Noch keine Ruhe für Dutt

  • Bayer schwankt wie ein Rohr im Wind und ROBIN DUTT (46) wird jetzt schon zu Unrecht ausgepfiffen.


    Der Illusion, mal einen richtig ruhigen Trainerabend erleben zu dürfen, wird sich Robin Dutt so schnell nicht hingeben können. Sein Team lässt es schlicht und einfach nicht zu! Warum? Dies sollte schleunigst aufgearbeitet werden. Denn nicht immer werden Spiele wie das 3:2 gegen den FSV Mainz am gestrigen Sonntag einen derart glücklichen Ausgang nehmen. Zunächst die souveräne erste Halbzeit, mit klarer Führung. Dann die chaotischen Minuten nach dem Wechsel, als sich Bayer wie ein Absteiger gegen nun aggressivere Mainzer präsentierte, schließlich der offene Schlagabtausch nach der neuerlichen Führung durch Lars Bender und jeder Menge Glück, als Schiedsrichter Weiner in der Schklussphase einen Foulelfmeter (Kadlec an Szalai) übersah.


    Wo steht Dutt mit seinem Team? Die Frage konnte auch am 18. Spieltag nicht beantwortet werden. Von der „guten Arbeit“, die ihm die Führung der Bayer Fußball GmbH so gerne bescheinigt, ist nicht durchgängig im Ergebnis etwas zu sehen und gegen Mainz brachte der Trainer auch noch Teile des Publikums gegen sich auf. Diesmal allerdings waren es völlig überflüssige Pfiffe. Sie ertönten jeweils nach den Auswechslungen, zunächst als Kießling für Ballack kam, dann nach der Einwechslung von Rolfes für Derdiyok. Allein: Beide Wechsel waren nachvollziehbar. Ballack hatte einen ganz schwachen Tag erwischt. Rudi Völler kommentierte: „Ich hätte ihn schon zur Halbzeit ausgewechselt.“ Und mit der Einwechslung des routinierten Rolfes ging Dutt auf Ergebnissicherung nach dem 3:2.


    Es läuft einiges schief in Leverkusen. Immer noch und immer wieder. Dagegen helfen Gesundbetereien ebenso wenig wie Pfiffe eines Operettenpublikums. Bayer braucht selbstkritische Ehrlichkeit und Unterstützung von allen Seiten. Dieses fragile Gebilde stolpert durch die Saison, der Vizemeister der vergangenen Saison, wohlgemerkt! Unerklärlich, findet auch Innenverteidiger Daniel Schwaab: „Die erste Halbzeit war richtig gut. Da haben wir nichts zugelassen. Und dann haben wir die ersten zehn Minuten nach der Pause völlig verschlafen. Das darf nicht passieren.“


    Erklärungen für die schwankenden Leistungen – die sich wie ein roter Faden durch die Saison ziehen – müssen schleunigst gefunden werden, wollen die Leverkusener die gesteckten Ziele nicht völlig aus den Augen verlieren. Der angestrebte Champions-League-Platz ist sieben Punkte entfernt, in der kommenden Woche beim SV Werder Bremen geht es demnach schon wieder um die Sicherung der Zukunft. Denn Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser (62) betonte am Sonntag erneut, dass man diesen Kader nur halten kann, wenn die Einnahmen aus der Königsklasse verbucht werden können.


    Immerhin: „Dieser Sieg trägt dazu bei, dass es ruhig bleibt in den den nächsten Tagen“, konstatierte Nationalspieler André Schürrle. Und so kann Robin Dutt morgen in Ruhe seinen 47. Geburtstag feiern – immerhin!
    F. Lußem





    Quelle: kicker-Printausgabe vom 23.01.12