Der neue Alte - Leverkusens Sami Hyypiä

  • Er ist der einzige Bundesligaprofi mit zwei "y" im Nachnamen. Doch das allein qualifiziert Sami Hyypiä nicht für den Posten des Abwehrchefs in Leverkusen. Er bewarb sich mit dem Champions-League Sieg und jeder Menge Erfahrung.


    Einen völlig überraschenden Transfercoup landete der kaufmännische Geschäftsführer von Bayer 04 Leverkusen, Wolfgang Holzhäuser, mit der Verpflichtung des finnischen Rekord-Nationalspielers Sami Tuomas Hyypiä vom englischen Traditionsverein FC Liverpool bereits im Mai diesen Jahres.


    Damit es keinen unverständlichen Einbruch wie in der vergangenen Runde gibt, den man auf die Unerfahrenheit der jungen Werkself zurückführt, soll das 35 Jahre alte Urgestein, das vom Mersey den Weg an den Rhein fand, der Bayer-Abwehr die nötige Stabilität verleihen.


    Hyypiä, der bereits als 19-Jähriger in der finnischen Nationalmannschaft debütierte, bestritt 2009 sein 700. Pflichtspiel und holte so ziemlich alles, was es im Fußballgeschäft zu holen gibt. In den letzten zehn Jahren wurde der 1,96 Meter-Hüne sieben Mal Finnlands Fußballer des Jahres, Finnlands Sportler des Jahres, Champions-League-Sieger, zweimaliger UEFA-Pokalsieger, zweimaliger Supercup-Gewinner, zweimaliger englischer Ligapokalsieger und zweimaliger finnischer Pokalsieger.


    Verzicht auf den Sonderurlaub


    Der leidenschaftliche Vollblut-Fußballer, der bereits einen Tag früher als erwartet das Training aufnahm und seinen Sonderurlaub, den er von Heynckes auf Grund der WM-Qualifikation verschrieben bekam, quittierte, um bei der Mannschaft zu sein, freut sich auf seine Aufgabe bei seinem neuen Arbeitgeber: »Die Gespräche mit den Verantwortlichen von Bayer 04 waren sehr gut. Sie gaben mir das Gefühl, dass sie mich unbedingt verpflichten wollen«.


    Hyypiä, der ablösefrei kam, einen Vertrag bis 2011 hat und in den letzten zehn Jahren nur ein Mal den roten Karton aus nächster Nähe betrachten musste, kam in Liverpool nur noch sporadisch zum Einsatz. Trotz seines fortgeschrittenen Alters wurde er von vielen englischen Vereinen umworben, gab aber letztendlich Leverkusen den Zuschlag, weil ihm die Bundesliga reizvoll erschien und er unter keinen Umständen mit einem Premier-League-Verein an seine alte Wirkungsstätte zurückkehren wollte. »Ich war schon als Kind Liverpool-Fan, für mich ging ein Traum in Erfüllung, als sie mich holten. Es wäre nicht gut gewesen, mit einem anderen englischen Team an die Anfield-Road zu kommen«.


    Der in Porvoo im Süden Finnlands geborene Abwehr-Riese, der im Herbst seiner Fußballkarriere angelangt ist, wurde von den Liverpool-Fans gebührend verabschiedet. Die Fans choreographierten in überdimensional großen Lettern den Namen der finnischen Lichtgestalt, was dem Abwehr-Hünen feuchte Augen bescherte. »Ich wusste, dass ich in Liverpool nicht mehr viele Spiele machen würde. Ich will aber jede Woche spielen, wenn ich meine Leistungen bringe. Ich bin zuversichtlich, dass ich mein Niveau halten und mit Bayer Titel gewinnen kann«.


    Die Kommunikation mit seinem neuen Mentor Heynckes wird bilingual von statten gehen. Da der Finne vier Jahre in den Niederlanden für Wilhelm II in Tilburg spielte, versteht er das Nötigste.


    Hyypiä ist verheiratet und hat einen Sohn. Anstelle eines Eherings hat er sich mit seiner Frau ein gemeinsames Tatoo auf den Ringfinger stechen lassen, da er keinen Schmuck mag. Zudem ist diese Tätowierung praktisch, fügte Hyypiä an: »Ich muss dann keinen Ring ausziehen, wenn ich trainiere oder ein Spiel habe«.


    Voller Ehrfurcht nahmen die anderen Spieler auf dem Parkplatz des Bayer-Geländes seinen Dienstwagen in Augenschein. Ein 620 PS starker silbergrauer Ferrari 559 GTB. In der Fuhrpark-Historie von Bayer Leverkusen spielten nur Bernd Schuster (Rolls Royce) und Jens Nowotny (Mercedes SLR McLaren) in dieser Liga mit.


    Neben Anatoliy Timoshchuk, der zu den Münchener Bayern wechselte, ist Hyypiä der größte Name auf dem Papier, der für die kommende Runde ein Engagement in der Bundesliga aufnimmt. Obschon er noch nie ein Freund des Sprints war und wahrscheinlich auch kein Wettrennen gegen David Odonkor gewänne, ist sein nahezu perfektes Stellungsspiel über die Jahre hinweg zu einem psychomotorischen Automatismus gereift, der für die unerfahrene, junge Bayer-Hintermannschaft im Kampf um Kontinuität und internationale Plätze von größter Bedeutung werden könnte.


    Dies sieht Rudi Völler, Sportchef von Bayer, ähnlich: »Sami wird mit seiner Erfahrung Stabilität in unsere junge Manschaft bringen«. Tante Käthe muss es ja schließlich wissen.


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