Ein großer Gewinner

  • (RP) Stefan Reinartz hat unter Jupp Heynckes eine sehr gute Vorbereitung hinter sich und fühlt sich seit der Rückkehr aus Nürnberg bei Bayer anders "wahrgenommen".


    Das ist das übliche Spielchen allüberall im Fußball nach dem Ende der Saisonvorbereitung. Wer hat sich hervorgetan, seine Ansprüche auf einen Stammplatz eindeutig dokumentiert, wer hat im beinharten Konkurrenzkampf eher schlecht abgeschnitten, aufgrund welcher Umstände auch immer? Wer in diesen Tagen bei Bayer auf Stefan Reinartz angesprochen wird, bekommt zumindest ein leichtes Leuchten in die Augen. "Der Stefan", sagt etwa Leverkusens Sportdirektor Rudi Völler, "hat mich überrascht." Reinartz selbst, ein 20 Jahre junger, gut gebauter Athlet, beißt erst mal ein Stück Banane ab, kaut bedächtig, überlegt ein bisschen und sagt dann: "Also, als Gewinner fühle ich mich gar nicht, denn ich habe auch in der vergangenen Saison in der Vorbereitung sehr gut trainiert. Der Unterschied ist nur, dass ich seit der Rückkehr aus Nürnberg ganz anders wahrgenommen werde."


    Aus dem Frankenland hat der Abwehrmann tatsächlich ein Empfehlungsschreiben erster Klasse mitgebracht als treibendes Mitglied im Ensemble des gefeierten Aufsteigers. Ein halbes Jahr hat er dort gewirkt als Leverkusener Leihgabe, den "Clubberern" von Co-Trainer Peter Hermann wärmstens ans Herz gelegt. Den Innenverteidiger hat er beim FCN gegeben und später mit Umsicht die sehr anspruchsvolle Rolle als Sechser ausgefüllt. "Wenn es um das Mehr an Aktionen geht, spiele ich lieber im zentralen defensiven Mittelfeld, doch die bessere Leistung glaube ich in der Innenverteidigung bringen zu können. Das ist für mich Gewohnheitssache", sagt er.


    Seit der E-Jugend ist der in Overath aufgewachsene Abiturient mit dem Hang zu einem Psychologie-Fernstudium bei Bayer, U-19-Europameister mit der deutschen Auswahl unter Horst Hrubesch ist er 2008 in Tschechien geworden. Und nun treibt es ihn natürlich in die Bundesliga – egal, ob als "Sechser" oder ein Stück dahinter. "Der Stefan hat das Zeug dazu. Er ist ruhig am Ball, besitzt eine gute Übersicht, ist schnell und hat ein super Passspiel", betont Peter Hermann, der sich seit der Kooperation in Nürnberg als Reinartz' Mentor verstehen darf. Wenn der Youngster den Ball zum Kollegen spielt, fliegt die Kugel tatsächlich flach über den Rasen, so hart geschlagen wie das in England üblich ist und Cheftrainer Jupp Heynckes das liebt.


    Jetzt muss Reinartz mit Blick aufs Pokalspiel in Babelsberg abwarten und schauen, wie der Rehabilitationsprozess bei Simon Rolfes verläuft, der der Platzhirsch ist auf der "Sechs". Oder er muss einen anderen Kollegen ausstechen. "Ich werd's versuchen", sagt er ruhig.