Deutschlands neuer Torero

  • Der 12-Treffer-Kießling
    Deutschlands neuer Torero
    Von LARS WERNER


    Jupp Heynckes behauptet es sowieso seit Tagen. Ein Blick auf die Torjägertabelle genügt, um zu erkennen, wer derzeit der beste deutsche Stürmer ist. In dieser Rangliste führt Bayers Stefan Kießling mit großem Abstand.


    Da kann auch Bundestrainer Joachim Löw nicht mehr am 25-Jährigen vorbei, den er lange Zeit ignorierte, aber nach dessen Comeback im Nationalteam gegen die Elfenbeinküste auch lobte. Deutschlands neuer Torero.
    Der 12-Treffer-Kießling
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    Sein Kämpfer-Herz


    Er läuft und läuft und läuft. Wie kein zweiter Stürmer zeigt Stefan Kießling auf dem Platz Laufbereitschaft und Einsatz.


    Der 25-Jährige ist immer in Bewegung. Kießling kommt pro Spiel im Schnitt immer auf rund 12 Kilometer – ein Bestwert. Er sucht die Zweikämpfe, bestritt gegen Stuttgart 39 Duelle Mann gegen Mann und gab satte fünf Torschussvorlagen ab.


    Kießling – ein Fußballer mit Herz eben. Auch wenn im Spiel nicht immer alles bei ihm gelingt: Der Wille war und ist Kießling nie abzusprechen.
    In der Ruhe liegt die Kraft


    In der Saisonvorbereitung nahm sich Jupp Heynckes besonders viel Zeit für Kießling und führte mit ihm längere Gespräche.


    „Ich habe dem Jungen gesagt, dass er sein Spiel umstellen muss“, verriet Heynckes gestern, „wichtig war, dass er vor allem Tempo aus seinen Aktionen herausnimmt. Er sollte ruhiger spielen, nicht so hektisch. Stefan war ja vorher schon ein guter Spieler, sein Potenzial war aber nicht ausgereizt.


    Er hat das gut aufgenommen. Wir haben dann sehr viel Flankentraining mit ihm gemacht und in festen Schemata trainiert.“ Der Erfolg sollte sich einstellen.
    Heynckes:„Stefan ist ein intelligenter Spieler. Er strahlt jetzt eine innere Ruhe, Sicherheit und Selbstbewusstsein aus. Und behauptet viel mehr Bälle als vorher.“ Ein Lob gilt da sicher auch Co-Trainer Peter Hermann, der viel mit Kießling arbeitete.
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    ie Familie immer dabei


    Meine Familie tut mir so gut“, sagt Stefan Kießling. Wohl wahr. Durch die Geburt von Sohnemann Tayler-Joel im Februar 2008 ist der Angreifer „reifer geworden“, wie er selbst sagt


    Und die Liebeserklärung an seine Ehefrau (Hochzeit Ende 2008):„Meine Frau ist mein Ein und Alles. Sie hält mir den Rücken frei“, sagt Kießling über seine Norina, die oft im Stadion live dabei ist.


    Seine Familie trägt Kießling auch auf dem Platz mit sich: 2008 ließ er sich den Namen seines Sohnes auf den linken Unterarm tätowieren. Und dieses Tattoo küsst er nach jedem Tor.
    Knaller mit Schuhgröße 48


    Der schlaksige blonde Mann fällt auf. Aber wie groß ist Stefan Kießling denn nun? 1,91 Meter – heißt es bei Bayer. 1,94 Meter – gibt der DFB an.


    Fest steht das: Der Nationalspieler mit Schuhgröße 48 erzielt seine Tore überwiegend mit dem rechten Fuß, in dieser Saison zehnmal (dazu zwei Kopfballtreffer). In den vergangenen Wochen gefiel Kießling sogar mit tollem Kombinationsfußball.


    Vorbei die Zeiten, als er von einigen „Flipper“ genannt wurde, weil ihm oft die Bälle versprangen. Seine Technik ist viel besser geworden.


    „Stefan spielt seit Wochen überragend“, meinte Trainer Heynckes nach der 4:0-Gala des Spitzenreiters über Stuttgart. Es sind Klasse-Vorstellungen, die auch der Konkurrenz nicht verborgen blieben. Ein Wechsel im Sommer ins Ausland mit dann 26 Jahren wäre ein finanziell lohnendes Geschäft. Doch das wird es nicht geben!


    „Ja, es gibt Anfragen aus Spanien, England, Italien“, sagt sein Berater Ali Bulut, „doch warum sollte Stefan jetzt an einen Wechsel denken? Es läuft zu gut bei Bayer. Er hat Spaß in dieser homogenen Truppe und arbeitet mit einem professionellen Trainerstab zusammen. Und privat fühlt er sich auch wohl.“ Und wenn die finanzstarken Klubs kommen und Kießling (Vertrag bis 2012) unbedingt wollen?


    Bulut:„Ganz ausschließen kann man einen Wechsel nie. Aber es wäre respektlos Bayer gegenüber, jetzt mit anderen Klubs zu spekulieren. Die Planung ist, dass Stefan nächste Saison in Leverkusen spielt.“


    Quelle: EXZESS.DE