Eine Blamage mit Folgen?

  • Gut verkaufen wollte sich die Truppe von Trainer ROBIN DUTT (46), erlebte aber ein böses Debakel – Konsequenzen für die Liga nicht ausgeschlossen.


    Historisches Desaster für Bayer! 1:7 in Barcelona, die höchste Champions-League-Pleite einer deutschen Mannschaft überhaupt! Genau eine solche Blamage hatte man nach dem jüngsten Aufwärtstrend in der Liga und vor 4000 mitgereisten Fans vermeiden wollen. Vor der Partie war Trainer Robin Dutt zuversichtlich, das Abschneiden im Camp Nou werde sich nicht auf den Saison-Endspurt auswirken. Doch dass diese Klatsche keine Spuren hinterlassen hat, ist kaum vorstellbar. „Die Champions League ist der Wettbewerb, den wir wieder erreichen wollen“, sagt Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser (62) auch angesichts der mehr als 20 Millionen Euro, die während der jüngsten Teilnahme in die Klubkasse flossen. Doch jetzt muss Bayer befürchten, dass der schwarze Abend von Barcelona nicht nur das aktuelle Aus markiert, sondern auch den entscheidenden moralischen Rückschlag im Kampf um die erneute Königsklassen-Quali.


    Dabei waren die guten Vorsätze doch so entschlossen formuliert. „Mutig spielen“, wollte Bayer laut Stürmer Stefan Kießling (28), und Sportdirektor Rudi Völler (51) hoffte, seine Jungs würden „ihren Aufwärtstrend fortsetzen und den Spaniern einen offenen Schlagabtausch liefern“. Während André Schürrle (21) bekräftige: „Für Ehrfurcht ist kein Platz.“ Untermauert wurde all das durch die Aufstellung von Dutt, der mit den 1,91-Meter-Recken Kießling und Eren Derdiyok (23) im Sturm „vielleicht einen Vorteil gegenüber Barcelona nutzen“ wollte: „die körperliche Präsenz“. Doch der Titelverteidiger war schlichtweg etliche Nummern zu groß.


    Dem traumwandlerisch sicheren Hochgeschwindigkeitsfußball standen Simon Rolfes (30) und Kollegen bei allem zunächst noch erkennbaren Bemühen von Beginn an ohnmächtig gegenüber. Allein Torhüter Bernd Leno (20) verhinderte schon bis zum Seitenwechsel Schlimmeres als den 0:2-Rückstand. Völlers zur Pause auf Sky geäußerter Wunsch, „dass der Trainer jetzt Lionel Messi schont und rausnimmt“, erfüllte sich dann auch nicht. Im Gegenteil: Messi und Barca deklassierten Leverkusen nach allen Regeln der Kunst, wobei auch Leno patzte.


    Einen Achtungserfolg verbuchte immerhin Bayers U 19 im freundschaftlichen Vorspiel gegen die Altersgenossen aus Barcelona: Das 1:1 war die erste Nachwuchs-Begegnung der Klubs seit sieben Jahren. Seinerzeit hatte Barca Bayer-Talent Dennis Krol (20, heute Düsseldorf II) abgeworben, Leverkusen sich seitdem geweigert, auf Jugend-Ebene gegen die Katalanen anzutreten. Die Profis werden nun so schnell wohl nicht mehr dürfen.
    EINWURF VON KLAUS SMENTEK (kicker-Chefredakteur)




    Quelle: kicker-Printausgabe vom 08.03.2012