen brechen nach nur einem Sieg aus den letzten neun Spielen schwere Zeiten an.


    Selbst der Trainerwechsel brachte keinen Erfolg. Die traurige Bilanz von Michael Skibbe: ein Sieg, drei Remis und drei Niederlagen.


    Die mit Europapokal-Ambitionen in die Saison gestarteten Rheinländer begreifen langsam, dass bei Bayer Anspruch und Wirklichkeit nicht zueinander passen.


    Völler nimmt Skibbe in Schutz


    Die Schuld sucht man allerdings nicht beim neuen Chefcoach. Sportdirektor Rudi Völler stärke Michael Skibbe den Rücken: "In der Winterpause hat Michael Skibbe die Chance, so zu trainieren, dass die Mannschaft mehr Luft hat als für 60 Minuten."


    In fast beeindruckender Manier unterstrich die Bayer-Elf das konditionelle Desaster auch beim 1:2 gegen Hertha BSC Berlin. Nach einer überlegenen ersten Halbzeit führte Leverkusen mit 1:0, brachte den Vorsprung aber nicht über die Zeit.


    "Von der zweiten Halbzeit, insbesondere von den letzten 25 Minuten bin ich ziemlich bedient. Da haben wir überhaupt keine spielerische Linie mehr gefunden", zeigte sich Skibbe nach dem Spiel sichtlich konsterniert.


    Individuelle Klasse ist nicht vorhanden


    "Wir sind mit dem Ausgleichtor nicht zurecht gekommen", erklärte der Coach und sprach seiner eigenen Mannschaft die nötige Reife ab.


    Insbesondere das Kontertor nach einer eigenen Ecke veranlasste ihn zu deutlichen Worten: "Das sollte nicht passieren. Wir sind einfach noch nicht abgeklärt, nicht reif genug."


    Individuelle Klasse erkannte Skibbe nicht in seiner, sondern in Mannschaft des Gegners. "Mit zunehmender Spieldauer ist die spielerische Klasse der Berliner mit Bastürk und Marcelinho zunehmend zum Tragen gekommen", klang seine Analyse der zweiten Hälfte fast schon neidisch.


    "Dürfen den Blick nach unten nicht verlieren"


    Das erklärte Saisonziel Uefa-Cup wurde nach der der zweiten Heimpleite in Folge und nur noch sechs Punkten Vorsprung auf die Abstiegsplätze korrigiert.


    "Wir dürfen den Blick nach unten nicht verlieren", sagte Kapitän Carsten Ramelow. Sein Nachsatz gleicht bereits purer Verzweiflung: "Wir haben uns die Hinrunde auch anders vorgestellt, aber was sollen wir machen?"


    Hertha träumt von der Champions League


    Sorgen, die die Berliner derzeit nicht kennen. Coach Falko Götz war vor allem von der Moral seiner Truppe richtig angetan: "Die Mannschaft hat sich nach dem Rückstand aufgerappelt. Alle Spieler haben ihre individuellen Qualitäten in die Mannschaft eingebracht und so das Spiel hintenraus entschieden."


    Tabellenplatz fünf lässt die Hertha trotz derzeit sieben Punkten Rückstand auf den Dritten Werder Bremen sogar vom Erreichen der "Königsklasse" träumen.


    Yildiray Bastürk, Torschütze zum wichtigen 1:1, sprach den Traum sogar offen aus: "Wir wollen die Hinrunde so erfolgreich wie möglich gestalten. Im Moment geht es um die Plätze vier und fünf. Aber wenn wir jetzt noch sechs Punkte holen, können wir in der Rückrunde auch die Champions-League-Plätze angreifen."


    Davon ist Bayer Leverkusen derzeit weit entfernt.


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