Völler kritisiert das Team – Dutt sucht es

  • LEVERKUSEN: Trainer sucht nach Ausreden und Entschuldigungen für die Misere


    Irgendwann auf seinem langen, beschwerlichen Weg durch das Dickicht der eigenen, viel zu hohen Ansprüche ist Robin Dutt (47) etwas Dummes passiert: Er hat seine Mannschaft verloren!


    Anders lässt sich nicht mehr erklären, was in dieser Saison in Leverkusen passiert. Das Zwischenhoch mit drei Siegen gegen Augsburg, Köln und Bayern München ist längst Geschichte, die Planlosigkeit, mit der Bayer Leverkusen aktuell durch die Liga stolpert, verblüfft Fans und Kritiker gleichermaßen.


    Dass Dutt – der sich dagegen lange gewehrt hatte – nun den Chor derjenigen anstimmt, die nach Ausreden und Entschuldigungen suchen, ist bemerkenswert. Ob Verletzungspech und daraus resultierender fehlender Konkurrenzkampf im Training (als wenn dies einen Spieler besser oder schlechter spielen ließe), ob der Hinweis, seine Mannschaft gehe auf dem Zahnfleisch (und unterliegt kläglich einem Gegner, der zehn Pflichtspiele mehr in den Beinen hat) – all dies ist es nicht. Der Eindruck, der sich aufdrängt: Der suchende Trainer und die Mannschaft bilden keine dauerhaft funktionierende Einheit, es gibt keine Hinweise darauf, dass seine Versuche, das Team in die Spur zu bringen, auch nur ansatzweise nachhaltig fruchten.


    Dutt verbietet keinem Profi das Laufen, das Kämpfen, das Erfüllen von Aufgaben. Aber er bekommt für seinen Einsatz von den Spielern wenig bis nichts zurück. Als würden taktische Anweisungen und Kabinenansprachen ungehört verhallen. Wie in einer maroden Ehe wird offenbar aneinander vorbei geredet, das eigene Thema ist nicht das des anderen. Unverständnis und Ratlosigkeit sind die Folgen.


    Dazu gesellen sich rätselhafte individuelle Aussetzer, ein mangelhaftes Umschaltverhalten sowie Formverfall wie etwa bei André Schürrle, der einem nur noch leid tun kann. Aus dem Nationalspieler mit der riesigen Perspektive ist ein einziges Rätsel geworden. Drei Saisontore erzielte der Angreifer bisher, auch auf Schalke gelang ihm wenig bis nichts. Doch beileibe nicht nur ihm.


    „Verdient“ habe man verloren, analysierte Rudi Völler (51). Sein Urteil: „Wir haben nicht alles rausgeholt. Da war Leerlauf drin. Wir müssen mal den Willen haben, den Gegner zu überrennen.“


    Diesen Willen besitzt oder zeigt die Mannschaft nicht, die nach der langen und anhaltenden Reibung am neuen Trainer deutliche Verschleißerscheinungen offenbart und auf dem schlechtesten Wege ist, das Minimalziel Platz sieben zu verpassen. Das wäre der GAU für Bayer, eine sportliche Offenbarung und eine finanzielle Katastrophe. Und für Dutt das Ende seiner Tage beim Werksklub.





    Quelle: kicker-Printausgabe vom 26.03.2012