Bayer Leverkusens Sportdirektor Rudi Völler spricht über das Pokalspiel beim SV Babelsberg

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    Seit 2005 ist Rudi Völler nach Zwischenstationen als Bundestrainer und beim AS Rom wieder Sportdirektor bei Bayer Leverkusen. Mit dem 49-Jährigen sprach Ronny Müller.


    MAZ: Sie haben einst als Stürmer von 1860 München und Werder Bremen gegen Babelsbergs Trainer Dietmar Demuth gespielt. Erinnern Sie sich an die Zweikämpfe mit dem Verteidiger?


    Rudi Völler: Klar. Zumal es auch Parallelen gibt. Wir haben beide – wenn auch nicht gleichzeitig – für Offenbach und Leverkusen gespielt. Ich gönne Didi mit Babelsberg den Aufstieg in die dritte Liga, aber im Pokal gönne ich ihm nur eine Runde.


    Babelsberg hat eine sichere Abwehr. Wie will Leverkusen diese knacken?


    Völler: Das wird sicher kein Spaziergang. Letztes Jahr sind wir in Oberhausen auch nur mit Ach und Krach weitergekommen. Wir sind gewarnt.


    Patrick Helmes fehlt wegen einem Kreuzbandriss. Wie schwer wiegt sein Ausfall?


    Völler: Er ist schwer zu ersetzen. 21 Tore muss erst mal jemand schießen.


    Stefan Kießling hat in der vergangenen Saison zwölf Tore geschossen, steht er nun noch mehr in der Verantwortung?


    Völler: Stefan hat sich jedes Jahr verbessert. Aber auch Theofanis Gekas hat sich in der Vorbereitung sehr gut gemacht. Mit Eren Derdiyok haben wir noch einen sehr talentierten Stürmer.


    In der vergangenen Saison war Leverkusen Neunter. Was macht Sie so optimistisch, dass Sie nun einen internationalen Wettbewerb als Ziel ausgeben?


    Völler: Letztes Jahr waren wir nach 13 Spieltagen Erster. Leider sind wir in der Rückrunde eingebrochen. Realistisch betrachtet sehe ich uns zwischen Platz vier und acht.


    Nach der schwachen Rückrunde und dem verlorenen Pokalfinale ging Trainer Bruno Labbadia zum Hamburger SV. Haben Sie den Wechsel bedauert oder sahen Sie eher die Chance für einen Neustart?


    Völler: Man wechselt nicht so gerne den Trainer. Es sei denn, Ziele werden nicht erreicht und es stimmt etwas nicht zwischen dem Team und dem Trainer. Bruno hatte in der Vorrunde große Verdienste und im Frühjahr gute Angebote.


    Labbadia hatte in einem Interview beklagt, die Spieler müssten aus der Komfortzone heraus.


    Völler: Das stimmt so nicht. Die Spieler werden bei uns nicht besser oder schlechter behandelt als woanders. Wie überall gibt es Strafen und Lob. Brunos Aussagen waren eher auf die ganze Bundesliga bezogen.


    Der neue Trainer Jupp Heynckes will dem Team zum Sieger-Gen verhelfen. Hat das bisher gefehlt?


    Völler: Nein. Am Willen hat es nie gefehlt. Der Charakter ist absolut in Ordnung. Es fehlte die Kompaktheit. Wir wurden für unser Spiel oft gelobt. Aber wenn wir in Rückstand geraten sind, haben wir die Flügel hängen lassen. Es haben Führungspersönlichkeiten gefehlt. Darum haben wir zum Beispiel Sami Hyypiä für die Abwehr geholt.


    Die Verpflichtung von Jupp Heynckes kam in Zeiten, in denen junge Trainer in den Vordergrund drängen, überraschend. Hat er Sie mit seinen fünf Spielen als Klinsmann-Ersatz bei Bayern München beeindruckt?


    Völler: Wie er dort aufgetreten ist, das hat uns überzeugt. Seine Fachkenntnis war immer unumstritten. Er war nur nicht mehr auf dem Markt.


    Die gute Vorbereitung scheint Ihnen Recht zu geben.


    Völler: Heynckes bringt Stabilität rein, die spielerischen Fähigkeiten sind unumstritten.


    Ihre Bayern-Leigabe Tony Kroos scheint unter Heynckes aufzublühen. Was macht Heynckes mit ihm?


    Völler: Das ist nur Vorbereitung, es zählt am Freitag in Babelsberg. Bisher macht die ganze Mannschaft eine gute Figur. Aber es stimmt, Tony wirkt selbstbewusster und fitter.


    Sie haben 1990 im WM-Finale den entscheidenden Strafstoß zum 1:0-Sieg herausgeholt. Fachleute streiten sich bis heute, ob es wirklich ein Foul war. Hand aufs Herz, war es eine Schwalbe?


    Völler: Elfmeter ist, wenn der Schiedsrichter pfeift.



    quelle: maerkischeallgemeine.de