„Ich habe gezeigt, was ich kann!“

  • LEVERKUSEN: U-21-Europameister Gonzalo Castro über Skeptiker, Kritiker und Drecksäcke


    Als Europameister mit der U 21 hatte er als einziger Leverkusener in der vergangenen Saison ein Erfolgserlebnis. Wegen einer Verletzung und Trainingsrückstands saß Gonzalo Castro (22) beim Auftakt eine Stunde auf der Bank. Gegen die TSG Hoffenheim drängt er wieder in die Startelf. Der kicker sprach mit Castro.


    kicker: Sind Sie fit für das Spiel am Samstag?


    Gonzalo Castro: Auf jeden Fall, ich trainiere seit der vergangenen Woche, alles läuft wieder normal.


    kicker: Rechnen Sie damit, von Beginn an zu spielen?


    Castro: Ich hoffe es auf jeden Fall. Entscheiden muss der Trainer.


    kicker: Wenn ja, bleibt Ihr Platz hinten rechts?


    Castro: Auch das weiß ich nicht. Ich lasse mich überraschen. Ich habe ja schon auf der Sechs gespielt …


    kicker: Was Ihnen besser gefällt als der Außenverteidiger-Posten?


    Castro: Jeder Spieler hat natürlich seine Lieblingsposition. Auf der „Sechs“ gibt es vielseitige Möglichkeiten, sich weiterzuentwickeln.


    kicker: Exakt das ist es, was Ihnen Kritiker vorwerfen: Dass Sie sich nicht weiterentwickeln.


    Castro: Ich bin jetzt seit viereinhalb Jahren Stammspieler in Leverkusen – mit 22. Bei der U-21-EM habe ich wohl gezeigt, was ich kann.


    kicker: Im Mittelfeld!


    Castro: Ich habe es auch schon hinten rechts gezeigt. Der Trainer wird schon die richtige Position finden.


    kicker: Gestern spielte die Nationalmannschaft, und es war kein einziger Bayer-Profi dabei. Geschockt?


    Castro: Ich nicht, weil ich nicht damit gerechnet hatte. Simon Rolfes und Patrick Helmes waren oder sind verletzt. Dass René Adler nicht nominiert wurde, das hat uns alle überrascht und gewundert.


    kicker: Sie sind erst 22, waren schon bei der A-Mannschaft. Glauben Sie noch an ein Comeback?


    Castro: Wenn wir als Mannschaft erfolgreich spielen, dann wird es für jeden einfacher. Aber diesen ersten Schritt müssen wir machen.


    kicker: Der Start in Mainz war eher durchwachsen. Was ziehen Sie Positives aus diesem Spiel?


    Castro: Wir haben einen Rückstand gedreht – das ist uns in der gesamten vergangenen Saison nicht einmal gelungen. Das ist doch schon ein Fortschritt! Und außerdem hätte Mainz nie das 2:2 gemacht, wenn es diesen Freistoß nicht gegeben hätte. Das ist Fakt.


    kicker: Gegen den kommenden Gegner erzielte Bayer in der Vorsaison neun Tore in zwei Spielen. Liegt Ihnen Hoffenheim besonders?


    Castro: Ich denke, wir liegen uns gegenseitig. Es sind beides junge Teams, wir spielen beide offensiv, pressen viel und machen auch Fehler, weil noch Erfahrung fehlt. Ich bin sicher: Am Samstag werden die Fans ein tolles Spiel sehen.


    kicker: Skeptiker bemängeln fehlende Führungsspieler bei Bayer. Fehlt tatsächlich der „Drecksack“, wie es auch Sportchef Rudi Völler ausdrückte?


    Castro: Ich glaube, jeder kann mit seinen Qualitäten Führungsspieler sein. Das sind bei mir Passsicherheit, Zweikampfstärke, taktische Disziplin. Aber ich bin weder Drecksack noch Sauhund. Es ist Ansichtssache, ob uns solch einer fehlt, der jede Woche am Rande des Platzverweises steht. Wenn wir unsere Spielweise konsequent durchbringen, viel pressen, früh Bälle erobern und etwas kontrollierter nach vorne spielen, dann haben wir alles, was wir brauchen, um in dieser Saison Erfolg zu haben.
    INTERVIEW: FRANK LUßEM



    Quelle: kicker-Printausgabe vom 13.08.09