Das Leben nach Barca

  • Erst Demut, dann Mut. Nichts half dem Team von ROBIN DUTT (47). In der Bundesliga ist nun Wiedergutmachung angesagt.

    Als die offizielle Statistik der UEFA zwischenzeitlich 80 Prozent Ballbesitz für den FC Barcelona auswies, da schlugen auch altgediente Berufskritiker die Hände vor das Gesicht. Die Überlegenheit des Titelverteidigers drohte sich auszuwachsen zur handfesten Blamage für den Gastgeber. Angst und Hilflosigkeit waren spürbar, in stummer Bewunderung verharrten Fans und Profis. Was als Defensivtaktik geplant war, mündete zeitweise in tiefer Demut. Dinge fielen schwer, die zum kleinen Einmaleins gehören, es war, als spielten zwei Teams auf demselben Rasen zwei verschiedene Sportarten.


    Dass Robin Dutt (47) und seine Profis dieses Schauspiel nach dem Schlusspfiff relativ ungestraft als „gute Raumaufteilung“ verkaufen durften, mit „zu viel Respekt“ zwar, aber immerhin, hatten sie sich durch ihren Auftritt nach der Pause verdient. „Da war es anders“, analysierte Rudi Völler (51), der Sportchef, der anfangs „ein bisschen Angst“ bei der Truppe ausgemacht hatte. Nach dem Seitenwechsel entschied Bayer, die Demutshaltung aufzugeben. Schon als die Teams sich vor dem Anstoß aufstellten, postierten sich Castro und Co. 20 Meter weiter nach vorne. „Wir wollten sie dahin drängen, wo sie sich nicht wohlfühlen – an den eigenen Strafraum“, erklärte Dutt, der in der Pause die Frage der Fragen gestellt hatte: „Wollt ihr am Spiel teilnehmen oder wollt ihr es über euch ergehen lassen?“


    Dass nach 45 Minuten Fußball ein 1:3 stand, nahm niemand übel. „Wir hatten mehr Spaß, die Fans hatten mehr Spaß, Barcelona leider auch“, sagte Dutt treffend. Sein Team ging mit fliegenden Fahnen unter, es schälten sich Spieler wie Gonzalo Castro, Lars Bender, Renato Augusto oder Vedran Corluka heraus, die mithalten konnten, es gab Erkenntnisse für die Zukunft – für das Leben nach Barca!


    Das begann bereits gestern. Den Ausflug in die katalanische Metropole werden sie noch genießen, das Ergebnis sollte in Grenzen gehalten werden. Alles in allem darf das Rückspiel kein Hindernis auf dem Weg zurück in die Normalität sein.


    Diese Normalität heißt Bundesliga, und da hat Bayer jede Menge Wiedergutmachung zu betreiben. Für die Fans, für das Punktekonto. Zwar freut sich niemand wirklich auf die Europa League. Aber erreichen sollte man sie schon. Nicht nur, weil die Gegner leichter sind.




    Quelle: kicker-Printausgabe vom 16.02.2012